Zwölf Monate im Schnelldurchlauf
Berliner Woche blickt auf das Jahr 2022 in Treptow-Köpenick zurück
Das Jahr 2022 war dominiert von der weiter anhaltenden Corona-Pandemie, von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, Energiekrise und Inflation. Nebenbei bestimmten der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket, die Berliner Pannenwahl 2021 oder die umstrittene Fußball-WM in Katar – inklusive Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft in der Vorrunde – wochenlang die Schlagzeilen.
Doch auch abseits der großen politischen und gesellschaftlichen Themen ist viel passiert. Im Folgenden fassen wir für Sie noch einmal zusammen, was in Treptow-Köpenick in diesem Jahr wichtig war.
Baustelle Brückenbauwerke. Viele Brücken in Treptow-Köpenick sind so marode, dass sie abgerissen und ersetzt werden müssen. Im Berufsverkehr staut es sich deshalb oft. Seit dem Frühjahr laufen die Bauarbeiten zum Abriss und Neubau der Pyramidenbrücke nahe dem Stadion An der Alten Försterei. Fußgänger und Radfahrer können inzwischen eine Behelfsbrücke nutzen. Bis zur Fertigstellung der neuen Pyramidenbrücke werden aber noch Jahre vergehen. Erst 2028 soll das knapp sieben Millionen Euro teure Vorhaben beendet sein.
Im Herbst gestartet ist auch der Ersatzneubau der Marggraffbrücke zwischen Niederschöneweide und Baumschulenweg über den Britzer Verbindungskanal, der mit rund 23 Millionen Euro mehr als dreimal so viel kostet. Eine neue Brückenkonstruktion soll es dort künftig möglich machen, an beiden Ufern einen Fuß- und Radweg unter der Brücke durchzuführen. Auch Platz für eine neue Straßenbahntrasse wird eingeplant. Bis Ende 2026 wird an dieser Stelle gebaut.
Im Oktober wurde die Fahlenbergbrücke zwischen Gosen und Müggelheim vor zahlreichen schaulustigen Anwohnern 100 Meter südlich verschoben, wo sie bis zur Fertigstellung des Neubaus Ende 2023 als Ersatzbrücke über den Gosener Kanal dient.
Ein weiteres Großprojekt steht mit dem Bau einer neuen Fuß- und Radwegbrücke über das Adlergestell und die-S-Bahngleise zwischen den Stationen Johannisthal und Adlershof an. Das Land Berlin setzt dabei erstmals auf Aluminium als Werkstoff, das wesentlich weniger wartungsintensiv als Stahl ist. Die Bauarbeiten sollen bis Sommer 2024 dauern. Kostenpunkt: rund elf Millionen Euro. Bereits fertig ist nach fünf Jahren Bauzeit und einem riesigen Stromausfall zwischendurch die für 37 Millionen Euro erbaute neue Salvador-Allende-Brücke in Köpenick. Sie wurde Anfang November wieder komplett für den Autoverkehr freigegeben.
Geflüchtete und Alteingesessene unter einem Dach. Im April öffnete der neue und inzwischen elfte kommunale Kiezklub im Bezirk. Der Kiezklub Allende im Erdgeschoss einer neugebauten Flüchtlingsunterkunft in der Salvador-Allende-Straße 89 sorgt dafür, dass Bewohner der Unterkunft und Anwohner aus dem Allende-Viertel ins Gespräch kommen. Der Grundstein für mehr Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft ist gelegt.
Inszenierungen im Einkaufscenter. Ein Theater mitten in einer Ladenpassage, das gibt es nicht alle Tage. Für das Kungerkieztheater ist es zur Realität geworden. Ende April wurde nach monatelangen Umbauarbeiten und Vorbereitungen Premiere gefeiert. Auf einer leerstehenden Ladenfläche im Park Center Treptow wurden eine Bühne und eine Zuschauertribüne eingebaut, nachdem das Theater seine Spielstätte im Jugendkunst- und Kulturzentrum Gérard Philipe zwei Jahre zuvor verloren hatte.
Die Rückkehr des Comic-Hauptmanns. Sechs Jahre lang verstaubte das nach einem Entwurf von Achim Purwin im Comic-Stil entstandene Wandbild des Hauptmanns von Köpenick in einer Garage. Das Bezirksamt fand keine Lösung für einen Ersatzstandort. Zwischendurch stand sogar im Raum, das Kunstwerk ins Ausland abzugeben. Dann sprang der Unternehmer Matthias Große als Käufer ein. Seit Ende April ist der Hauptmann mit Säbel und Schatztruhe wieder öffentlich sichtbar – an einer Fassade im Innenhof an der Wendenschloßstraße 91-93.
Neuer Mann in der Uniform. Nach einem wochenlangen Auswahlverfahren präsentierte der Tourismusverein im Juni mit Heiko Stang einen neuen Hauptmann-von-Köpenick-Darsteller. Seinen ersten Auftritt hatte der in Grünau lebende Schauspieler beim Volksfest Köpenicker Sommer. „Ich sehe das als Engagement für den Bezirk“, sagte er im Interview mit der Berliner Woche. Heiko Stang ist ein Bühnenprofi und Hauptmann-Kenner. Bei der erstmals 2015 in Köpenick aufgeführten Musicaladaption von Carl Zuckmayers „Der Hauptmann von Köpenick“ führte er Regie, schrieb die Musik und die Liedtexte.
Die zerstörerische Kraft des Feuers. Mehrere Brände haben dieses Jahr in Treptow-Köpenick ihre Spuren hinterlassen. Im Mai wurde das Sportlercasino in der Wendenschloßstraße vollständig zerstört, verursacht durch Brandstiftung. In dem Gebäude befand sich eine Gaststätte mit einer Kegelbahn. Ebenfalls komplett durch ein Feuer vernichtet wurde im September die Ladenzeile mit 15 Kiosken und Imbissständen im Treptower Hafen. Die Kosten für den Wiederaufbau werden auf etwa 1,5 Millionen Euro geschätzt.
Anfang Oktober brannte eine leerstehende Lagerhalle am Müggelseedamm, wobei ein Teil des Dachs einstürzte. Die gewaltige Rauchsäule war weithin über der Stadt sichtbar. Ende November musste die Feuerwehr schließlich wieder einen Großbrand löschen, erneut am Müggelseedamm. Diesmal betroffen war die Netto-Filiale, bei der ebenfalls das Dach einstürzte.
Sportliche Ausnahmeleistung. Ende Mai gelang den A-Jugend-Handballerinnen des Friedrichshagener SV 1912 ein außergewöhnlicher Erfolg. Mit einem 23:12 im Finale gegen die Reinickendorfer Füchse gewannen sie die Berliner Meisterschaft. Sie sorgten damit für den bisher größten Erfolg in der 110-jährigen Vereinsgeschichte und holten den für Treptow-Köpenick ersten Berliner Meistertitel im weiblichen Jugendbereich seit 1965.
Ein Ortsteil feiert sich selbst. Beim Pfingstwochenende Anfang Juni zelebrierte Müggelheim sein 275-jähriges Bestehen. Mit einem Festumzug, Konzerten, einem Markt und einer Sonderausstellung wurde der Dorfanger vorübergehend zur Partyzone. Als Gründungsdatum Müggelheims gilt der 1. Juni 1747. Auf Initiative des preußischen Königs Friedrich II. siedelten sich damals 20 Familien aus Odernheim am Glan in der Pfalz auf dem „Coepenikschen Werder“ an. Deshalb gibt es im Ortsteil heute eine Odernheimer Straße.
Staffelübergabe im Fischerdorf. Mitte Juli beendete Maria Thamm ihre dreijährige Ausbildung zur Fischwirtin. Die 20-Jährige wird schon bald das Gut im alten Fischerdorf Rahnsdorf von ihrem Vater Andreas endgültig übernehmen. Vorher will sie aber ab 2024 noch ihren Abschluss zur Fischwirtschaftsmeisterin machen. „Ich kann mir vorstellen, dass ich das mein Berufsleben lang mache“, sagt die junge Fischerin, die mittlerweile ein Medienprofi ist. Sie wurde schon oft von Fernsehteams begleitet und war am 18. November zu Gast in der MDR-Talksendung „Riverboat“.
Spreepark der Zukunft nimmt Form an. Anfang Dezember starteten die Bauarbeiten für einen Fähranleger direkt am Eierhäuschen in Plänterwald. In Zukunft sollen die Besucher des ehemaligen Vergnügungsparks über den Wasserweg anreisen können. Nebenbei wird auch der Wasserweg für Radfahrer und Fußgänger erneuert. Voraussichtlich ab dem zweiten Quartal kommenden Jahres sollen die ersten Fahrgäste mit dem Schiff zum Spreepark geschippert werden.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.