Thorsten Karge sammelt Kaffee und packt an
Dieter Puhl freut sich am 10. Oktober nicht nur über zusätzliche helfende Hände an der Jebensstraße: "Solche Projekttage helfen uns vor allem bei der Netzwerkbildung", sagt der Leiter der Bahnhofsmission mit Blick auf den SPD-Abgeordneten Thorsten Karge, der ziemlich routiniert Essensportionen über die Theke an Bedürftige verteilt, unter anderem assistiert vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion in der Bezirksverordneten-Versammlung, Gilbert Collé.
Vor fünf Jahren war die Bahnhofsmission am Zoo pleite, beinahe wäre sie geschlossen worden. Als Puhl sie damals als Leiter übernahm, begann er, Netzwerke zu bilden, die die 24 Stunden geöffnete Institution retteten. Diese reichen vom Achtjährigen, der fünf Euro von seinem Taschengeld vorbeibringt, bis zum Manager, der einen Sprachcomputer besorgte. Schließlich kommen täglich rund 600 Gäste aus knapp 100 Nationen.
Längst hilft die Bahnhofsmission weit über den ursprünglichen Zweck hinaus. Hier werden nicht nur bahnreisende Menschen betreut, sondern vor allem die, die notgedrungen fast immer auf Reisen sind - ohne festen Wohnsitz, oft abhängig davon, dass eine kleine Hilfe, vom Schlafsack bis zum Essen, das tägliche Überleben sichert.
Zum Netzwerk von Dieter Puhl gehört längst auch Thorsten Karge. Der ist unter anderem Sicherheitspolitiker der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, und stieß bei einem Rundgang mit der Polizei am Bahnhof Zoologischer Garten auf die Bahnhofsmission. "Dabei zeigte sich, dass die Beamten ein sehr guten Draht hierher haben", sagt Karge in der Bahnhofsmission. Auch Puhl lobt das gute Verhältnis zur Polizei, das bald auch einen ganz konkreten Vorteil für Obdachlose haben wird. In der kalten Jahreszeit werden auch Streifenwagen mit Schlafsäcken ausgestattet - sie kommen schließlich noch viel mehr in der Stadt herum als die traditionellen Kältehilfe-Busse, und können dann ganz schnell und unbürokratisch helfen.
Dass die Bahnhofsmission rund um die Uhr rund läuft, ist auch das Verdienst von 130 Ehrenamtlichen, von 120 Praktikanten und von knapp 200 Menschen, im Rahmen des Programms "Arbeit statt Strafe" Geldstrafen oder geringfügige Haftstrafen abarbeiten - und von denen wiederum immer welche als Ehrenamtliche in der Bahnhofsmission "hängenbleiben". Puhl wirbt darum, dass auch Firmen ihre Projekttage in der Mission leisten, das helfe nicht nur der Mission selbst, sondern stärke oft auch die Teams in den Firmen.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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