Ausstellung erinnert an die von den Nationalsozialisten ermordeten Kinder

Zu den drei Stolpersteinen soll bald ein vierter hinzukommen und an Paul, einen kleinen Jungen mit Down-Syndrom, erinnern. | Foto: Caspar
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Wittenau. Sie wurden von ihren Ärzten als freundlich, zutraulich und folgsam geschildert, trotzdem wurde über sie mit dem Kürzel "RA" das Todesurteil gesprochen. Den Kindern, die während des Zweiten Weltkriegs dem "Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden" überantwortet wurden, ist jetzt eine Ausstellung gewidmet.

An die so genannten "RA"-Kinder erinnern eine Gedenktafel und Stolpersteine in der ehemaligen Kinderfachabteilung gegenüber dem Rathaus Reinickendorf. Sabine Hillebrecht zufolge, Geschichtslehrerin und Kuratorin der Ausstellung "Auf freundlichen Zuspruch lächelt das Kind", sollte der Begriff "Kinderfachabteilung" Eltern und Angehörigen suggerieren, dass sich ihre Kinder in der Obhut von Fachpersonal befinden und Sorgen um sie unbegründet sind. In Wahrheit waren die Kinder nichts anderes als Menschenmaterial für hochriskante, tödlich endende Medizinversuche, die sehr schmerzhaft waren.In ganz Nazi-Deutschland existierten mehr als 30 solcher Kinderfachabteilungen. Die zu den Wittenauer Heilstätten, seit 1957 Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, gehörende Außenstelle Wiesengrund am Eichborndamm 234-242 war eine von ihnen. Die Ausstellung schildert, was dort den hilflosen Kindern angetan wurde, wie sie hier durch absichtlich falsch dosierte Medikamente, Verweigerung von Nahrung und medizinischer Hilfe elend zugrunde gingen.

Schüler des Reinickendorfer Friedrich-Engels-Gymnasiums haben Geld für einen neuen Stolperstein gesammelt, der am 7. Juni im Rahmen einer Gedenkstunde vor dem Gebäude verlegt werden soll. Er erinnert an Paul, einen Jungen mit Down-Syndrom, der gern in die Schule gegangen wäre, es aber nicht durfte, weil das NS-Regime ihm und seinen Leidensgenossen das Lebensrecht absprach.

Die Ausstellung ist Teil des Themenjahres 2013, das mit zahlreichen Aktionen an die Verbrechen des NS-Regimes zwischen 1933 und 1945 erinnert und zeigt, wer die Opfer und die Täter waren. Denjenigen, die ihm als Ärzte und Betreuer dienten und den hippokratischen Eid auf besonders perfide Weise brachen, ist in den meisten Fällen nichts geschehen.

Die Ausstellung ist vom 31. Mai bis zum 31. Januar kommenden Jahres am Eichborndamm 234-242 zu sehen. Geöffnet ist montags von 9 bis 13.30 Uhr sowie dienstags bis freitags und sonntags von 9 bis 16 Uhr. Weiter Informationen unter 404 40 62, auf info@heimatmuseum-reinickendorf.de oder direkt im Heimatmuseum Reinickendorf, Alt-Hermsdorf 35.
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

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