Im Einsatz für rund 44 000 Behinderte
Stefan Schaul hat wichtige Aufgabe im Bezirksamt übernommen
von Ralf Drescher
Der Sozialpädagoge Stefan Schaul hat eine wirklich wichtige Aufgabe. Als Beauftragter für Menschen mit Behinderung, so der offizielle Titel, ist er seit Mai im Bezirksamt tätig.
Zuvor hatte er mit der langjährigen Behindertenbeauftragten Gabriele Rühling zusammengearbeitet, die inzwischen im Ruhestand ist. Der 50-Jährige stammt aus der Hansestadt Lemgo bei Bielefeld, hat an der Evangelischen Fachhochschule Berlin Sozialpädagogik studiert und 18 Jahre für einen freien Träger der Behindertenhilfe gearbeitet, zuletzt als Leiter des Qualitätsmanagements des Unternehmensverbunds.
„Meine Aufgaben leiten sich aus dem Landesgleichberechtigungsgesetz ab. Ich bin Ansprechpartner für alle Menschen mit Behinderungen, für entsprechende Vereine und Initiativen“, erklärt Stefan Schaul. Blickt man auf die Statistik, kommt auf den 50-Jährigen viel Arbeit zu. Rund 16,6 Prozent aller Einwohner des Bezirks, das sind 44 116 Personen, sind versorgungsrechtlich als Behinderte anerkannt. Darunter sind rund 29 000 Schwerbehinderte.
„Es geht darum, dass bei allen Maßnahmen im Bezirk auf die Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen geachtet werden muss. Da liegt ein Schwerpunkt ganz eindeutig im Bereich Bauen“, sagt Stefan Schaul. In seinem Büro liegen gerade Bauzeichnungen des 1. FC Union für einen neuen Fanbereich. Auch hier müssen Zugänge, Verkaufseinrichtungen und Toiletten für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte und Blinde, möglichst ohne Einschränkungen nutzbar sein. Um besser Einfluss zu nehmen, sitzt Stefan Schaul in der AG Barrierefreiheit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, eine Aufgabe, die er quasi von seiner Vorgängerin geerbt hat. Pro Woche bekommt der Beauftragte, der als Einzelkämpfer ohne Mitarbeiter und Sekretärin tätig ist, rund 20 Besucher. Außerdem gehen jeden Monat 50 bis 80 Anfragen per E-Mail und noch einmal so viele per Telefon ein. „Da geht es oft um existentielle Dinge, wenn zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt die Wohnung nicht mehr geeignet ist und eine behindertengerechte benötigt wird. Hier kann ich zwar keine Wohnung vermitteln, aber den Hilfesuchenden eine erste Orientierung geben und sie an die entsprechenden Stellen weiterleiten“, erklärt Schaul.
Einmal im Monat treffen sich die Behindertenbeauftragten der Bezirke zum Austausch. Wichtigster Partner ist jedoch der Behindertenbeirat des Bezirks, mit dem sich der Beauftragte alle zwei Monate trifft. Dort stehen dann oft Hindernisse auf der Tagesordnung – zum Beispiel Absperrungen und Barrieren bei Bauvorhaben im Straßenland.
Weil seine Aufgaben nicht weniger werden, hofft Stefan Schaul auf die für 2020 vorgesehene Novellierung des Landesgleichberechtigungsgesetzes. Dann könnte auch seine Stelle personell verstärkt werden. „Vielleicht so wie schon im Bezirk Spandau, da verfügt der Kollege über ein Vorzimmer und eine Behördenlotsin für Menschen mit Behinderungen“, wünscht er sich.
Schaul ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt im Kunger-Kiez in Alt-Treptow. Der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen ist direkt dem Bezirksbürgermeister unterstellt und hat seinen Arbeitsplatz im Sozialamt, Hans-Schmidt-Straße 18 in Adlershof. Klassische Sprechzeiten hat er nicht, falls er nicht gerade außer Haus ist, steht er Betroffenen gern für Gespräche zur Verfügung. Besser ist jedoch eine Terminabsprache unter stefan.schaul@ba-tk.berlin.de oder Telefon 902 97 61 19.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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