Leere Sockel kreativ genutzt
Temporäre Werke ersetzten gestohlene Kunstwerke
In den letzten Jahren ist aus Parkanlagen des Bezirks mehrfach Kunst gestohlen worden, zuletzt 2014 die Plastik „Heinzelmännchen“ und im Mai 2018 „Der Schwimmer“. Im Rahmen des Kunstwettbewerbs „Leere Sockel“ wurden jetzt drei Werke durch temporäre Installationen ersetzt.
Mit Unterstützung der Senatskulturverwaltung, die rund 50 000 Euro zur Verfügung stellte, hat der Bezirk dafür einen Kunstwettbewerb initiiert. Dazu wurden acht bekannte Künstler eingeladen. An drei Standorten gestohlener Werke sind bis Mai die „Vertreter“ zu sehen.
„Wir haben nicht nur Beschädigungen zu beklagen, sondern vor allem den Diebstahl von Skulpturen aus dem öffentlichen Raum. Und dies nicht mal, weil sich jemand eine Skulptur in sein Heim stellen möchte, nein, die Beweggründe sind viel niedriger. Es geht den Dieben um den reinen Materialwert“, merkte die für Kultur verantwortliche Stadträtin Cornelia Flader (CDU) bei der Übergabe der Wettbewerbsergebnisse an. Anstelle der 2014 gestohlenen „Heinzelmännchen“ von Bildhauer Werner Richter (1923-2012) steht jetzt „Holterdiepolter“ von Tina Schwichtenberg. Die Künstlerin hat auf den treppenförmigen Sockel zehn bunte Kinderschubkarren montiert. Damit soll an das einst geheimnisvolle Wirken der Heinzelmännchen erinnert werden.
Buntmetalldieb zersägt Plastik
Die Plastik „Der Schwimmer“ von Gertrud Classen war 2018 von einem schnell ermittelten Buntmetalldieb vom Sockel in einer Grünanlage an der Kiefholzstraße/Hohenbirker Weg gestohlenen worden. Derzeit wartet die vom Dieb zersägte Plastik auf die 8000 Euro teure Restaurierung. Jetzt steht dort das Kunstwerk „Schwimmtieralarm“ von Nora Fuchs. Sie hat auf die Nutzung des leeren Sockels verzichtet und ein Stahlgestell mit farbigen Schwimmtieren gefüllt.
Das dritte temporäre Kunstwerk steht im Rosengarten des Treptower Parks. Hier befand sich bis kurz nach dem Ende der DDR die Plastik „Sitzendes Mädchen“ von René Graetz. An seiner Stelle steht jetzt „Sockel Sockel – oder – ohne sie“ von Olf Kreisel. Eine braune Holzhütte verdeckt den leeren Sockel, im Innern erinnert ein Blumenstrauß an das Kunstwerk.
Unbefriedigend ist übrigens die strafrechtliche Verfolgung der Kunstdiebstähle. Obwohl der Schaden am "Schwimmer" rund 8000 Euro beträgt, wurde der vorbestrafte Brandenburger Christian R. vom Amtsgericht Tiergarten im Januar 2019 nur zu 2800 Euro Geldstrafe verurteilt. Zivilrechtlich versucht das bezirkliche Rechtsamt jetzt, vom Kunstdieb Schadenersatz einzuklagen. Bei den anderen beiden Werken wurden weder Täter ermittelt, noch das Diebesgut gefunden.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.