Little Homes und Wohnwagen der Help Stiftung erreichen viel für Betroffene
Mehr tun gegen die Obdachlosigkeit
Die Reinickendorfer Grünen widmeten eine komplette Kreismitgliederversammlung dem Thema Obdachlosigkeit.
Es ist ein kleines Jubiläum, das nicht unbedingt stolz macht. In Berlin ist am 1. Oktober die 30. Kältehilfe-Saison gestartet. Stadtweit stehen 440 Plätze in Notübernachtungen und Nachtcafés zur Verfügung. Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) will die Zahl der Übernachtungsplätze bis Jahresende auf 1100 erhöhen.
Auch in Reinickendorf wird sichtbar, dass Menschen keine Unterkunft haben. Man sieht Menschen, die in U-Bahnhöfen übernachten oder auf Parkplätzen. Am U-Bahnhof Tegel ist vor einiger Zeit ein Obdachloser gestorben.
Dieter Puhl als wichtige Informationsquelle
Im gerade verabschiedeten Reinickendorfer Doppelhaushalt für die beiden kommenden Jahre haben SPD, Grüne, Linke und FDP eine Aufstockung des Ansatzes für aufsuchende Sozialarbeit um jeweils 50.000 Euro auf jetzt 60.500 Euro pro Jahr durchgesetzt. Die Zahlen gehen zurück auf einen Hinweis von Dieter Puhl, den langjährigen Leiter der Berliner Stadtmission am Bahnhof Zoo. Dort werden täglich bis zu 600 Menschen mit warmem Essen und mit Kleidung versorgt, Duschmöglichkeit inklusive. Nach Puhls Erfahrungen können zwei Sozialarbeiter, die sich um die Menschen auf der Straße kümmern, in einem Außenbezirk viel erreichen, wenn sie Vertrauen aufbauen und dann bei Behördengängen unterstützen können. Erfahrungen aus Pankow bestätigen das.
Gleichwohl sagt Puhl, von den Reinickendorfer Grünen als einer von mehreren Experten eingeladen: „Wir waren schon mal weiter.“ Doch mittlerweile werde die Not wieder bewusster angegangen.
Little Homes als unkomplizierte Lösung
In Reinickendorf sind es Einzelinitiativen, die aber viel erreichen. Norbert Raeder, Wirt des Kastanienwäldchens an der Residenzstraße, hat die ersten beiden Littles Homes, Minihäuser aus Europaletten, nach Reinickendorf in die Stargardtstraße geholt. Mittlerweile hat dort schon die zweite Generation Unterkunft gefunden. Der erste Bewohner hat inzwischen sogar schon Arbeit und Wohnung. Seine ehemalige Unterkunft wird jetzt von Angela bewohnt, die darum bittet, „in dem Obdachlosen die Persönlichkeit“ zu sehen.
Raeder verweist auf vermeintliche Kleinigkeiten, die vielen Menschen nicht bewusst sind, für Obdachlose aber eine riesige Belastung: „Wo gehen diese Menschen eigentlich auf die Toilette, wo können sie sich waschen?“. Für die Bewohner der Little Homes hat er diese Möglichkeiten bei Martin Proschmann geschaffen, der für die Berliner Help Stiftung auf dem Franz-Neumann-Platz in einem Wohnwagen Hilfsangebote für Obdachlose bereit hält. Berlinweit müsste es sehr viel mehr kostenlos zu nutzende Toiletten und Waschmöglichkeiten geben.
Obdachlose gegeneinander ausgespielt
Proschmann kann wiederum bestätigen, was der Grünen-Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksverordnetenversammlung, Elke Klünder, beim Umgang mit Obdachlosigkeit zu Ohren gekommen ist: „Da werden einheimische Obdachlose gegen Zugewanderte gegeneinander ausgespielt.“ Proschmann erlebte erst kürzlich, wie in seiner Einrichtung eine aus Südosteuropa zugewanderte Mutter von älteren deutschen Obdachlosen beschimpft wurde, weil sie sich angeblich ein Stück zuviel an ausgegebener Babykleidung genommen habe.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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