100 Anlaufstellen gegen Einsamkeit
Sticker sollen Menschen zusammenbringen

Die Reinickendorfer Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU), die Geschäftsführerin der Feinbäckerei Laufer, Mareike Seefluth, und Katharina Schulz, die Einsamkeitsbeauftragte des Bezirks (von rechts) beim Ankleben eines Stickers an der Filiale der Feinbäckerei und Konditorei Laufer in der Heinsestraße. | Foto:  Thomas Frey
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  • Die Reinickendorfer Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU), die Geschäftsführerin der Feinbäckerei Laufer, Mareike Seefluth, und Katharina Schulz, die Einsamkeitsbeauftragte des Bezirks (von rechts) beim Ankleben eines Stickers an der Filiale der Feinbäckerei und Konditorei Laufer in der Heinsestraße.
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Die Präsentation fand am 10. Oktober an der Bäckerei, Konditorei und Café Laufer in der Heinsestraße statt. Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) klebte zusammen mit Geschäftsführerin Mareike Seefluth und Katharina Schulz, der Einsamkeitsbeauftragten des Bezirks, einen Button an die Eingangstür.

„Offenes Herz, offenes Ohr, gegen Einsamkeit“ ist darauf zu lesen. Auch einen QR-Code gibt es auf dem Sticker, der unter anderem zu weiteren Anlaufstellen führt. Das Logo wurde von dem Künstler Firat Barut und der Künstlergilde Medizin & Kultur gestaltet. Es ist an insgesamt 100 Einrichtungen verschickt worden. Sie und gerne noch mehr sollen Teil dieser Anti-Einsamkeits-Aktion werden. Wer den Sticker anbringt, signalisiert damit, dass einsamen Personen im wahrsten Sinne des Wortes Raum gegeben wird. Ihnen soll zugehört und Unterstützung angeboten werden.

Ganz simpel etwa dadurch, dass beispielsweise bei Laufer niemand etwas dagegen hat, wenn der Brötchenkauf mit ein paar netten Sätzen begleitet wird. Noch deutlicher wird der Sinn der Aktion durch die beiden Plauderstammtische, die dort inzwischen jeden Montag am Vormittag und Mittwoch am Nachmittag stattfinden. Mareike Seefluth habe damit den Start bereits vorweggenommen, sagte Emine Demirbüken-Wegner. Sie beteilige sich daran, weil Einsamkeit auch bei ihrer Kundschaft ein Thema sei, erklärte die Geschäftsführerin. Etwa nach dem Verlust eines Partners. Ihr Angebot soll ungefähr so „wie beim Robinson-Club“ funktionieren. Ähnlich wie bei diesen Urlaubsherbergen könnten die Menschen den Clubtisch ansteuern, wenn sie Kontakt und Austausch wünschen. Sie könnten sich dort aber auch nur zeitweise aufhalten und sich vielleicht auch zu jemand anderen an den Tisch setzen.

An der Aktion beteiligen sich Freizeitstätten, Stadtteilzentren, Pflegestützpunkte, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Quartiersbüros, Schulen und Gewerbetreibende wie Apotheken und Restaurants. Den Mut zu finden, eine öffentliche Einrichtung zu betreten, sei für einsame Menschen nicht einfach, erklärte die Bürgermeisterin. Auch wer zum Beispiel das erste Mal eine Senioreneinrichtung besuche, wäre sich vielleicht nicht sicher, was ihn dort erwarte. Der Sticker verweise dagegen auf eine bewusste Einladung. Er stehe darüber hinaus für mehr als nur eine Kampagne. Nämlich dem Bewusstsein für die Bedürfnisse der Betroffenen. Sie würden gleichzeitig ermutigt, die Unterstützung anzunehmen.

Einsamkeit ist ein Schwerpunktthema von Emine Demirbüken-Wegner seit ihrer Wahl zur Bürgermeisterin. Sie hält sie für eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Reinickendorf hat als bundesweit erste Kommune Anfang des Jahres die Stelle einer Einsamkeitsbeauftragten geschaffen. Die erste Inhaberin amtierte nur wenige Monate. Ihr schnelles Ende wurde nie offiziell begründet, aber anscheinend hat die Zusammenarbeit nicht gepasst. Seit Juli bekleidet Katharina Schulz dieses Amt. Sie ist gleichzeitig auch die Ehrenamtsbeauftragte des Bezirks. Eine Abwertung der Position der Einsamkeitsbeauftragten habe es dadurch nicht gegeben, ganz im Gegenteil, wurde im Bezirksamt beteuert. Zum einen erhalte Katharina Schulz für den Einsamkeitsbereich noch eine Mitarbeiterin und werde zudem in ihrer Tätigkeit für das Ehrenamt bereits von drei Kolleginnen unterstützt. Überdies ergäbe es Sinn, beide Aufgaben eng zu verbinden.

Auch an den vorgesehenen Aktivitäten gegen Einsamkeit habe sich nichts geändert, betonte Emine Demirbüken-Wegner, und verwies dabei nicht zuletzt auf die Stickeraktion. Wie geplant, soll es am 16. Dezember einen weiteren Einsamkeitsgipfel geben. Und bereits am Mittwoch, 23. Oktober laden die Bürgermeisterin und Katharina Schulz von 11 bis 12 Uhr zu einem „Quasseltreff“ an der „Quasselbank“ vor dem Rathaus am Eichborndamm 215 ein. Mit Quasselbank ist die farblich markierte Sitzgelegenheit auf der Freifläche gemeint. Wer daran teilnimmt, erfährt mehr über die bezirkliche Strategie gegen Einsamkeit. Und hat die Möglichkeit auch mit anderen ins Gespräch zu kommen. Bei schlechtem Wetter findet das Treffen in der Rathauscafeteria „Blattwerk“ statt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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