Kanalgeschichte und Stasibunker
Eine Wanderung an Oder-Spree-Kanal und Seddinsee
Was tun in Zeiten von Corona, wen Gaststätten maximal ihren Außer-Haus-Verkauf geöffnet haben und selbst kleine Museen (noch) geschlossen sind? Warum nicht klassisch mit dem Rucksack und Proviant eine Wanderung unternehmen.
Der Südosten Berlins bietet sich dafür immer wieder an. Los geht es in Schmöckitz, der früheren Fischersiedlung Smekewitz. Als solche stand der Ort bereits 1375 im Landbuch Kaiser Karls. Die Dorfkirche an der Wendeschleife der Straßenbahn wurde 1799 errichtet. Im Sommer 1874 machte Theodor Fontane hier bei seiner Fahrt mit dem Segelschiff „Spinhx“ Station. Allerdings scheint es ihm nicht gefallen zu haben. Er beschreibt die Kirche als „...tristen Bau, aus dem Anfang diesen, oder vielleicht auch des vorigen Jahrhunderts...“
Von der Kirche geht es über die Schmöckwitzer Brücke und dann am Ufer des Seddinsees entlang. Am Beginn des Uferwegs stand einst das Jagdhaus Schmöckwitz. Der denkmalgeschützte Bau verfiel leider nach 1990, wurde vor wenigen Jahren abgerissen und inzwischen durch eine fast fertige Wohnanlage ersetzt. Der Uferweg führt an Wassersportvereinen und einer Rettungsstation des Arbeiter-Samariter-Bunds vorbei. Nach 30 Minuten erreicht man den Oder-Spree-Kanal. Der wurde in den Jahren 1887 bis 1891 gebaut, um die Oder und damit den Seeweg zur Ostsee mit Berlin zu verbinden. Der 1668 eingeweihte Friedrich-Wilhelm-Kanal hatte rund 200 Jahren seine Dienste getan und war mit der Industrialisierung Deutschlands seit Mitte des 19. Jahrhunderts stark überlastet.
Wir folgen dem Kanal, auf dem fast immer ein paar Sportboote, die von der Umfahrt um Rauchfangswerder kommen, sowie polnische Lastkähne auf dem Weg nach Berlin unterwegs sind, bis zum Schmöckwitzwerdersteg. Über diese Fußgängerbrücke, die auch Fahrrädern auf einer Rampe den Wechsel ans andere Ufer ermöglicht gehen wir zurück zur Mündung. Hier befindet sich ein Gedenkstein, der an den Kanalbau erinnert.
Am Ufer des Seddinsees geht es nun weiter in Richtung Gosen. Auf der rechten Seite liegen die kaum erkennbaren Gosener Berge. Hier stand einst die Schillerwarte, bis das Gelände abgesperrt wurde und das Ministerium für Staatssicherheit der DDR das Areal einzäunte. Hier entstand eine kleine Stadt, in der fortan Auslandsagenten der Stasi ausgebildet wurden. Erst kurz vor der Wende wurde ein in den Berg gebuddelter Führungsbunker fertiggestellt. Er war getarnt unter einer vermeintlichen Lagerhalle. Als der Bunker fertig war, wurde die Stasi aufgelöst. Im vorigen Jahr konnte er mehrere Wochen lang besichtigt werden. Aus der kleinen Agentenstadt ist inzwischen das Wohngebiet "Bergpark" geworden, in dessen modernisierten Häusern rund 650 Menschen leben.
Über die Eichwalder Straße geht es in den Ortskern von Gosen mit Kirche, Freiwilliger Feuerwehr und Gasthaus. Hier befindet sich auch eine Bushaltestelle, von der der BVG-Bus der Linie 369 einmal pro Stunde nach Müggelheim fährt und dort Anschluss an das Berliner Liniennetz hat. Zum Ausgangspunkt der Wanderung kommt man vom Bahnhof Köpenick oder vom Bahnhof Grünau mit der Straßenbahn Linie 68, Endhaltestelle Alt-Schmöckwitz. Für die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bitte derzeit an die Gesichtsmaske denken und die Tickets möglichst im Vorverkauf erwerben.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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