Regiert wird aus dem Wohnzimmer
Bezirksamt und BVV im Homeoffice
Die Corona-Krise hat auch Berlin fest im Griff. Das Leben in der Stadt ist herunter gefahren. Bürgeranliegen und Probleme gibt es aber weiterhin und politische Entscheidungen müssen auch getroffen werden.
Ein gemütlicher Ohrensessel in der heimischen Wohnung, ein Tisch und ein Laptop. Mehr braucht Alexander Freier-Winterwerb nicht, um zu arbeiten. Der 33-Jährige ist Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BVV, arbeitet ständig mit 15 Fraktionsmitgliedern, zwei Mitarbeitern und den beiden Bezirksamtsmitgliedern Oliver Igel und Rainer Hölmer zusammen. „Wir haben uns bereits neu sortiert. Fast jeden Tag kommen wir via Video- oder Telefonkonferenz zusammen und reden über anfallende Themen“, erzählt Freier-Winterwerb. Dabei wird auch deutlich, dass die Mitglieder, die aus verschiedenen Altersgruppen kommen, mehr oder weniger gut mit der Technik umgehen können. Videokonferenz ist nicht jedermanns Sache, dann nimmt man eben nur telefonisch teil. „Unsere letzte Fraktionssitzung hat rund zweieinhalb Stunden gedauert. Einige Mitglieder müssen sich an die Rededisziplin gewöhnen, weil man sich ja nicht klassisch melden kann“, so Freier-Winterwerb. Da es keine Ausschusssitzungen gibt, fallen derzeit auch viele Themen weg. Andere, die die Bereiche wie Ordnung und Gesundheit betreffen, haben jetzt höchste Priorität. „Wir müssen da im Ältestenrat besprechen, ob nicht wieder einige Ausschüsse oder gar die BVV in verkleinertem Rahmen tagen sollten“, so der SPD-Politiker.
Das Arbeitszimmer im Köpenicker Rathaus hat Bürgermeister Oliver Igel (SPD) mit Schreibtisch und Computer in seinem Bohnsdorfer Haus vertauscht. Weil ein Familienmitglied positiv auf Corona getestet wurde, befindet er sich quasi in „Hausarrest“. „Der Bezirk ist aber trotzdem arbeitsfähig. An der Sitzung des bezirklichen Krisenstabs habe ich per Skype teilgenommen, zur Bezirksamtssitzung wurde ich per Telefon geschaltet. Wir haben die Geschäftsordnung geändert. Das Bezirksamt muss nicht an einem Ort zusammentreffen, ab sofort sind Telefonkonferenzen zulässig, so dass es weniger direkte Kontakte gibt“, so Olive Igel. „Wir haben in der Sitzung wichtig Entscheidungen getroffen. Unter anderem die, dass die Leitung des Vermessungsamts neu mit einem Mitarbeiter des höheren Dienstes besetzt wird oder dass das Straßen- und Grünflächenamt Saisonkräfte einstellen kann. Und auch vom analogen Leben bin ich nicht abgeschnitten. Einmal am Tag kommt mein Fahrer vorbei und bringt die Postmappe und nimmt unterschriebene Dokumente wieder mit“, erzählt der Bürgermeister.
Zumindest zum Teil analog geht es im Bürgerbüro von Abgeordnetenhausmitglied Maik Penn (CDU) noch zu. Hier sind zwar die Bürgersprechstunden abgesagt, aber die Büroleiterin und ein Mitarbeiter halten die Stellung und auch der Abgeordnete ist fast immer vor Ort. „Wir wollen weiterhin Ansprechpartner für die Sorgen und Fragen von Bürgern sein, haben deshalb unsere telefonische Erreichbarkeit von Montag bis Sonnabend jeweils von 10 bis 18 Uhr erweitert. Pro Tag gehen rund 20 Anrufe ein. Unternehmer fragen, wie sie staatliche oder kommunale Unterstützung beantragen können. Andere Bürger wollen wissen, mit wem sie jetzt noch ins Freie oder zum Einkaufen dürfen", erzählt Maik Penn. Er findet es wichtig, auch die Erreichbarkeit am Telefon abzusichern, weil gerade Ältere zwar Sorgen in der ungewohnten Situation haben, aber nur wenig Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien.
„Vor Kurzem rief ein Ehepaar an, er 94, sie 92, ohne Kinder. Die trauten sich nicht zum Einkaufen und konnten die Situation durch die Corona-Krise nicht einschätzen. Ich habe mir dann die Einkaufsliste geben lassen und schnell selbst eingekauft“, berichtet Penn. Erreichbar ist das Bürgerbüro zu den angegebenen Zeiten unter Telefon 65 07 53 92 und per E-Mail an hilfe@penn-tk.de.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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