Der Blick nach drüben
Private Fotos zum einstigen Grenzstreifen zwischen Neukölln und Treptow

Juli 1987, Blick auf die Sperranlage am Lohenmühlenplatz. | Foto: Wolfgang Rupprecht
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  • Juli 1987, Blick auf die Sperranlage am Lohenmühlenplatz.
  • Foto: Wolfgang Rupprecht
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Die Museen Treptow-Köpenick zeigen in der Austellung "Mein Blick nach drüben" mit unveröffentlichten Fotografien von Wolfgang Rupprecht das Leben am einstigen Grenzstreifen zwischen Neukölln und Treptow. Am Freitag wurde sie im Rathaus Köpenick eröffnet.

Als 2017 das Telefon von Museumsleiterin Agathe Conradi klingelt und ihr jemand am anderen Ende der Leitung eine Fotosammlung anbietet, ist sie im ersten Moment ein wenig ratlos. "Ich habe zunächst nicht realisiert, worum es geht", so Conradi rückblickend bei der Eröffnung. Als ihr bewusst wird, dass dieser jemand, nämlich Hobby-Fotograf Wolfgang Rupprecht aus München, einen kleinen Schatz birgt, und ihn dem Museum schenken will, ist sie erst perplex und schließlich überwältigt. "Ein Glücksfall für das Museum und den Bezirk", wie Conradi noch zwei Jahre später strahlend sagt.

Rupprecht ist zwar Bayer, aber mit Berliner Vergangenheit. Und um diese Vergangenheit geht es: Von 1961 bis 1992 besuchte er regelmäßig seine Großmutter in West-Berlin, wo ihn die Mauer "magisch" anzog. Er unternahm Streifzüge entlang des Grenzstreifens und hielt seine Eindrücke fotografisch fest. So entstanden unverstellte Aufnahmen vom alltäglichen Leben am längsten Mauerabschnitt zwischen zwei Bezirken.

17 Kilometer zog sie sich durch das Gebiet um Heidelberger, Hartzer und Bouchéstraße. Eine fatale Situation, die insgesamt 23 Flüchtende das Leben kostete. Aber auch an die unspektakulären Folgen erinnerte Kulturstadträtin Cornelia Flader (CDU) bei der Eröffnung: "Die Mauer im Bezirk zerschnitt Freundschaften, Familien und ganze Nachbarschaften." "Trotz der einschneidenden Bedeutung der Mauer für Treptow, gibt es keine wirklichen Gedenkorte im Bezirk, wie beispielsweise an der Bernauer Straße", so Conradi. Umso mehr sei man auf Zeitdokumente aus privatem Bestand angewiesen.

Eine so große Spende wie von Wolfgang Rupprecht ist allerdings eher selten: Mitsamt allen Bildrechten schenkte er den Museen Treptow-Köpenick 108 Bilder. Um Geschichte transparent zu machen, aber auch, um sie seiner Berliner Verwandtschaft zu widmen, die ihn zurzeit der Teilung so oft in die Stadt geführt hat, wie Rupprecht ausrichten ließ, da er leider nicht an der Eröffnung teilnehmen konnte.

Wie wichtig und aktuell die Aufarbeitung mit Bildmaterial ist, erklärte Museumspädagoge Matthias Wiedebusch, der Schulklassen und Flüchtlingsgruppen noch vor Eröffnung durch die Ausstellung führte: "Die Stärke von Fotografien liegt in ihrer Anschaulichkeit. So finden gerade junge Menschen einen besseren Zugang zu einem Thema, mit dem sie vorher kaum Berührung hatten". Dank Wolfgang Rupprechts Fotosammlung können 30 Jahre nach dem Mauerfall jüngere Generationen, Menschen aus anderen Kulturkreisen, und natürlich auch alle anderen, nachvollziehen oder Revue passieren lassen, was damals los war, in einer – heute unvorstellbar – geteilten Stadt, in einem geteilten Land.

Bis zum 31. Januar sind die Bilder in der Flurgalerie im Rathaus Köpenick, Alt-Köpenick 21, zu sehen. Kleine Verweisschilder liefern Informationen. Öffnungszeiten: täglich 8 bis 18 Uhr.

Autor:

Lukas Rameil aus Alt-Treptow

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