Ob das Fieber noch steigt?
WM in Katar: In Reinickendorf herrscht bisher meist Desinteresse und Frust

Mit diesem Plakat warb Hertha BSC nicht nur am U-Bahnhof Rathaus Reinickendorf für sein Bundesliga-Heimspiel gegen Köln am 12. November. Mit der danach beginnenden "Trockenzeit" ist auch die Zeit der WM gemeint.  | Foto:  Thomas Frey
  • Mit diesem Plakat warb Hertha BSC nicht nur am U-Bahnhof Rathaus Reinickendorf für sein Bundesliga-Heimspiel gegen Köln am 12. November. Mit der danach beginnenden "Trockenzeit" ist auch die Zeit der WM gemeint.
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Am Sonntag, 20. November, beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar. In Reinickendorf zumindest ist die sonst übliche Vorfreude auf das Massenereignis nicht zu spüren.

Keine Fahnen an Fassaden und Autos sowie kaum Produkte in Geschäften, die mit dem WM-Logo das Kaufinteresse stimulieren wollen. Die Gründe hängen mit dem Gastgeber Katar zusammen. Ein Staat ohne Fußballtradition, autoritär regiert und der sich wohl den WM-Zuschlag durch Korruption gesichert hat. Beim Bau der Stadien sollen mehrere tausend ausländische Arbeitskräfte ums Leben gekommen sein. Die Menschenrechtslage ist katastrophal, Frauen sind Männern nicht gleichgestellt und Homosexuelle gelten als „geistiger Schaden“, wie es der katarische WM-Botschafter kürzlich in einer ZDF-Doku formulierte. Und wegen der Sommertemperaturen in Katar von bis zu 50 Grad wurde die WM in den Winter verlegt.

Schon wegen der Jahreszeit ist das sonst beliebte Public Viewing im Freien nicht angesagt. Das Umweltamt musste keine Anträge auf Sondernutzungsgenehmigung zwecks Ausweisen von Flächen für gemeinsames Fußball schauen oder das Erweitern von Außengastronomiebereichen bearbeiten.

Wer die Spiele trotzdem zusammen mit anderen verfolgen möchte, hat dazu vor allem in den Sportsbars im Bezirk eine Möglichkeit, wie einige Nachfragen der Berliner Woche ergaben. Was die Sender zeigten, laufe bei ihr, sagte Jutta Wuschka von der „Nordkurve“ in der Nordbahnstraße. Das meiste werde ja im Free-TV oder bei Sky übertragen. Und damit auch bei ihm, meinte Thomas Redner von Tommy’s Warsteiner in der Markstraße. Wie groß das Interesse sein werde, das wollten nicht nur diese beiden Fußballkneipenbetreiber im Vorfeld nicht einschätzen.

Die Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft sind am 23. November um 14 Uhr (gegen Japan), am 1. Advent, 27. November (gegen Spanien) und am 1. Dezember (gegen Costa Rica). Bei Weltmeisterschaften in der Vergangenheit haben Firmen oder Behörden ihren Mitarbeitern oft frei gegeben oder ein Public Viewing ermöglicht. Auch solche Aktivitäten sind bisher nicht bekannt geworden.

Er werde während der WM auf dem Fußballplatz stehen, erzählt David Jahn. In Berlin, nicht in Katar. „Die Weltmeisterschaft boykottiere ich“, sagt der Vorsitzende der FDP-Fraktion in der BVV Reinickendorf. Außerdem pfeift er als Schiedsrichter Spiele im Berliner Amateur- und Jugendbereich. Der letzte Spieltag vor der Winterpause ist erst am 18. Dezember, dem Endspiel in Katar.

David Jahn hofft, dass durch ein geringes Interesse an der WM und durch das Einbrechen der Einschaltquoten die Vergabe an Staaten wie das Emirat von Katar in Zukunft verhindert werden kann. Ob es wirklich dazu kommt, weiß er natürlich nicht. Aktuell überwiege eher das Desinteresse. Aber wer weiß schon was passiert, wenn der Ball erst einmal rollt und Deutschland ein gutes Turnier spielt?

Statt die WM vor der Glotze zu gucken, wünscht sich der FDP-Verordnete und Schiedsrichter, dass mehr Menschen in den kommenden Wochen die Spiele im Berliner Fußball verfolgten. So spielen zum Beispiel die Reinickendorfer Füchse am Freitagabend, 25. November, zu Hause um 19.30 Uhr auf dem Sportplatz an der Kienhorststraße in der Berlin-Liga gegen den Lichtenrade BC. Dort gebe es noch Fußball pur. „Einschließlich Bier, Bratwurst und ohne Korruption.“ Und in 18 Monaten Jahren findet die nächste EM – mit Deutschland als Gastgeber.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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