Brandenburger Gemeinde ist nur durch die Dahme von Berlin getrennt
Nachbarn am Zeuthener See

Der Backsteinbau des Rathauses wurde im Jahr 1901 als Schulgebäude errichtet. | Foto: Ralf Drescher
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Wer von Berlin aus kommt, findet an der Stadtgrenze kein Ortseingangsschild, das auf Zeuthen hinweist. Die Grenze verläuft nicht landseitig, sondern längs durch den Zeuthener See, der von der Dahme durchflossen wird.

Seit der Wende hat sich Zeuthen ständig vergrößert. 1990 hatte es 7800 Einwohner, am 31. Dezember 2017 waren 11 297 Menschen gemeldet. Weitere Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt. „Es gibt noch einzelne Grundstücke, auf denen Wohnungen gebaut werden könnten. Für Gewerbeansiedlungen gibt es aber keine geeigneten Flächen mehr“, erklärt Sven Herzberger, der Bürgermeister. Er kam erst vor gut einem Jahr ins Rathaus, ist in Strausberg geboren, in Pankow aufgewachsen und wohnt seit 2004 in Zeuthen. Die Kontakte zu Berlin bezeichnet er als gut. Der Bürgermeister von Treptow-Köpenick hatte ihn in diesem Jahr zur Bürgermeisterregatta eingeladen. Da war Herzberger klar im Vorteil, denn er segelt selbst in einem Schmöckwitzer Verein.

Bahnanschluss hat die Gemeinde schon seit 1868, als die Strecke Berlin-Görlitz eröffnet wurde. Seit April 1951 geht es elektrisch mit der Berliner S-Bahn nach Berlin, heute mit S 8 und S 46. Jeden Tag fahren rund 2400 Erwerbstätige nach Berlin, davon viele mit der S-Bahn. „Der Zehn-Minuten-Takt reicht derzeit aus, Verbesserungen wünsche ich mir aber bei den Buslinien, die Zeuthen mit dem Umland verbinden. Außerdem denken wir über eine Art Rufbus nach, der unsere Senioren zum Einkaufen bringt“, erzählt Herzberger.

Und dann hat der Bürgermeister noch eine besondere Idee. Schließlich liegt Zeuthen am Wasser, und bis nach dem Zweiten Weltkrieg gab es hier mehrere Fähren, zum Beispiel nach Rauchfangswerder am Berliner Ufer des Zeuthener Sees. „So etwas würden wir gerne wieder einrichten. Vielleicht als Wassertaxi, dass Schmöckwitz, Eichwalde, Zeuthen, den Miersdorfer Werder, Wildau und Königs Wusterhausen miteinander verbindet. Dass sind rund sieben Kilometer, vielleicht könnte man ein umweltfreundliches Elektroschiff einsetzen“, schwärmt Sven Herzberger. Erste Gespräche gab es bereits, allerdings dürfte eine Verbindung über die Landesgrenze nicht einfach werden. Nach 1990 war bereits der Versuch, Rauchfangswerder und Zeuthen mit einer Fähre zu verbinden, gescheitert.

Auf der Internetseite wirbt Zeuthen mit dem Slogan Wald–Wasser–Leben. Und zumindest ein Baum und das Wasser des Zeuthener Sees zieren auch das Wappen. „So soll Zeuthen bleiben. Wir wollen unsere Gemeinde aber attraktiver machen, da kommen uns Pläne, am Seehotel ein Konferenzzentrum zu errichten, gelegen“, erklärt Sven Herzberger.

Ansonsten verfügt Zeuthen über zwei Schulen, sechs Kitas, Einkaufsmärkte und eine Freiwillige Feuerwehr mit zwei Löschzügen. Je eine Löschtruppe ist für einen der durch die Bahntrasse getrennten Ortsteile zuständig. Prominente gab und gibt es auch im Ort. Die umstrittene Filmregisseurin Leni Riefenstahl (1902-2003) verbrachte hier ihre Jugend und der Komponist Paul Dessau (1894-1979) war hier zu Hause. Karl-Eduard von Schnitzler (1918-2001) war dagegen nicht gerade ein Aushängeschild der Gemeinde. Heute kann Zeuthen unter anderem mit Schauspieler Otto Mellis und Opernsängerin Anne Schwanewilms punkten. Auch Sabine Bergmann-Pohl, bis 2. Oktober 1990 Volkskammerpräsidentin und damit letztes Staatsoberhaupt der DDR, lebt hier.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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