Das war das Jahr 2021
Die Berliner Woche schaut auf das vergangene Jahr zurück und erinnert an bedeutende Ereignisse im Bezirk
Erneut endet ein Jahr, das vor allem von Corona dominiert wurde. Wichtig war auch der Superwahltag am 26. September und was an diesem Tag alles nicht funktionierte. Es gab aber noch ein paar andere Ereignisse, an die ebenfalls erinnert werden soll. Die Pandemie spielt auch dabei immer wieder eine Rolle.
Lockdown und locker. 2021 beginnt, wie 2020 endete. Mit geschlossenen Kitas und höchstens teilweise geöffneten Schulen. Restaurants und viele Geschäfte haben Betriebsverbot. Es geht um Luftfilter oder eine neue Corona-Mutante, die zunächst im Humboldt-, dann im Dominikus-Krankenhaus festgestellt wird. Erfolgsgeschichten sind zu dieser Zeit eher rar. Eine ist der Pandemie bedingte Verkaufsschlager der Firma Yourmask in der Saalmannstraße. Erst einige Monate zuvor hat sie die Produktion von Masken aufgenommen. Anfang des Jahres fertigt sie pro Monat bereits zwei Millionen Exemplare.
Impfen. Die Rettung naht durch den Impfstoff. Das war die Hoffnung Anfang des Jahres. Im Februar eröffnet im ehemaligen Terminal C des Flughafen Tegels ein Impfzentrum. Zunächst werden dort nur wenige hundert Menschen täglich gespritzt. Im Frühjahr waren es dann zeitweise einige Tausend. Während der Sommermonate ging die Nachfrage steil nach unten. Trotzdem blieb dieses Impfzentrum die gesamte Zeit geöffnet. Aktuell finden dort mehr als 4000 Impfungen am Tag statt. Bei den meisten handelt es sich um den dritten, den sogenannten Booster-Piks.
Es gab im Bezirk auch andere Möglichkeiten, sich gegen Corona zu immunisieren. Etwa durch mobile Angebote. Eines davon war die Impfaktion Ende Juni im Quartier rund um die Auguste-Viktoria-Allee. Sie fand aber wenig Interesse. Selbst als sehr schnell allen Reinickendorfern und bald darauf sogar allen Berlinern die Möglichkeit eingeräumt wurde, sich dort impfen zu lassen, blieb am Ende Impfstoff übrig.
Verkehr. Neben Corona vielleicht das wichtigste Thema für viele Menschen im Bezirk. Nur ein Beispiel ist die unendliche Geschichte einer Verkehrsberuhigung im Waldseeviertel. Der 2020 von der BVV beschlossene Versuch mit zunächst temporären Modalfiltern den Durchgangsverkehr in dieser Gegend einzuschränken, wurde nach einem Gutachten und daraus folgenden rechtlichen Bedenken nicht umgesetzt. Zur Freude einer Bürgerinitiative, die sich dagegen gewehrt, zum Leidwesen einer anderen, die das gefordert hatte. Zur Problemlösung beitragen soll jetzt ein Runder Tisch, der bisher ein Mal getagt hat.
Tegel. Am 4. Mai endete die Betriebserlaubnis für den Flughafen Tegel, als Airport war das Areal jetzt endgültig Geschichte. Am 5. August folgte die offizielle Übergabe an die Tegel Projekt GmbH. Die Zukunft als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort oder der Bau eines neuen Wohnquartiers kann seither auch ganz konkret vorangetrieben werden.
Im Sommer gab es unter Corona-Bedingungen auch einige öffentliche Abschiedsveranstaltungen. Führungen, Kunst- und Musikperformance oder ein Dinner mit geladenen Gästen auf der alten Landebahn.
Baden gehen. Nach fünf Jahren Pause öffnete das Strandbad Tegel Anfang Juni wieder. Es wird jetzt vom Verein "Neue Nachbarschaft Moabit" betrieben, der neben Badespaß auch kulturelles- und pädagogisches Begleitprogramm anbietet. Ein Problem ist die weiter unzureichende Anbindung des Strandbads an den öffentlichen Nahverkehr.
Eine andere beliebte Badestelle ist der Flughafensee. Allerdings stoßen nicht alle Nutzer und ihr Verhalten auf Wohlwollen. Unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bekommen ist das Ziel eines Beteiligungsverfahrens, bei dem es im August auch eine Vor-Ort-Veranstaltung gegeben hat. Was aus den vielen Vorschlägen wird, ist ein Thema für 2022.
Aufreger. Auch da gab es einige und das nicht nur beim Thema Verkehr. Die Situation an manchen Schulen gehören zum Beispiel in diese Kategorie. Auch, dass der dringend benötigte Neubau einer Grundschule für Reinickendorf-Ost weiter auf sich warten lässt. Es gab Auseinandersetzungen im und um das Ankunftszentrum auf dem ehemaligen Gelände der Bonhoeffer-Nervenklinik. Ebenso wie um die geplante Unterkunft für Geflüchtete am Paracelsus-Bad.
Einweihungen. Einige Bauprojekte sind ebenfalls fertig geworden. Zum Beispiel der Neubau und die Erweiterung einer Kita am Senftenberger Ring, beziehungsweise am Tornower Weg. Der Verein Kinderhilfe konnte sein Familienbegegnungshaus in Alt-Hermsdorf 38 eröffnen. Und seit Oktober ist die Markthalle an der Gorkistraße wieder geöffnet.
Wahl und Chaos. Langes Warten vor der Stimmabgabe, die Ausgabe falscher Stimmzettel, übermittelte Ergebnisse, die so nicht stimmen konnten: Der Superwahltag am 26. September wurde vielerorts in Berlin zum Superkatastrophenwahltag. Reinickendorf fiel unter anderem dadurch auf, dass ein gesamter Abgeordnetenhauswahlkreis noch einmal nachgezählt wurde. Als Ergebnis brachten die Wahlen veränderte Machtverhältnisse im Bezirk. Die CDU stellt nach mehr als einem Vierteljahrhundert nicht mehr den Bürgermeister, obwohl sie erneut trotz erheblicher Verluste stärkste Partei wurde.
Im Zeichen der Ampel. Neuer Rathauschef ist seit 24. November Uwe Brockhausen (SPD). Hinter ihm steht ein Bündnis aus Sozialdemokraten, Grünen und FDP. Das als "Reinickendorfer Ampel" bezeichnete Bündnis hat in der BVV eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme. Die drei Parteien sehen in ihrer Zusammenarbeit mehr als nur eine lose Zählgemeinschaft. Vielmehr kündigten sie neben einer engen Kooperation veränderte Schwerpunkte und einen anderen Politikstil an.
Anders lief bereits die Wahl, beziehungsweise bisherige nicht Wahl der CDU-Stadträte für das Bezirksamt. Die Kandidatin Emine Demirbüken-Wegner bekam in zwei Durchgängen keine Mehrheit in der BVV, weshalb die Union ihre beiden weiterer Bewerber bisher nicht zur Wahl stellte.
Ende wie Anfang. 2021 endet ähnlich, wie es begonnen hat. Mit abgesagten Weihnachtsmärkten, manchen Einschränkungen und vielen G-Vorgaben. 3G, 2G, 2G plus bestimmen zu diesem Jahreswechsel unser Leben.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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