Wo bleibt der in Vereinen organisierte Sport?
Bezirkssportbund kritisiert Ausrichtung der neuen Zählgemeinschaft auf private Angebote
Die "Reinickendorfer Ampel" aus SPD, B’90/Grüne und FDP möchte im Bezirk einiges anders machen. Das stößt nicht überall auf Wohlwollen.
Besonders enttäuscht zeigte sich der Vereinssport. Dessen Dachverband, der Bezirkssportbund Reinickendorf, beklagt in einem offenen Brief, dass in der Vereinbarung der Zählgemeinschaft der Sport zwar als wichtiger Teil des Schullebens und für die Freizeitgestaltung hervorgehoben wird. Die besondere Bedeutung, der gemeinnützigen Sportvereine in und für die Gesellschaft finde dagegen keine Erwähnung. Es werde auch nicht ausgeführt, wie die vielen ehrenamtlich Engagierten gefördert werden könnten. Noch deutlicher formulieren die Vertreter des organisierten Sports ihre Kritik an der Forderung der Zählgemeinschaft, das Sportförderungsgesetz und die Sportanlagennutzung (SPAN) zugunsten freier Sportgruppen anzupassen. Damit "legen Sie die Axt an die Arbeit der gemeinnützigen Sportvereine", heißt es in dem vom Bezirkssportbund-Vorsitzenden Stefan Kolbe und seiner Stellvertreterin Elke Duda unterschriebenen Brief.
Was theoretisch klingt, kann einige Konsequenzen haben. Die Vereine sehen sich als die profunden und kompetenten Anbieter für nahezu den gesamten Bereich der Leibesübungen. Darüber hinaus verweisen sie auf ihre gesellschaftliche und soziale Bedeutung. Sollten jetzt private Sportformationen mehr Wohlwollen und Unterstützung erhalten, wird das als Angriff auf das eigene Terrain gewertet. Bereits die Möglichkeit, dass solche Gruppen zum Beispiel vielleicht mehr Hallenzeiten bekommen, lässt beim Dachverband die Alarmglocken schrillen.
Deshalb bemüht der Bezirkssportbund viele Argumente, um dieses Feld zu verteidigen. Er verweist auf seine Breitensportangebote, aus denen heraus junge Sportler aber auch "zu späteren Olympiasiegern werden können." Er erinnert daran, dass schon kleine Kinder in den Vereinen willkommen und viele seither Mitglied geblieben sind. Nicht nur solche Hinweise münden in die darüber hinaus gesehene Verantwortung für das Gemeinwohl. Der Vereinsbetrieb stehe für ein Miteinander unterschiedlicher Menschen und Generationen. Er fördere deshalb Gleichheit, Fairness, Respekt, Vielfalt, Toleranz und Mannschaftsgeist. Getragen werde das von vielen Ehrenamtlichen. Der organisierte Sport nehme deshalb in vielen Bereichen Aufgaben wahr, "die von Seiten des Staates nicht (mehr) geleistet werden können oder sollen", wird in dem Brief ebenfalls formuliert. Diese Offenheit stehe deshalb auch im Gegensatz zu privaten Sportgruppen "mit ihrem gut bezahlten Personal-Trainer".
Es wäre deshalb wünschenswert, wenn SPD, Grüne und FDP ihre Zählgemeinschaftsvereinbarung in dieser Hinsicht noch einmal gründlich überdenken würden, schließt der offene Brief. Er ist auch auf den Internetportalen verschiedener Vereine nachzulesen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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