Bezirk ist in der Pandemie weiter ohne Amtsarzt
Um die Besetzung der offenen Stelle gab es bereits viel Wirbel
Treptow-Köpenick steht mitten in der Corona-Pandemie weiter ohne Amtsarzt da. Nachdem der langjährige Amtsarzt Andreas von Welczeck 2020 in Pension ging, ist die Stelle seit Monaten vakant. Kurz vor Weihnachten wurde außerdem der stellvertretende Amtsleiter Denis Hedeler entlassen.
Dieser hatte sich erfolglos um die Nachfolge beworben. In verschiedenen Medien hatte er sich anschließend öffentlich darüber beschwert und seinem Dienstherrn, Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski (AfD), Diskriminierung vorgeworfen. Hedeler stammt aus Kuba, hat eine dunkle Hautfarbe und ist mit einem Mann verheiratet. Mit dem Titel „Zu schwul, zu schwarz: AfD verhindert Amtsarzternennung“ startete er eine Online-Petition, die von fast 40 000 Personen unterschrieben wurde.
Geschanowski hatte die Vorwürfe lange Zeit unkommentiert gelassen, dann jedoch kurz vor Weihnachten eine Erklärung an die Presse geschickt. Darin teilte er mit, dass Hedelers öffentliche Behauptungen über seine Nichtberücksichtigung bei der Vergabe des Amtsarztpostens unwahr seien. Die Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfe seien konstruiert worden. „Diskriminierendes und rassistisches Verhalten wird in keinem Amt des Bezirksamts Treptow-Köpenick geduldet“, erklärte der AfD-Politiker. „Herr Hedeler hat seine Herkunft, seine Hautfarbe und seine sexuelle Identität instrumentalisiert und gezielt als Mittel eingesetzt, um damit einen persönlichen Vorteil zu erzielen“, so der Stadtrat. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Beschäftigtem sei durch die öffentlichen Äußerungen nachhaltig zerstört worden. Die Kündigung des Arbeitsverhältnisses eine Woche vor Heiligabend sei daher ein notwendiger Akt gewesen.
Dass Hedeler die Stelle nicht bekommen hat, lag möglicherweise an seiner noch nicht ausreichenden speziellen Qualifikation für die Stelle. Bürgermeister Oliver Igel (SPD) hatte erklärt, dass das Auswahlverfahren „absolut diskriminierungsfrei“ abgelaufen sei. Mehrere Personen waren daran beteiligt. Eine Nachfrage der Berliner Woche beim Stadtrat, wie es mit der Besetzung der vakanten Amtsarztstelle nun weitergeht, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Nach Auskunft der SPD-Fraktion in der BVV soll es in Zukunft wohl zwei Stellen geben, eine ärztliche Leitung und eine Amtsleitung. Andreas von Welczeck hatte dies noch in Personalunion ausgeübt.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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