Mit Rapmusik gegen Ausgrenzung
Die frühere „Preluders“-Sängerin Rebecca Miro hat eine Kampagne gegen Mobbing gestartet
„Mobbing“, da ist Rebecca Miro sicher, „gibt es an jeder Schule“. Schulleiter oder Lehrer, die etwas anderes behaupten, seien nicht über die Vorgänge informiert oder leugneten das Problem. Als sie selbst noch die Grundschule besuchte, erlebte sie, wie ihr zwei Jahre jüngerer Bruder gemobbt wurde und auch Mitschüler von ihr zu leiden hatten. Mit „Stop2Mob!“ hat sie jetzt eine Anti-Mobbing Kampagne gestartet.
„Ich möchte was verändern und ein Vorbild für junge Menschen sein“, betont sie. „Meine Mutter hat immer gesagt, ich bekomme Ärger, wenn sie mitbekommt, dass jemand gemobbt wird und ich nicht eingreife.“ Dass manche Kinder und Jugendliche aufgrund von Mobbing sogar Selbstmord begehen, findet Rebecca Miro unfassbar. Dabei seien die Täter oft selber Opfer, hätten viel Frust und wüssten nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollten. In vielen Familien werde sich einfach zu wenig gekümmert. „Auch Workshops für Eltern mit Schwerpunkt Konfliktlösung wären sinnvoll, um zu zeigen, wie man damit umgeht, wenn man sauer ist.“ In ihren eigenen konzentriert sie sich aber auf die Kinder.
"Showbusiness ist ein Haifischbecken"
Rebecca Miro hat selbst in jungen Jahren viel erlebt. Sie stand sehr früh in ihrem Leben im Rampenlicht. Als Teenagerin bewarb sie sich 2003 bei der TV-Castingshow „Popstars“. Daraus ging die Girlgroup „Preluders“ hervor, mit der die Sängerin mehrere erfolgreiche Alben und einen Nummer-eins-Hit landete und durch Deutschland, Österreich und die Schweiz tourte. Sie waren zu Gast bei Thomas Gottschalk und Stefan Raab und hatten Auftritte bei der „Bravo Super Show“ neben Weltstars wie Usher und The Black Eyed Peas. Eine Zeitlang konnte sich Rebecca Miro kaum noch frei bewegen, wurde überall erkannt, ob beim Einkaufen oder in der U-Bahn. Der Hype war enorm. „Wir mussten Autogrammstunden abbrechen, weil sich die Leute dabei verletzt haben. Manche sind auch vor unseren Tourbus gesprungen“, erinnert sie sich an diese verrückte Zeit. 2006 lösten sich die „Preluders“ auf. Danach hat sich Rebecca Miro aus dem Showbusiness zurückgezogen, nahm zunächst in Paris eine Auszeit und Schauspielunterricht, machte später eine Ausbildung beim Radio und moderierte bei Sendern in Berlin, Stuttgart und Ludwigshafen. Die Musikindustrie sieht Miro mit Blick auf die oft noch sehr jungen Künstler heute kritisch. „Alle schreien auf einmal deinen Namen und du bekommst alles umsonst. Ich glaube, dass das fatal ist. Es ist ein Haifischbecken, in das du geworfen wirst. Kein Wunder, dass viele in dem Business einen Dachschaden haben“, spricht sie Klartext.
Rebecca Miro
bietet kostenlos Musikkurse an
Ihre Erfahrungen helfen ihr heute im Umgang mit benachteiligten und sozial schwachen Kindern. Seit fünf Jahren lebt die Charlottenburgerin in Treptow, weil sie hier mehr Natur und Wasser um sich hat. In ihrem neuen Heimatbezirk suchte sie Kontakt zu Schulen, um Workshops anzubieten. Unter dem Namen „Camp4Talents“ gibt sie schon länger kostenlos Musikkurse, wobei ihr viele Kinder von ihren Erfahrungen mit Mobbing berichteten. Deshalb entschied sie sich, dazu einen eigenen Workshop zu entwickeln. Anfang Oktober führte sie diesen in einer Grundschule in Friedrichshagen erstmals durch.
Im Rahmen ihrer Kampagne spricht sie dabei mit den Kindern darüber, was Mobbing überhaupt ist, über private Erfahrungen, Vorbilder und Werte. Gemeinsam schauen sie sich Fälle von Cybermobbing an und nehmen sich besonders die deutsche Hip-Hop-Szene vor, wo nicht selten frauen- und schwulenfeindliche, gewalttätige oder sogar rassistische Botschaften transportiert werden. „Viele Kinder hören das und plappern das nach“, meint Rebecca Miro. „Ich will aufklären, dass es nicht cool ist, so zu reden, und nicht cool, wenn jemand gemobbt wird und andere nur danebenstehen.“ In ihrem Workshop schreiben die Kinder unter ihrer Anleitung Texte für einen Anti-Mobbing-Rap, den sie abschließend mit einer Choreografie auf die Bühne bringen. „Es gibt natürlich viele Anti-Mobbing-Kampagnen“, sagt sie. Ihre sei jedoch aufgrund des Bezugs zur bei den Kindern sehr populären Rapmusik besonders. „Ich spreche die Sprache der Kids und begegne ihnen auf Augenhöhe“, meint sie außerdem.
Wer Interesse daran hat, die Sängerin und Moderatorin mit ihrem Workshop auch zu sich in die Schule zu holen, kann sie unter stop2mob@gmx.de erreichen. Für das Angebot können Schulen Mittel des Senats beantragen, zum Beispiel aus dem Verfügungsfonds.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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