Von der Brache zur Parzelle
An der Kolonie am Wackerplatz in Reinickendorf entsteht ein Selbstversorgergarten
Noch ist hier eine Brache: 811 Quadratmeter groß und umzäunt. An einer Stelle gibt es einen kleinen Erdhügel, auf einer Seitenfläche steht ein Schuppen für Arbeitsgeräte. Das Areal liegt an der Kleingartenkolonie Gartenfreunde am Wackerplatz, im Rücken der Sportanlage an der Kienhorststraße und soll ein Selbstversorgergarten werden.
Die Brache wird in sieben Parzellen mit je 60 Quadratmeter pro Person aufgeteilt, dazu kommt ein Gemeinschaftsbereich. An den Seiten ist das Pflanzen von Obstbäumen geplant. Wer was in seiner Parzelle anbaue, sei grundsätzlich jedem selbst überlassen, sagt Thorsten Fritz, Vorsitzender des Bezirksverbands der Kleingärtner Reinickendorf. Der Schwerpunkt sollte aber bei Obst und Gemüse liegen. Das Ziel sei, dass die Nutzer Lebensmittel für den Eigenbedarf säen und ernten und sich eine Gemeinschaft und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit durch gemeinsames Gärtnern entwickelt.
Gemeinschaftsgärten gibt es inzwischen viele in Berlin. Das Projekt in Reinickendorf, der "Fuchs-Garten", hat allerdings einige Besonderheiten. Es handelt sich um ein Pilotvorhaben mit dem Namen „Mehrfachnutzung in Kleingartenanlagen“, das die Senatsumweltverwaltung zusammen mit dem Bezirksverband der Kleingärtner organisierte. Nutznießer sollen Menschen mit eher geringem Einkommen sein. Denn einen Platz in einer Laubenkolonie zu bekommen ist nicht nur in Reinickendorf schon länger nahezu aussichtslos. Erst recht für Menschen mit wenig Geld. In fast jeder der 55 Kleingartenanlagen im Bezirk gibt es lange Wartelisten. Deshalb auch der Versuch, die wenigen freien Flächen so aufzuteilen, dass etwas mehr Leute davon einen Nutzen haben. Denn normalerweise reiche ein 800 Quadratmetergrundstück für zwei Pächter. Hier sind es immerhin sieben.
In diesem Frühjahr wurde das Areal beräumt und vor allem für Bewohner der Umgebung aus der Quäkerstraße, dem Foxweg oder der Antonienstraße ausgeschrieben, die Lust am Gärtnern mitbringen und Bezieher von Bürgergeld, Grundsicherung, Wohngeld oder Bafög sind. Die Frist endete am 31. Mai. Nach einem ersten Auswahlverfahren wird es voraussichtlich Mitte Juni eine Informationsveranstaltung geben.
Als Faustregel für den persönlichen Einsatz nennt Thorsten Fritz durchschnittlich zwei Tage in der Woche. Gedacht sei zunächst vor allem an schnell wachsende Pflanzen, damit sich zeitnah erste Erfolgserlebnisse einstellen. Aber auch da könne variiert und experimentiert werden. Und je nachdem, wie sich das Projekt entwickelt, soll es Vorbild für weitere Selbstversorgergärten in anderen Bezirken sein.
Die Parzellen werden nur für ein Jahr vergeben. Das soll ebenfalls das Engagement fördern. Der Titel Mehrfachnutzung in Kleingärten weist gleichzeitig auf ein weiteres Problem hin, das durch die Parzellenalternative wenigstens ein bisschen minimiert werden soll. Normalerweise reiche ein 800 Quadratmetergrundstück für zwei Pächter. Hier sind es immerhin sieben. Günstiger ist es außerdem. Die Pacht im Selbstversorgergarten liege unter 50 Euro.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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