Little Home bietet Schlafplatz und Nachbarschaft
Hilfe für Obdachlose

Daniel gibt gerne einen Einblick in seine neue kleine Welt. | Foto: Christian Schindler
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Das erste Little Home (englisch: kleines Heim) für Obdachlose im Bezirk steht an der Stargardtstraße. Der Bezirksverordnete Norbert Raeder (parteilos, für CDU) hat den Standort organisiert.

Daniel bittet in die gute Stube. Die besteht eigentlich nur aus einer Rasenfläche um ein winziges Häuschen, das aus einstigen Europaletten und anderen Holzteilen gezimmert wurde. In dessen Schatten will Daniel unbedingt erzählen, was ihm Gutes widerfahren ist.

Bisher kam das eher selten vor in seinem Leben. Von drei großen Abstürzen berichtet der 31-Jährige, der aus Bremen stammt. Und das waren nur die besonders schlimmen Ausrutscher in einem Leben, dessen Richtung fast unterunterbrochen als „nach unten ausgerichtet“ schien.

Das Leben als Abwärtsstrudel

Daniel wurde in eine schwierige Familie geboren, bald folgte Heimaufenthalt auf Heimaufenthalt. Irgendwann ging es zurück in die Familie, wo ihn der Stiefvater sexuell missbrauchte. Daniel landete wieder beim Vater, doch der schlug zu, wann immer ihm etwas nicht passte. Irgendwann beschloss Daniel, dass ihm ohnehin niemand mehr helfen könne. Auch der Staat nicht. Also wurde Daniel für den Staat unsichtbar, unerreichbar für Hilfen, die Papiere und das Ausfüllen von Formularen zur Voraussetzung gehabt hätten, unerreichbar aber auch für jede Form finanzieller Unterstützung.

Gesehen wurde Daniel nur noch von den Menschen, die er auf der Straße anbettelte. Viele reagierten nicht oder wandten sich ab, einige spendeten, und noch ein paar weniger dachten nach – wie Norbert Raeder, der schon die Idee in die Bezirksverordnetenversammlung getragen hatte, nach Standorten für Little Homes zu suchen. Das sind Mini-Häuschen, die immerhin eine trockene und abschließbare Unterkunft für die Nacht bieten.

Gerade Sicherheit in der Nacht wird von Menschen, die auf der Straße leben, oft vermisst. Die großen Abstürze von Daniel haben auch damit zu tun, dass ihm nachts auch noch das wenige, was er noch besaß, gestohlen wurde. Die Little Homes bieten außer Sicherheit auf etwas mehr als drei Quadratmetern Matratze, Regal, Waschbecken, Campingtoilette und Arbeitsfläche mit Kochmöglichkeit.

Die gemeinsame Suche nach einem Standort führte Bürgermeister Frank Balzer und Baustadträtin Katrin Schultze-Berndt (beide CDU) schnell zum Werkhof des Gartenbauamtes an der Stargardtstraße 9. „Bisher gab es Standorte für Little Homes an abgelegenen Orten wie Autobahnauffahrten“, sagt Balzer. Genau das wollte er nicht. Die Menschen sollten in eine Art von Nachbarschaft hineinwachsen.

1200 Euro kostet ein Little Home

Genau dafür sorgte Norbert Raeder. Während er in seiner Gastwirtschaft Kastanienwäldchen die rund 1200 Euro Spenden sammelte, die ein Little Home kostet, und es dann auch gleich montieren ließ, nutzer er seine Kontakte zu anderen Geschäftsleuten an der Residenzstraße. In einem Geschäft kann Daniel die Toilette nutzen und duschen, von der Easy-Apotheke an der Residenzstraße hat er die Zusage, im Eingangsbereich die Obdachlosen-Zeitung Karuna Kompass verkaufen zu dürfen. Das Sozialprojekt Teen Challenge vom Franz-Neumann-Platz will Daniel auf dem Weg ins betreute Wohnen helfen, und ein Seniorenheim denkt schon über einen Praktikumsplatz für Daniel nach. Spenden für Daniel wie gut erhaltene Kleidung oder Geld sind an der Stargardtstraße 9 übrigens ebenso willkommen wie im Kastanienwäldchen, Residenzstraße 109.

Die Vorbereitungen für ein zweites Little Home am selben Standort laufen schon. Weitere Informationen über die Little Homes und Möglichkeiten zu deren Unterstützung gibt es auf www.little-home.eu.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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