Gaststätte soll in Kiosk am Schäfersee einziehen
Anfang 2025 will das Bezirksamt einen Pächter suchen
Das ehemalige Kioskgebäude am südöstlichen Eingang zum Schäferseepark steht schon lange leer. Die öffentliche Toilette darin wurde vor Kurzem geschlossen, weil sie von der immer größer werdenden Drogenszene unweit des Platzes zum Drogenkonsum genutzt wurde. Vandalismus ist ebenfalls ein Problem.
Der Kiosk und die Umgebung sind also derzeit kein attraktiver Anlaufpunkt. Das soll sich ändern. Nämlich dann, wenn das Gebäude wiederbelebt und genutzt wird. Und zwar am besten durch einen Gastronomiebetrieb. So hoffen das zumindest Stadtentwicklungsstadträtin Korinna Stephan (B’90/Grüne) und die Verantwortlichen in ihrem Amt. Die Wiedereröffnung des Kiosks sei zwar nur ein Puzzleteil innerhalb des Gesamtprojekts Umgestaltung des Schäferseeparks sowie darüber hinaus der Aufwertung der Residenzstraße, erklärte Stephan am 8. Oktober im Stadtentwicklungsausschuss. „Aber es ist ein entscheidendes Puzzleteil“.
Die Stadträtin hat bereits vor gut zwei Jahren eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die untersuchen sollte, was in dem Kioskgebäude möglich wäre. Die Ergebnisse des Büros Topos Stadtforschung liegen seit Ende 2023 vor. Dass sie erst jetzt vorgestellt wurden, sorgte bei einigen Ausschuss-Mitgliedern für Irritationen und Kritik. Während dieser Zeit sei aber etwas Entscheidendes passiert, verteidigte die Stadtentwicklungsstadträtin den jetztigen Zeitpunkt für die Präsentation der Studie. Die Trafostation, die sich bisher ebenfalls noch in dem Objekt befindet, werde ausziehen und an einen Ort in der Nähe verlegt. Das sei inzwischen in Gesprächen mit Stromnetz Berlin erreicht worden. Erst diese Entscheidung habe dafür gesorgt, dass mit dem Kiosk wirklich geplant werden könne und sich die von Topos herausgearbeiteten Möglichkeiten als umsetzbar erweisen.
Die Expertise des Büros kam zu dem Schluss, dass vor allem eine gastronomische Nutzung in dem Gebäude machbar und sinnvoll wäre. Es könnte zwar auch ein Geschäft einziehen, genannt wurde eine Fahrradreparatur, das hätte aber einen entscheidenden Nachteil. Solche Gewerbebetriebe würden normalerweise irgendwann am frühen Abend schließen. Das Ziel sei aber, das Haus und im Sommer auch den Platz bis in die Nacht zu bespielen, um schon dadurch für eine andere Atmosphäre zu sorgen. Das wiederum leiste vor allem eine Restauration.
Auch die Räumlichkeiten im Innern würden das nahelegen, erläuterten Topos-Chef Uwe Eichhorn und sein Mitarbeiter Oliver Clemens bei der Präsentation. Nach dem Auszug der Trafostation stehen rund 51 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Der Gastraum könnte im bisherigen Toilettenbereich entstehen, die WC dafür in den Keller verlegt werden. In dem Gebäude könnten ungefähr 15 Gäste gleichzeitig aufhalten, rechneten sie vor. Als Pächter wird von ihnen ein professioneller und kommerzieller Anbieter favorisiert. Die Vergabe beispielsweise an einen gemeinnützigen Träger hat aus dieser Sicht vor allem zwei Nachteile. Zum einen sei fraglich, ob der eine tägliche und lange Öffnung garantieren könne. Zum anderen wäre seine in der Regel öffentliche Forderung immer wieder auf dem Prüfstand.
Wirtschaftlich tragen müsste sich der Betrieb selbst. Der Umbau würde mit Mitteln aus der Städtebauförderung über das Programm „Lebendige Zentren und Quartiere“ bezahlt. Die Kosten belaufen sich nach einer Ermittlung aus dem Jahr 2022 auf gut 300 000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Umzug der Trafostation in Höhe von gut 140 000 Euro, die für den Umzug der Trafostation benötigt werden.
Ob der Einsatz von so viel Geld wirklich die gewünschte Veränderung bringt, wurde in der Sitzung bezweifelt. Gefragt wurde beispielsweise, ob ein weiteres Lokal nicht eine Konkurrenz für die schon bestehenden bedeute. Der CDU-Bezirksverordnete Lorenz Weser befürchtet, dass der Standort höchstens für eine Shisha-Bar attraktiv sei. Schon in der Ausschreibung müsse so eine Nutzung unterbunden werden, forderte er. Außerdem habe die Machbarkeitsstudie nicht noch weitere mögliche Alternativen zur Gastronomienutzung aufgezeigt. Aus seiner Sicht wären das zum Beispiel auch ein Betrieb durch die Volkshochschule oder ein Standort der Bibliothek.
Kritisiert wurde zudem, dass rund neun Kugelahorn-Bäume im Zuge des Umbaus gefällt werden sollen. Dies sei eine Bedingung für den Wettbewerb zur Umgestaltung des Schäferseeparks gewesen, erklärte Korinna Stephan. Es werde eine bessere Sichtachse zum See geschaffen, was zur Aufwertung des Parks beitrage. Zudem wäre der Kugelahorn auch unter heutigen klimatischen Bedingungen kein optimales Gewächs. Es werde als Ersatz Neupflanzungen geben.
Und schließlich ging es um die wohl entscheidende Zweifel äußerten Verordnete, ob angesichts der aktuellen Sparzwänge des Landes Berlin die Finanzierung gesichert sei. Das Vorhaben sei mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung abgestimmt, betonten die Stadträtin und ihre Mitarbeiter. Die Finanzmittel würden vollumfänglich bereitgestellt. Sobald die Möglichkeit bestehe, die Planung auszuschreiben, „werden wir das tun“. Anfang 2025 wurde in diesem Zusammenhang genannt. Obendrein werde ein Konzeptverfahren gestartet, bei dem sich interessierte Pächter mit ihren Ideen bewerben könnten.
Käme es nicht zum Wiederbeleben und dem Umbau des Kiosks, verfalle das Gebäude weiter und an der Situation vor Ort ändere sich nichts, wurde ebenfalls erklärt. Schon deshalb sei das Projekt „eine einmalige Chance“.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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