Aktionstag gegen Elterntaxis
Werbung für autofreien Schulweg und temporäre Spielstraßen

Plakat zum Aktionstag mit dem Motto "Zu Fuß zur Schule".  | Foto:  J. Scholz
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  • Plakat zum Aktionstag mit dem Motto "Zu Fuß zur Schule".
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Die Straße vor der Grundschule am Vierrutenberg in Lübars war am Morgen des 22. September von der Polizei abgesperrt. Autos kamen keine durch, aber die Schülerinnen und Schüler.

Viele Kinder hatten sich ab 7.30 Uhr zum gemeinsamen Laufbus versammelt. Damit gemeint sind Treffen meist an einer Kreuzung, um dann zusammen den Fußweg zur Schule fortzusetzen. Start war am Zabel-Krüger-Damm, eine weitere "Zusteigemöglichkeit" gab es an der Ecke Benekendorffstraße. Die Aktion fand nicht zufällig am internationalen autofreien Tag statt. Fortbewegung per Fahrrad und Roller waren ebenfalls erlaubt und gewünscht. Aber bitte nicht im PKW.

Die, speziell die sogenannten "Elterntaxis", sind nicht nur an der Grundschule am Vierrutenberg ein Problem. An vielen Schulen herrscht am Morgen ein chaotisches Szenario: Gestresste autolenkende Eltern, kaum Parkplätze, gefährliche Wendemanöver wurden in der Einladung zum Aktionstag aufgezählt. Dabei gehe es doch auch entspannter und weniger gefährlich.

Selbstverständlich sei das Thema schon mehrfach mit den Erziehungsberechtigen diskutiert worden, erzählte eine Elternvertreterin. Als Begründung für den Fahrservice kämen dann meist zwei Argumente. Das erste laute: Die Zeit am Morgen sei ohnehin knapp, die Kinder hätten wieder mal getrödelt, die Eltern müssten los zur Arbeit, also wird der Nachwuchs ins Auto gepackt und möglichst direkt vor der Schule herausgelassen. Weil das viele machen und dabei meist auch nicht völlige Umsicht walten lassen, lauert dort ein großes Unfallrisiko.

"Da beißt sich die Katze in den Schwanz"

Kurioserweise bieten aber unter anderem solche Gefahren eine weitere Begründung für die Elterntaxis. Immer wieder werde auf die in den Augen der Erwachsenen mangelnde Sicherheit für die Kinder im öffentlichen Raum verwiesen, speziell durch den Straßenverkehr, sagte die Elternvertreterin. Deshalb könnten sie nicht zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule geschickt werden. "Spätestens hier beißt sich die Katze in den Schwanz". Denn für die Ursache des Verkehrsaufkommens sind ja gerade diejenigen mitverantwortlich, die sie beklagen. Und bei ihrer Sorge um den allumfassenden Schutz seien manche auch zu keinen Kompromissen bereit. Es gebe beispielsweise den Vorschlag, dass die Elterntaxis den nahe gelegenen Parkplatz des Freibads Lübars ansteuern und sich dort von ihren Kindern verabschieden. Bisher ließ sich das kaum durchsetzen. Denn der Nachwuchs müsste dann ungefähr 100 Meter zur Schule laufen.

Zumindest am Aktionstag "Zu Fuß zur Schule" blieb aber selbst hartgesottenen Fahrzeuglenkern nichts anderes übrig, als die morgendliche Absperrung in Kauf zu nehmen. Nach ihrem gemeinsamen Laufbus haben die Schülerinnen und Schüler die Straße bemalt. Außerdem gab es Aktionsstände und weitere Mitmachaktionen zum Thema Schulwegsicherheit.

An anderen Schulen fanden am 22. September ähnliche Kampagnen statt, etwa am Campus Hannah Höch an der Finsterwalder Straße im Märkischen Viertel und an der Kolumbus-Grundschule am Büchsenweg in Reinickendorf-Ost. Auch in diesen Fällen zielten sie vor allem auf die Elterntaxis. Am Campus Hannah Höch wurde ebenfalls dafür plädiert, die Autos zumindest in den Seitenstraßen zu parken und die letzten Meter zu Fuß zurückzulegen. Dafür könnten sich auch dort Laufbusse bilden.

Vorteile für Fitness und Konzertration

Wo es sonst morgendliche Konflikte und Tumulte gebe, sei spielerisch auf die Situation vor Ort durch die Schulgemeinschaft aufmerksam gemacht worden, erklärte Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel, die ebenso wie Schulstadtrat Harald Muschner (beide CDU) die Aktion an der Kolumbus-Grundschule verfolgte. Dort geht jetzt auch die Verwaltung gegen das Chaos vor. Das Straßen- und Grünflächenamt hat bereits eine veränderte Park- und Halteregelung für den Büchsenweg im Schulbereich angeordnet, die "zukünftig" umgesetzt wird, so das Bezirksamt. Dann gebe es beschränkte Halteverbotszonen in Kombination mit absolutem Halteverbot. Geplant sei außerdem das Installieren von Fahrradbügeln, um die bereits vorhandene Fußgängerüberwege an der Klemkestraße sichtbarer zu machen. Die letzten Meter zu Fuß zur Schule zu kommen bedeute für die Kinder direkte Bewegung am Morgen zum Start in den Schultag, verwies Harald Muschner auch auf die Vorteile für Fitness und Konzentration. "Das fördert das anschließende Lernen am Vormittag".

Das Umwidmen von Straßen zu temporären Spiel- und Nachbarschaftsstraßen gehörte ebenfalls zum Programm am autofreien Tag. Insgesamt erhielten 40 Verbindungen oder Fahrbahnabschnitte zwischen 15 und 19 Uhr diesen Status. Zwei davon befanden sich in Reinickendorf, der Tornower Weg zwischen Birkenwerderstraße und Dannenwalder Weg sowie die Kamekestraße im Bereich von der Hoppe- bis zur Herbststraße. Diese Spielstraße wurde von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) eröffnet. Neu sind solche Begegnungszonen an dieser Stelle nicht, worauf der Evangelische Kirchenkreis Reinickendorf hinwies. Seit 2020 würden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der von der Kirche getragenen KreativFabrik sowie weitere Träger im Rahmen der Vernetzungsrunde Hausotterplatz regelmäßig Spielstraßentage organisieren. In diesem Jahr habe es fünf Termine während des Sommers gegeben.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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