Ein halbes Jahr Quartiersmanagement im Auguste-Viktoria-Kiez – viele Initiativen gestartet
Reinickendorf. Es ist dicht besiedelt, rar an Grünflächen, Jugendclubs fehlen auch; das Hickhack um den Flughafen Tegel zerrt an den Nerven der Bewohner und sorgt für eine starke Fluktuation: Nicht ohne Grund gibt’s das Quartiersmanagement-Gebiet Auguste-Viktoria-Allee. Seit April bekommt der Stadtteil vom Senat Geld für Projekte, die die Lebensverhältnisse verbessern sollen.
Rund 20.000 Menschen leben im 78 Hektar großen Quartiersmanagement-Gebiet Auguste-Viktoria-Allee – in teils sehr unterschiedlichen Kiezen, vom Gründerzeitviertel über die Reihenhaus- bis zur Genossenschafts-Siedlung. „Das Gebiet ist auffällig stark in Nachbarschaften zerstückelt, entsprechend sind die Probleme hier etwas anders als dort“, sagt Silke Klessmann. „Handlungsbedarf gibt es aber überall.“ Seit gut einem halben Jahr sitzt die Quartiersmanagerin mit ihren Kollegen Adem Erenci und Sebastian Bodach im Vorort-Büro in der Graf-Haeseler-Straße 17. Das dreiköpfige, erfahrene QM-Team arbeitet im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und gemeinsam mit den im Auguste-Viktoria-Kiez ansässigen Akteuren – also Vereinen, Freizeit- und Seniorenzentren, Kitas, Schulen, der Stadtteilbibliothek. Ziel ist es, im Laufe der kommenden Jahre ein lebenswertes Wohnquartier zu schaffen, gute Nachbarschaften inklusive.
Zunächst haben die Quartiersmanager herausgefunden, was die Menschen im Gebiet besonders beklagen. Was sie stört, was fehlt, was sich ändern muss. „Sauberkeit und Sicherheit sind ein großes Thema“, erzählt Silke Klessmann. „Außerdem wünschen sich die Leute mehr Kulturangebote. Und wenn man hier 16 ist, hat man in der Freizeit keinen Ort, mit Ausnahme der Klix-Arena.“ Der Bolzplatz sei okay, reiche aber nicht für die vielen Jugendlichen, die im Kiez leben.
Das QM-Team ist im Reinickendorfer Wohnviertel mit offenen Armen empfangen worden. Das zeigen nicht zuletzt die gut besuchten Auftaktveranstaltungen, dank derer die Quartiersmanager etliche Ideen gesammelt und einige Projekte bereits angeschoben haben. A und O ist allerdings die Bereitschaft der Kiezbewohner, sich tatkräftig zu beteiligen. „Manche Leute denken ja, wenn Fördergeld da ist, läuft alles von allein – aber so ist es eben nicht. Quartiersmanagement bedeutet immer, dass sich alle zusammen engagieren.“
Über mangelndes Interesse an den Gremien, die über die Vergabe von Fördermitteln mitentscheiden, kann das QM-Team aber nicht klagen. 15 Mitglieder und zehn Vertreter sitzen im erst jüngst gewählten Quartiersrat. In der Aktionsfondsjury, die kleinere Projekte bewilligt, können gern noch Interessierte mitmachen. Voraussetzungen sind bloß eine Adresse im Fördergebiet und das Mindestalter 16.
Angedacht, angeschoben oder erfolgreich angefangen: Von etlichen Projekten seien an dieser Stelle drei genannt. „Alles sauber – alles schick?“ ist das Motto einer Initiative, die den Dreckecken im Kiez den Kampf angesagt hat. Langfristig soll eine Arbeitsgruppe entstehen, die sich um Sauberkeit und Sicherheit kümmert. Ansprechpartner sind Stadtplaner Holger Scheibig und Anwohner Ulrich Droske – beide freuen sich über jede helfende Hand. Kontakt gibt es per E-Mail an sauber-im-kiez@gmx.de. Die Veranstaltung „Kindheit im Kiez“ am 23. November bildet den Auftakt zu einem großen Lesefestival im kommenden Jahr. Von 15 bis 17 Uhr sind im QM-Büro alle Leute willkommen, die Texte, Fotos oder Erinnerungen beisteuern können. Nach Möglichkeit soll sich eine Leserunde mit regelmäßigen Treffen bilden, die auch am Festival mitwirkt. Im Dezember öffnet sich dann im Auguste-Viktoria-Kiez der erste lebendige Adventskalender, auf die Beine gestellt vom Verein Freunde alter Menschen. An den Vorweihnachtstagen hält jeweils eine Einrichtung ein spezielles Angebot – Basteln, Kindertheater oder ähnliches – bereit. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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