Hoffnung auf schnelle Genehmigung
Mit zwei Großprojekten sollen in den nächsten Jahren Hunderte neue Wohnungen geschaffen werden
In Berlin gibt es weniger Wohnungen, als benötigt werden. Doch der Wohnungsbau kommt nicht richtig voran. Aber in Lichtenberg sind einige Projekte auf den Weg gebracht, die Hoffnung machen.
Gestiegene Bau- und Finanzierungskosten bringen Käufer und Mieter, aber auch Investoren und Bauträger zunehmend an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Trotzdem werden vor allem in Lichtenberg in den kommenden Jahren große Bauvorhaben begonnen, die auf derzeit brach liegenden Grundstücken umgesetzt werden. Zu diesen gehört unter anderem das ehemalige Sporthotel in der Nähe des Sportforums an der Konrad-Wolf-Straße.
Die DLE Land Development plant derzeit, auf dem 31.100 Quadratmeter großen Grundstück des ehemaligen Sporthotels in Alt-Hohenschönhausen ein Quartier mit einer Geschossfläche von 70.200 Quadratmetern. Davon sind 80 Prozent für Wohnen und 20 Prozent für Gewerbe vorgesehen. Wie viele Wohnungen es genau werden, wird sich bei den detaillierten Planungen herauskristallisieren. Im Augenblick spricht das Unternehmen im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens mit dem Bezirksamt unter anderem über die Verteilung der Baukörper, Wege und die Nutzung der Freiflächen.
„Der politische Wille, das für den Wohnungsbau erforderliche Baurecht zu schaffen, ist in den einzelnen Bezirken Berlins ganz unterschiedlich ausgeprägt“, sagt Simon Kempf, Geschäftsführer der DLE. „In Lichtenberg beispielsweise besteht kein Zweifel, dass der Bezirk neue Wohnungen und die erforderliche Infrastruktur errichten will. Das zeigen die absoluten Genehmigungszahlen ebenso wie der jeweilige Genehmigungsfortschritt. In diesem Sinne sind wir zuversichtlich, bis Mitte nächsten Jahres Baurecht für dieses prominente Grundstück in Lichtenberg schaffen zu können, zumal durch das geplante Schneller-Bauen-Gesetz mancher Genehmigungsschritt erleichtert werden könnte.“
Ein weiteres Unternehmen, das in Lichtenberg in Wohnungen investieren möchte, ist die wvm-Gruppe. Demnächst startet das aus Köln stammende Unternehmen mit einem 321 Wohnungen umfassenden Vorhaben an der Zwieseler Straße in Karlshorst. Das Vorhaben wird auf einem 22.330 Quadratmeter großen Grundstück nach dem Berliner Modell der Korporativen Baulandentwicklung umgesetzt. Das bedeutet: 30 Prozent der Wohnfläche sind für öffentlich geförderten Wohnraum vorgesehen. „Wir werden an der Zwieseler Straße außerdem 66 freifinanzierte Mietwohnungen und 147 Eigentumswohnungen sowie eine Kita mit bis zu 45 Betreuungsplätzen errichten. Dazukommen 800 Fahrradstellplätze“, sagt wvm-Geschäftsführer Clemens Paschke. Die Fertigstellung sei für Ende 2027 vorgesehen. „Bei den Wohnungsgrundrissen reagieren wir auf die Berliner Besonderheiten“, erläutert Paschke weiter. „Das bedeutet, dass wir mit 40 Prozent Vierzimmerwohnungen oder auch mehr vergleichsweise viel familiengerechten Wohnraum errichten, der insbesondere in Karlshorst dringend gebraucht wird. Darüber hinaus ist Berlin auch die Singlehauptstadt des Landes, weshalb 20 Prozent als Zweizimmerwohnungen geplant sind.“
Beschleunigung hat höchste Priorität
Damit in Lichtenberg schnell gebaut werden kann, hat für Bürgermeister Martin Schaefer (CDU) die Beschleunigung von Verwaltungsprozessen die höchste Priorität. Es sei natürlich eine bittere Pille, dass in Berlin ein Schneller-Bauen-Gesetz gebraucht werde, wie es bereits im Referentenentwurf vorliegt, um den Wohnungsbau anzukurbeln. „Eigentlich benötigen wir in Berlin ein Schneller-Verwalten-Gesetz, denn wir müssen berlinweit die Genehmigungsprozesse beschleunigen und die Bebauungsplanverfahren verkürzen“, sagt Schaefer. Zehn Jahre Bearbeitungszeit für Wohnungsbauvorhaben seien einfach zu lange, „maximal zwei bis drei Jahre sollten für ein B-Planverfahren das Ziel sein. In Lichtenberg haben wir dazu neue Stellen in unserer Bezirksverwaltung eingerichtet, um Baurecht schneller zu schaffen“, berichtet der Bürgermeister.
„Eine flexiblere Nutzung des Paragrafen 34 des Baugesetzbuches sollte ebenfalls geprüft werden“, meint Bürgermeister Schaefer. „Allerdings bekommen wir damit die Kita- und Schulplätze nicht abgedeckt, die wir in unserem Bezirk dringend benötigen. Lichtenberg zieht verstärkt Familien an, und wir können den Kindern nicht zumuten, täglich mit dem Bus in die Nachbarbezirke zu fahren. Daher nutzen wir bei größeren Bauvorhaben grundsätzlich das B-Planverfahren, um die Kita- und Schulentwicklungsplanung mit zu berücksichtigen.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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