Schwund bei Straßenbäumen
Seit Jahren wird im Bezirk mehr abgeholzt als neu gepflanzt
Die Zahl der Straßenbäume in Treptow-Köpenick hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich abgenommen. Das geht aus einer Auflistung des Bezirksamts hervor, die auf Anfrage des FDP-Abgeordneten Stefan Förster veröffentlicht wurde.
Von 2011 bis 2020 wurden demnach insgesamt 7538 Bäume gefällt, aber nur 4615 nachgepflanzt. Ein Minus von fast 40 Prozent. Die Gründe für die Fällungen sind vielfältig. Viele Bäume werden aufgrund von Baumaßnahmen abgeholzt, zum Beispiel bei der Verdichtung von Wohnvierteln. Auch für Reparaturen oder bei der Verlegung von Versorgungsleitungen müssen Bäume weichen. Darüber hinaus mussten insbesondere in den Jahren 2016 und 2017 infolge heftiger Stürme bruchgefährdete Exemplare beseitigt werden. „Es sind aber auch Bäume dabei, die durch Pilzbefall oder andere biologische Versagenskriterien nicht mehr verkehrssicher sind und daher gefällt werden müssen. Meist ist es nicht ein einziger Grund, der zur Fällung führt, sondern durch das Zusammenspiel mehrerer Umstände, wie Trockenheit, Schädlingsbefall, Salzbelastungen – um nur einige zu nennen“, erklärt das Bezirksamt.
Aus dem Klimawandel hat die Verwaltung mittlerweile Konsequenzen gezogen. Seit einigen Jahren gibt es hierzu verschiedene Forschungsprojekte des Straßen- und Grünflächenamts. Gesetzt wird nicht mehr auf "sortenreine Straßen", sondern wegen der Schädlingsbilanzen auf ein Sortiment, das in Wuchshöhe und -breite angeglichen ist, mit den Standortbedingungen gut zurechtkommt und nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten hat. In Treptow-Köpenick werden beispielsweise Resista-Ulme, Amberbaum, Feldahorn, aber auch blühende Baumarten wie Linde, Wollapfel und Felsenbirne favorisiert. Nachpflanzungen werden ausschließlich durch Fachfirmen vorgenommen.
Das Defizit bei den Straßenbäumen wieder auszugleichen, dürfte eine große Herausforderung werden. Die Angaben des Bezirksamts hierzu lesen sich jedenfalls ernüchternd. „Jede Baumpflanzung bedarf einer umfangreichen Vorarbeit und Recherche am Standort. Hierzu ist ein hoher personeller Bedarf notwendig. Es ist auch nicht mit der Pflanzung an sich getan, sondern auch die Anpflasterung, die Fertigstellungs- und Entwicklungspflege sind aufwendige Bestandteile und gehören zur Pflanzung dazu“, heißt es. Für eigene Pflanzungen seien oft keine personellen Kapazitäten vorhanden. Eine einzige Baumpflanzung mit vier Jahren Fertigstellungs- und Entwicklungspflege koste zwischen 2800 und 3000 Euro.
Für Stefan Förster steht fest, dass der Bezirk seine Anstrengungen erhöhen muss, um das Defizit von rund 2900 Straßenbäumen in den nächsten Jahren abzubauen. Ein Teil der „grünen Lunge Berlins“, wie er Treptow-Köpenick bezeichnet, wäre sonst dauerhaft gefährdet. Das Bezirksamt warnte jedoch schon einmal vor überzogenen Erwartungen bezüglich des von der BVV beschlossenen Antrags von Grünen und CDU aus dem März 2020. Darin wurde der Bezirk aufgefordert, das Defizit des Baumbestands der vergangenen fünf Jahre innerhalb der nächsten fünf Jahre auszugleichen. Zirka 500 Pflanzungen pro Jahr seien aber laut Bezirksamt „nicht leistbar“. Vielmehr müsse versucht werden, durch nachhaltige Pflege den Baumbestand zu stabilisieren. Für das laufende Jahr würden derzeit im Rahmen der Stadtbaumkampagne in Adlershof und in der Köllnischen Vorstadt 153 Neupflanzungen geplant. Für den trassennahen Ersatz an der B96a würden 139 Bäume als Ausgleich gepflanzt. Außerdem seien im Frühjahr 29 Bäume in der Defreggerstraße nahe dem Treptower Park gepflanzt worden.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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