Wo Eigeninitiative unterstützt wird

Die Borsig GmbH ist Haupt-Preisträger des diesjährigen Reinickendorfer Ausbildungsbuddys

Madeleine (21) und Eric (23) schwärmen von ihrem Ausbildungsbetrieb. Eigeninitiative werde unterstützt und auf ein gutes Klima Wert gelegt. Was Lehrlinge von ihrer eigentlichen Arbeit abhalten könne, werde ihnen abgenommen. Verantwortlich für dieses Miteinander sei vor allem Personalchef Andreas Peter (52).

Madeleine und Eric sind Auszubildende im dritten Lehrjahr bei der Borsig GmbH. Sie waren am 20. Oktober mit auf der Bühne, als ihr Lehrbetrieb im Gabriele-von-Bülow-Gymnasium zum Hauptgewinner beim diesjährigen Reinickendorfer Ausbildungsbuddy gekürt wurde. Der Preis besteht aus einem überdimensionalen Buddy-Bären, der seit 2012 als Wanderpokal durch die Reihen der siegreichen Betriebe geht. Im vergangenen Jahr gewann ihn mit Lars Cordes hairdesign ein Vertreter aus dem Friseurgewerbe.

Die Borsig GmbH an der Egellsstraße ist wiederum ein traditionsreiches Industrieunternehmen, das unter anderem Anlagemechaniker ausbildet. Ausgezeichnet werden kreative und innovative Ideen bei der Nachwuchspflege. Der Umgang mit den Auszubildenden "auf Augenhöhe" stellte die Jury beim aktuellen Sieger besonders heraus.

Nicht nur Augenhöhe ist bei Ausbildungsbetrieben heute gefragt. Die müssen sich schon deshalb einiges einfallen lassen, weil es sich beim Lehrling inzwischen um eine kostbare Ressource handelt. Wer sich intensiv um dieses Humankapital bemühe, habe gute Zukunftschancen, war eine Botschaft bei der Ausbildungsbuddy-Verleihung. Eine weitere ging an die derzeitigen Schülerinnen und Schüler und vor allem auch an künftige Abiturienten. "Eine Ausbildung ist genauso wichtig wie jedes Studium", sagte Michael Biel (SPD), Wirtschaftsstaatssekretär und Gastredner bei der Verleihung. Damit spreche er nicht gegen Akademiker, betonte der studierte Politologe, sondern für ein "positives Mind Setting" (optimistische Grundhaltung), das für viele Berufe im Handwerk und darüber hinaus hilfreich ist. Ob die Energieversorgung weiter klappt, die Mobilitätswende gelingt, eine andere Küche kreiert oder coole Partys organisiert werden, das und noch mehr seien Beispiele für Ausbildungsbranchen. Und um Jugendliche dafür zu begeistern, "muss man sie auch mal ausprobieren lassen, um das Richtige zu entdecken".

Beim Gastgeber Gabriele-von-Bülow-Gymnasium kommen die Schülerinnen und Schüler auf verschiedene Weise mit der Arbeitswelt in Berührung, erklärte Direktorin Heike Briesemeister. Praktika sind inzwischen fast obligatorisch. Weitere Unternehmen, die mit ihrer Schule kooperieren, wären gerne gesehen, betonte sie.

Auf die große Bandbreite an Betrieben in der Reinickendorfer Wirtschaft wies Bürgermeister und Schirmherr Uwe Brockhausen (SPD) hin. 9000 Unternehmen gebe es – von traditionsreichen Namen bis zu Neugründungen. Trotz aktueller Krise schätzt er die Zukunftsaussichten des Standorts Reinickendorf optimistisch ein. Auch der Bürgermeister betonte dabei die Bedeutung der Nachwuchspflege. Er lobte in diesem Zusammenhang besonders Gert Pätzold und die Initiative Ausbildungsplatz-Paten. Sie geben „das Signal, dass Jugend eine Zukunft hat“.

Der Ausbildungs-Buddy wird in drei Kategorien und außerdem einem Sonderpreis für Integration vergeben. Er geht jeweils an ein kleines, mittleres sowie ein großes Unternehmen. In der ersten Kategorie gewann die Edelmat GmbH, einem Betrieb im Bereich Veranstaltungstechnik. Sieger bei den Großbetrieben wurde die Evamo Pump Technologie Solutions PS GmbH. Den Integrationspreis erhielt die Integra gGmbH Berlin. Die Borsig GmbH aus Tegel wurde Beste bei den mittleren Unternehmen und Preisträger des Wander-Buddys.

Andreas Peter erinnerte die Auszeichnung auch daran, was sich seit seiner Lehrzeit vor mehr als 30 Jahren beim Umgang mit den Auszubildenden geändert hat. Wenn er damals Verbesserungsvorschläge gemacht habe, sei ihm ziemlich schnell klar gemacht worden, dass ihm das in seiner Position nicht zustehe. Auch wegen solcher Erfahrungen macht er das heute ganz anders.