Barrieren für Blinde
Reinickendorfs Bürgermeisterin und Stadträtin machten Selbstversuch

Unterwegs ohne Augenlicht. Für Regina Vollbrecht und Roland Zimmermann (Zweite und Dritter von links) ist das Alltag, für Emine Demirbüken-Wegner (links) und Julia Schrod-Thiel (rechts) bedeutete das eine neue Erfahrung. | Foto:  Bezirksamt Reinickendorf
  • Unterwegs ohne Augenlicht. Für Regina Vollbrecht und Roland Zimmermann (Zweite und Dritter von links) ist das Alltag, für Emine Demirbüken-Wegner (links) und Julia Schrod-Thiel (rechts) bedeutete das eine neue Erfahrung.
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Unter welchen Bedingungen müssen blinde und sehbehinderte Menschen Wege im öffentlichen Raum bewältigen? Das war unter anderem Thema bei der "Woche des Sehens", die Mitte Oktober stattfand.

Im Selbstversuch konnte das auch praktisch nachvollzogen werden. Dem stellten sich Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner und Umwelt- und Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel (beide CDU). Ausgestattet mit einem Langstock und einer Dunkelbrille begaben sie sich auf eine 90-minütige blinde Tour durch den Bezirk. Als Begleitung waren Regina Vollbrecht, Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, und Dr. Roland Zimmermann vom Institut für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität mit dabei. Beide können nicht sehen.

Der Weg führte vom Rathaus über den Eichborndamm bis zur Kreuzung Nordgraben. Dort gibt es zwar eine blindengerechte Ampel, allerdings reicht ihr Signal nicht zum vollständigen Queren des Übergangs. Es muss auf der Mittelinsel erneut angefordert werden. Danach ging es zurück zur Bushaltestelle Rathaus Reinickendorf. Aber woher wissen Menschen ohne Augenlicht, welcher Bus gerade kommt? Die Antwort bisher: Sie können es nur durch Fragen erfahren. Immerhin arbeitet die BVG derzeit an einem Projekt zur Fahrgastinformation für blinde und sehbehinderte Personen. Mit dem Bus X33 fuhr die Gruppe dann zum S- und U-Bahnhof Wittenau. Und von dort wieder zurück zum Rathaus.

Die Aktion sei für sie bereichernd gewesen, erklärte die Bürgermeisterin danach. Wer versucht, sich in die Situation von blinden Menschen hinein zu versetzten, merke zum einen, dass die Sinne ganz anders geschärft seien. Sie müssten sich auf das Hören und Tasten verlassen. Und vor allem müssen sie auf sehr vieles achten. Bei der Tour hätten sich die Rolltreppen sowie das Einsteigen in den Bus und in die U-Bahn als besondere Herausforderungen erweisen. "Das zeigt, dass wir als Stadt noch einiges tun müssen, um wirklich barrierefrei zu werden", meinte Emine Demirbüken-Wegner.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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