"Langweilig wird es hier nie": Das Technische Hilfswerk sucht ständig neue Mitstreiter
Mittwochabend im Gemeinschaftsraum des Technischen Hilfswerks (THW), Ortsverband Berlin-Mitte: Es ist es leer geworden – der Großteil des rund 50-köpfigen Teams ist mit Fahrzeugen und schwerem Gerät zu den allwöchentlichen Übungen ausgerückt.
Zeit für eine Pause. Clara Jongen, Fachhelferin im Brückenbau und Bootsführerin, legt den gelben Helm ab und schmunzelt. „Mal ist es ruhig, dann wieder bescheren Stürme wie Herbert und Xavier permanente Einsätze. Langweilig wird's jedenfalls nie – und man lernt nie aus.“ Die 31-Jährige lebt seit 2011 in Berlin und ist seit zwei Jahren Mitglied des THW. Und das mit Leib und Seele: „Es ist die Abwechslung, die es so spannend macht. Entwurzelte Bäume, überflutete Keller, Brände oder Unfälle wechseln mit Rettungsaktionen für Haustiere oder – wie im vergangenen Jahr – mit Aktionen im Bereich der Flüchtlingshilfe.“
Als hervorragenden Ausgleich zum Berufsalltag sieht auch Kollege Robert Mandsfeld sein Engagement im THW: „Hier lernt man Teamwork, leistet konkrete Hilfe und hat zusätzlich noch die Möglichkeit, sich in unterschiedlichen Bereichen praktisch aus- und weiterbilden zu lassen.“ Gerade hat sich der gebürtige Berliner und studierte Biochemiker für den Lehrgang als Atemschutzgeräteträger angemeldet. „Damit kann ich künftig in Unfall- und Gefahrensituationen eingesetzt werden, in denen giftige Dämpfe oder Gase eine Rolle spielen.“
Und was ist für ihn die wichtigste Voraussetzung für die Arbeit im Ortsverband? „Die Menschen schätzen unsere Arbeit – das Feedback ist immer positiv. Und die Chemie stimmt in unserem Team – der soziale Zusammenhalt ist ausschlaggebend für die Motivation.“ Dabei kommen die „Blauen Engel“ in Mitte aus völlig unterschiedlichen Berufen. Vom BVG-Fahrer und BSR-Mitarbeiter über den Handwerker bis zu Studenten und Akademikern ist alles vertreten.
Alte Hasen und junge Helferanwärter
Auch die Altersklassen sind breitgefächert: Einige „alte Hasen“ sind schon Jahrzehnte dabei, sagt Robert Mandsfeld und ergänzt: „Andererseits gibt's eine Jugendgruppe, die spielerisch an die Arbeit des THW herangeführt wird. Bis zum Start der Grundausbildung als Helferanwärter.“ Auch Thomas Neumann hat mal so angefangen und ist nun Ortsbeauftragter des Verbands.
Er weiß um das Nachwuchsproblem in einer Organisation, die zu 99 Prozent von Ehrenamtlichen getragen wird: „Wir beobachten, dass der Zulauf in den Ortsverbänden sehr unterschiedlich ist. Wir hier in einem klassischen Arbeiterviertel verzeichnen weniger Interessenten als zum Beispiel Steglitz-Zehlendorf.“ Hinzu kommt eine große Fluktuation. „Viele Studenten sind dabei, doch nach dem Abschluss ihres Studiums wechseln sie berufsbedingt oft in einen anderen Bezirk oder eine andere Stadt“, sagt Thomas Neumann.
Gleichwohl bleibt die „Faszination Helfen“ attraktiv. Bundesweit sind rund 80 000 THW-Mitglieder in insgesamt 668 Ortsverbänden organisiert. Die empfangen, wie eben der Ortsverband Mitte, Interessierte mit offenen Armen. „Mittwochs ab 19 Uhr kann man bei uns in der Walderseestraße 23-24 reinschnuppern“, sagt Thomas Neumann.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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