Hitze, Trockenheit und Straßenverkehr behindern das Wachstum
Rund 700 Bäume wurden gefällt
Deutschlandweit geht es den Bäumen nach zwei heißen Sommern nicht gut. Grade Großstadtbäume in Parks und am Straßenrand sind anfällig, das merkt man auch in Treptow-Köpenick.
Allein im vorigen Jahr mussten im Bezirk 684 Bäume gefällt werden. Im Jahr 2017 waren es sogar 1007 Bäume. „Das hängt auch mit den beiden Stürmen im Herbst 2017 zusammen, bei denen Bäume entwurzelt oder stark beschädigt wurden“, erklärt Ingrid Lehmann, Leiterin des Straßen und Grünflächenamts.
Ihre Verwaltung ist für die rund 83.400 Bäume zuständig, die Ende 2018 an öffentlichen Straßen, in Parks und auf Friedhöfen im Bezirk gezählt wurden. Rund die Hälfte der Fällungen des Jahres 2017 erfolgten nach dem Sturmtief Xavier (5. Oktober), hierdurch verlor der Bezirk 429 Bäume.
Zu wenige Nachpflanzungen
Mit dem Nachpflanzen kommt man in Treptow-Köpenick wie auch den anderen Bezirken aus Kostengründen kaum hinterher. Im Jahr 2017 wurden 277 Bäume neu gepflanzt, im Jahr 2018 waren es 267.
Große Probleme gibt es zudem mit der Pflege der Neupflanzungen. „In den ersten 15 Jahren müssen Bäume regelrecht erzogen und an das Leben in der Stadt gewöhnt werden. Unter anderem durch regelmäßiges Wässern und fachgerechten Beschnitt“, erläutert Amtsleiterin Lehmann. Und hier fehlt oft das Geld. Rund 5000 Jungbäume sollen in der trockenen Jahreszeit bewässert werden, mit 80 Litern alle zwei Wochen. Bisher erfolgte das bis zum achten Jahr, in Zukunft soll diese Pflege die ersten zehn Jahre erfolgen. Künftig sollen die Bezirke für das Bewässern zusätzliches Geld erhalten.
Neupflanzungen teils schon wieder gefällt
Die größten Baumschäden hatte der Bezirk in den letzten Jahren im Landschaftspark Adlershof-Johannisthal zu verzeichnen. Vor allem Birken waren den klimatischen Bedingungen auf dem früheren Flugfeld nicht gewachsen. Von den 2005 und 2006 gepflanzten Bäumen waren bis 2017 rund 450 Bäume schon wieder gefällt worden.
„Neben der Witterung setzt auch die Bautätigkeit in und an den Straßen unseren Bäumen zu. Da rücken Gebäude mit ihren Tiefgaragen bis auf wenige Zentimeter an die Wurzeln heran, und manche Tiefbaufirmen kappen schon mal eine Wurzel, wenn sie beim Verlegen von Kabeln im Weg ist. Hier müsste statt mit Baggern viel mehr mit Handschachtung gearbeitet werden. Das lehnen die Firmen aber oft aus Kostengründen ab“, ärgert sich Ingrid Lehmann.
Bölschestraße erhält aktuell
besonders viele Bäume
In diesem Jahr steigt die Zahl Neupflanzungen erstmals seit Jahren wieder an. Derzeit werden in Friedrichshagen rund um die Bölschestraße 250 Bäume auch mit Spenden von Bürgern aus der Stadtbaumkampagne gepflanzt, weitere 120 am Adlergestell im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen der Deutschen Bahn. Außerdem pflanzt der Bezirk aus Eigenmitteln noch rund 100 Bäume auf Friedhöfen und in Grünanlagen.
Derzeit verhandelt der Bezirk mit dem Land Berlin um eine Aufstockung der Mittel zur Baumpflege. Im vorigen Jahr standen dafür pro Baum ganze 48 Euro zur Verfügung. „Experten schätzen aber, dass 85 Euro für die Pflege eines Baumes angemessen wären. Bäume sind unsere Zukunft, sie sind ein wirksames Mittel gegen den Klimawandel“, sagt Ingrid Lehmann.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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