Diese Toilette gefällt nicht allen
Anwohner verärgert wegen WC auf dem Franz-Neumann-Platz
Der Franz-Neumann-Platz soll umgestaltet werden. Erstes sichtbares Zeichen davon ist eine Wall City-Toilette, die im vergangenen Jahr dort errichtet wurde.
Das WC scheint aber nicht auf ungeteilten Beifall zu stoßen. Zumindest behauptet das eine Leserin, die sich auch im Namen von "wir Anwohner" über die Abortanlage ärgert. Wer "um alles in der Welt" habe deren Aufbau veranlasst und zu verantworten?, lautete eine ihrer Fragen in einer Mail an die Berliner Woche.
Nach Ansicht der Frau sei es schon kein besonders schöner Anblick, wenn Menschen beim Verlassen der U-Bahnstation von einer Toilette "begrüßt" werden. Das gelte erst recht für die Kunden der Gastronomiebetriebe am Platz. Die müssten nicht nur auf das Bauwerk schauen, sondern würden auch noch beim Kaffee trinken "von Klodünsten umnebelt". Dabei sei das WC nach ihrer Kenntnis von niemandem gefordert worden. Auch nicht bei der Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung des Franz-Neumann-Platzes.
Das vielleicht nicht, aber sie sei Teil der Planungen gewesen. Darauf verweist die neue Baustadträtin Korinna Stephan (Bündnis90/Die Grünen). Wegen Corona habe es bei diesem Beteiligungsverfahren keine Bürgerversammlung gegeben, erinnert sie. Stattdessen wurden die eingereichten Arbeiten bei einer Ausstellung im Ernst-Reuter-Saal des Rathauses präsentiert. Alle Besucher hätten außerdem einen vorgefertigten Handzettel bekommen, auf dem sie Anmerkungen, Einschätzungen und Hinweise vermerken sollten.
In den Ausschreibungsunterlagen sei der Toilettenbau eine Vorgabe für alle Wettbewerbsteilnehmer gewesen und habe sich deshalb auch in allen Arbeiten wiedergefunden, erklärte die Stadträtin. Er wäre also für alle Interessierten ersichtlich gewesen. Kommentare dazu seien aber nicht eingegangen. "Weder positive, noch negative Äußerungen". Und das Bezirksamt sehe weiter die Notwendigkeit für dieses WC-Angebot, machte Korinna Stephan ebenfalls deutlich. Die Forderung der Leserin nach "einem sofortigen Rückbau dieses Unsinns" wird sich deshalb wohl nicht erfüllen.
Umgestaltet wird der Franz-Neumann-Platz nach dem Siegerentwurf der Landschaftsarchitekten Grieger Harzer. Er sieht unterschiedliche, auch kleinteilige Bereiche für verschiedene Nutzungen vor. Der Gastronomie und den Geschäften im Erdgeschoss werde eine "angemessene Fläche zur Außenbewirtung" eingeräumt. Es soll sowohl schattige, als auch "sonnenexponierte" Areale auf dem Platz geben. Ein sogenanntes "Laufband" diene der besseren Orientierung.
Das alles wird erst in den kommenden Jahren umgesetzt und aus dem Förderprogramm "Lebendige Zentren und Quartiere" finanziert. Das einzige Vorhaben, das bereits realisiert wurde, ist die Toilette. Vielleicht erregt sie auch deshalb Anstoß, weil in ihrer Umgebung bisher noch nichts passiert ist?
Die Leserin hatte auch noch einen Vorschlag, was statt eines WCs dem Platz besser zu Gesicht stehen würde. Nämlich eine würdige Erinnerung an seinen Namensgeber, den Sozialdemokraten Franz Neumann (1904-1974). Dessen Gedenkstein friste am hinteren Ende der Anlage ein trauriges Dasein, schrieb die Frau. Der gehöre aber nach vorne "und kein Wall-Klo".
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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