Tierschützer und Seuchenbekämpfer zugleich
Carsten Hopperdietzel und seine Kollegen haben im Bereich Veterinäraufsicht vielfältige Aufgaben
In Treptow-Köpenick hat es 2021 mehrere Seuchenausbrüche gegeben. Im Februar wurde das Staupe-Virus bei Füchsen und Waschbären nachgewiesen. Im Mai folgte die Geflügelpest in einer Kleingeflügelhaltung und im Oktober die Amerikanische Faulbrut bei Bienenvölkern in Müggelheim.
Was für den Laien wie eine besorgniserregende Häufung wirkt, ist für Dr. Carsten Hopperdietzel Alltag. „Im urbanen Raum sehen wir eine Zunahme von Tierseuchen“, erklärt der gebürtige Köpenicker unaufgeregt. Seit vier Jahren ist er amtlicher Tierarzt im Fachbereich Veterinär- und Lebensmittelaufsicht des Ordnungsamts. Als gelernter Tierarzthelfer studierte er Veterinärmedizin an der FU Berlin. Danach war er als praktischer Tierarzt im Bereich Fische tätig, dann sieben Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU, bevor er schließlich 2017 im Bezirksamt hospitierte und anschließend blieb.
Tierkadaver müssen weg
Der 42-Jährige und seine 16 Kollegen, darunter drei Tierärzte, kümmern sich zum Beispiel um die Beseitigung von Tierkadavern, wenn sie von Bürgern darauf aufmerksam gemacht werden. Bei einem Verdachtsfall entnehmen sie Proben und schicken diese ins Landeslabor Berlin-Brandenburg in Frankfurt (Oder). Wenn dort tatsächlich ein gefährlicher Erreger nachgewiesen wird, leiten sie unverzüglich Maßnahmen ein, um die Verbreitung einzudämmen. Nach dem Auftreten der Geflügelpest erließen sie beispielsweise eine Stallpflicht für Hühner. Der Sperrbezirk galt zunächst in einem Radius von drei Kilometern um den Ausbruchsherd, wurde anschließend auf ganz Treptow-Köpenick ausgeweitet und erst nach zwei Monaten wieder aufgehoben. Von der Schweinepest seien sie bisher zum Glück verschont geblieben, doch er rechne damit, dass diese auch Berlin bald erreicht und die Stadt dann viele Jahre beschäftigen werde. Aktuell muss sich die Veterinäraufsicht immer noch mit der Amerikanischen Faulbrut in Müggelheim auseinandersetzen, eine Seuche, an der ganze Bienenvölker sterben können. Carsten Hopperdietzel arbeitet dabei eng mit dem Imkerverein und dem Forstamt Köpenick zusammen.
Imker sind "umgängliche Menschen"
Zu Imkern hat der amtliche Tierarzt generell ein gutes Verhältnis. „Sehr umgängliche Menschen“ seien das, denen der Tierschutz am Herzen liege. „Das sind oft Betriebe, die das schon sehr lange machen. Die melden sich bei uns, wenn sie mit ihren Bienen ins Umland wandern. Ich komme dann hin, entnehme Proben und erstelle ein Gesundheitszeugnis“, erklärt er. Das sei eine der schönen Seiten seines Jobs.
Weniger schön seien dagegen die Fälle von Tiermisshandlung und Tierverwahrlosung, mit denen er und seine Kollegen es zu tun bekämen. In der Regel erhält das Amt entweder einen Hinweis von der Polizei, die beispielsweise bei einer Hausdurchsuchung zufällig betroffene Tiere entdeckt, oder durch eine Tierschutzanzeige. „Das ist dann zum Beispiel jemand, der uns berichtet, dass der Nachbar mit seinem Hund seit Jahren nicht mehr rausgegangen ist.“ Die Mitarbeiter checken täglich ihre E-Mails, prüfen die Anzeigen auf Glaubwürdigkeit, priorisieren und schicken dann einen Kollegen zum Einsatzort. Wer als Tierarzt im Außendienst arbeitet, wird dabei Zeuge vieler unschöner Situationen. Wenn unter anderem ein ausgewachsener Schäferhund in einer Zwei-Zimmer-Wohnung eingepfercht ist und sein Geschäft im Badezimmer verrichten muss oder jemand massenweise Tiere hortet. Hopperdietzel erinnert sich an einen Fall aus dem vergangenen Jahr, als eine Familie in den Kinderzimmern 22 Katzen hielt.
Welpenhandel nimmt zu
Was ebenfalls immer wieder vorkommt, ist illegaler Welpenhandel. Seit Ausbruch der Pandemie hat der aufgrund gestiegener Nachfrage sogar noch zugenommen. „Wir arbeiten da eng mit dem Landeskriminalamt zusammen. Die haben dafür eine eigene Abteilung.“ Weil die Zuständigkeit der Veterinär- und Lebensmittelaufsicht genau an der Bezirksgrenze endet, ist der Informationsaustausch mit den anderen Bezirken umso wichtiger. Denn: „Manche Bürger betreiben ein regelrechtes Bezirkshopping. Sie ziehen um, wenn sie merken, dass wir ihnen auf der Spur sind.“ Beschäftigt sind Carsten Hopperdietzel und sein Team auch mit Verstößen gegen die Meldepflicht bei Listenhunden – das Kosmosviertel in Altglienicke ist diesbezüglich ein Brennpunkt – und mit Personen, die gefährliche Tiere halten wollen. „Wir schauen dann, ob die Tiere genehmigungsfähig sind und die Person sachkundig ist.“ Ein Beispiel sei einmal ein sechs Meter langer Tigerpython gewesen. „Es geht darum, unsere Bürger vor Gefahren, die von Tieren ausgehen können, aber auch Tiere vor Gefahren, die vom Mensch ausgehen, zu schützen“, fasst Carsten Hopperdietzel seine Arbeit plakativ zusammen. Neben dem „tollen Team“ macht ihm vor allem die Vielseitigkeit Spaß.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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