"Zwischen Pest und Cholera"
BVV-Verkehrsausschuss übt viel Kritik an geplanter Radschnellweg-Trasse

Auf der viel befahrenen Berliner Straße soll auch noch ein Radweg Platz errichtet werden. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Auf der viel befahrenen Berliner Straße soll auch noch ein Radweg Platz errichtet werden.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Der Bau von zehn Radschnellverbindungen ist ein Projekt im Rahmen der sogenannten Mobilitätswende des Senats. Zwei dieser Fahrrad-Highways sollen durch Reinickendorf führen. Einer sogar ausschließlich durch den Bezirk. Über dessen Streckenverlauf wurde im Verkehrsausschuss am 16. April heftig diskutiert.

Die favorisierte Trasse soll von der Stadtgrenze über die Ruppiner Chaussee in Richtung Tegel, über die Berliner- und Seidelstraße in Richtung Kurt-Schumacher-Platz, dem neuen Schumacher-Quartier zur Urban Tech Republic auf dem ehemaligen Flughafengelände führen. Die skizzierten mehr als zehn Kilometer wären das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, bei der mehrere Varianten zwischen Heiligensee und Tegel untersucht worden seien, erklärten die Vertreterinnen der infraVelo GmbH, die das Vorhaben Radschnellwege federführend organisiert. Alternative Trassenführungen wurden in der Studie schlechter oder erst gar nicht bewertet. So wurde die Strecke entlang der Greenwichpromenade zum Beispiel abgewertet, weil die Gefahr von Unfällen zwischen Radfahrern und Spaziergänger zu groß wäre.

Mehrere Bezirksverordnete kritisierten aber auch den bevorzugten Streckenverlauf und dabei insbesondere die Idee, die Trasse durch die ohnehin vielbefahrene Berliner Straße zu führen. Jens Augner (B’90/Grüne) bemängelte die vorgesehene Anordnung an den Straßenseiten. Dies könne zu Problemen mit den Kunden in den Geschäften führen. Er schlug daher vor, den Radschnellweg in der Mitte der Fahrbahn anzulegen.

Frank Marten (CDU) bezeichnete das Einbeziehen der Berliner Straße "für eine Wahl zwischen Pest und Cholera". Die Gewerbetreibenden würden durch den geplanten Fahrradschnellweg weiter geschädigt. Hier zeige sich wieder einmal, dass Ideologie die Oberhand gegenüber einer pragmatischen Verkehrspolitik gewinne.

Verkehrsstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) kritisierte ebenfalls den Trassenverlauf. Verschiedene Verkehrsteilnehmer würden gegeneinander ausgespielt, stellte sie fest und wollte wissen, wie sich zum Beispiel der Konflikt Radschnellweg und Bushaltestelle lösen ließe. Auch habe die Feuerwehr bisher aus Einsatzgründen auf zwei Richtungsfahrbahnen in der Berliner Straße bestanden. Was sage die Feuerwehr zur Trassenführung.

Die Vertreterinnen und Vertreter von infraVelo betonten, dass der Wegfall von Kunden-Parkplätzen durch schon vorhandene Parkhäuser kompensiert werde. Der Radschnellweg soll zudem eine Breite haben, die auch für Einsatzfahrzeuge ausreicht. Der Konflikt zwischen dem Radweg und den Bushaltestellen sei in einem „Abstimmungsprozess“. Ziel sei, eine vertretbare Lösung zu finden.

Auch der Streckenverlauf im Norden entlang der Ruppiner Chaussee stieß auf Kritik. Katrin Schultze-Berndt wollte wissen, warum der Radschnellweg in diesem Bereich weitgehend parallel zur S-Bahn konzipiert sei und Frank Marten störte, dass für die Verbindung an der Ruppiner Chaussee rund 100 Bäume gefällt werden müssten. Dies sahen auch die Vertreterinnen der infraVelo GmbH als ein Problem an. Allerdings betonten sie auch, dass durch das Fahrradstraßenprojekt insgesamt mehr neue Bäume gepflanzt als abgeholzt werden.

Deutlich wurde in der Sitzung allerdings auch, dass der Fahrradschnellweg sich lediglich im Status einer Machbarkeit befindet. Bis die Strecke endgültig geplant wird, dauert es noch. Und laut infraVelo trifft am Ende die Senatsverkehrsverwaltung die Entscheidung.

Auf der viel befahrenen Berliner Straße soll auch noch ein Radweg Platz errichtet werden. | Foto: Thomas Frey
Die rote Linie markiert die aktuell favorisierte Radweg-Route. | Foto: Animation: infraVelo
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 245× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 210× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 594× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.184× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.