Teilweise fließt das Gewässer bereits rückwärts
In der Spree wird jetzt das Wasser knapp
Von der Spree profitieren im Bezirk nicht nur die Bootsbesitzer, auch die Touristendampfer sind auf den Fluss angewiesen. Doch mit sinkenden Wasserständen droht bereits jetzt eine Einschränkung der Schifffahrt.
„Die Fließgeschwindigkeit der Spree ist sehr gering und teilweise kommt es zu Rückströmungen von geklärtem Abwasser aus dem Klärwerk Münchehofe in den Müggelsee“, teilte Umweltstaatssekretär Stefan Tidow am 24. Oktober dem Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz im Abgeordnetenhaus schriftlich mit. Bereits Anfang Oktober hatten die Abgeordneten über den sinkenden Wasserstand der Spree debattiert. Der Staatssekretär nennt als Ursache fehlende Regenfälle im Einzugsgebiet der Spree. Die aktuelle hydrologische Situation von Berlins Wahrzeichen wird als extrem eingestuft.
Bisher sorgt noch der Rückstau der Schleuse Mühlendamm dafür, dass Hobby- und Berufsschiffahrt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick noch genug Wasser unter dem Kiel haben. Seit Wochen gebe es laut Tidow Gegenmaßnahmen. So werde aus Tagebauen und Speicherbecken in Sachsen und Brandenburg zusätzlich Wasser in die Spree abgeleitet. Industrie und Landwirtschaft dürften in diesen Bundesländern kein Wasser mehr aus der Spree entnehmen. Mitte November seien die Wasserreserven in den Speichern aber aufgebraucht.
Problem für den Schiffsverkehr
Mit drastischen Folgen für die Hauptstadt. „Bei einer Reduzierung der Zuflüsse wird in Berlin die Stauhaltung nicht gehalten werden können, die Wasserstände werden sichtbar fallen. Die Schleusung – zum Beispiel an der Mühlendammschleuse – wird eingestellt, und damit wird auch der Schiffsverkehr eingestellt werden müssen“, warnt der Staatssekretär. Die Trinkwasserversorgung der Stadt, die ein Teil des Wassers aus dem Einzugsgebiet von Spree und Müggelsee entnimmt, soll vorerst nicht gefährdet sein. „Die ökologischen Folgen sind noch nicht einschätzbar“, teilt Tidow abschließend mit.
Berichte über den Rückfluss der Spree hatte es bereits im Sommer 2003 gegeben. Damals hatte ein Wissenschaftler des Instituts für Gewässerökologie aus Friedrichshagen von der Allende-Brücke Farbpulver in den Fluss geworfen und damit den Rückwärtsfluss auch optisch belegt.
Durch den Rückwärtsgang der Spree war geklärtes Abwasser, welches aus dem Klärwerk Münchehofe – bei Friedrichshagen – über die Erpe in die Spree fließt, bis in den Müggelsee geströmt. Dadurch war dort zeitweise die Wasserqualität gesunken. Helfen kann derzeit nur eins: ausgiebige Regenfälle im Süden der Stadt.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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