An Reinickendorf vorbei
BVG-Masterplan bleibt weit hinter den Forderungen der Lokalpolitik zurück
Seit die Vorstellungen der BVG über einen vor allem massiven Ausbau des Berliner Nahverkehrs- und vor allem U-Bahnnetzes bekannt geworden sind, wird darüber intensiv diskutiert.
Dabei geht es auch um die Frage, welche Gebiete von den Plänen besonders profitieren und welche weniger. Reinickendorf gehört eher zur zweiten Kategorie. Auch wenn ein seit Jahrzehnten verfolgtes Wunschprojekt im Bezirk, die Verlängerung der U 8 vom Endbahnhof Wittenau ins Märkische Viertel, dort ebenfalls skizziert ist.
Die unter dem Titel „Expressmetropole Berlin“ zusammengefassten Visionen der BVG sehen im Bereich U-Bahn vor, dass zu dem heute knapp 150 Kilometer großen Netz weitere mehr als 170 Kilometer hinzukommen sollen. Es würde sich also mehr als verdoppeln.
Erst einmal ist das Wunschdenken. Und selbst wenn die Ideen nur in Teilen realisiert werden sollten, werden Jahrzehnte vergehen. Zumal auch die Kosten den Atem verschlagen. Erste Schätzungen gehen von einem Investitionsbedarf von rund 35 Milliarden Euro aus. Kritik und teilweise Häme gab es auch deshalb schon reichlich. Spannend ist bei dem Vorstoß aber vor allem, dass hier zum ersten Mal seit Generationen beim öffentlicher Nahverkehr groß gedacht wird. Auch die Verkehrsbetriebe setzen innerhalb ihres Express-Konzepts Prioritäten und vermeiden zugleich Angaben zum Zeithorizont.
Im ersten Schritt sollen U-Bahnlinien verlängert werden. Dazu gehört der Weiterbau der U 8 ins Märkische Viertel. Gerade hier bleiben die Pläne aber hinter den Forderungen aus der Reinickendorfer Lokalpolitik zurück. Bereits 2021 verlangte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), den Ausbau bis zum Anschluss an die Heidekrautbahn weiterzuführen. Die Trasse der Heidekrautbahn verläuft vis a vis der Grenze zum Märkischen Viertel im Bezirk Pankow. Eigentlich sollte sie bereits in diesem Jahr in Betrieb gehen. Die Fertigstellung verzögert sich aber bis mindestens Ende 2024.
Keine Rolle spielt dagegen der vor einigen Jahren diskutierte Abzweig der U 6 vom Kurt-Schumacher-Platz ins Schumacher-Quartier. Eine mögliche Anbindung des Areals an das U-Bahnnetz deutet die BVG erst für die letzte und gleichzeitig ambitionierteste Etappe ihrer Visionen an. Zu dem Konzept gehört nämlich auch eine U 0 genannte Ringlinie, die sich teilweise weit abseits der Innenstadt durch nahezu alle Außenbezirke ziehen soll. Ein Abschnitt der vorgesehenen Trasse führt von Jungfernheide nach Norden in Richtung Kurt-Schumacher-Damm und Kurt-Schumacher-Platz.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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