Versorgungsgrad liegt nur bei 97 Prozent
Im Zuzugsbezirk werden immer mehr Lehrkräfte benötigt
Immer mehr Familien ziehen nach Lichtenberg. Deshalb nimmt auch die Anzahl der Schüler seit Jahren zu.
Derzeit werden im Bezirk knapp 14 000 Grundschüler, etwa 7000 Oberschüler und über 4200 Gymnasiasten unterrichtet. Um künftig genug Platz zu haben, entstehen in den nächsten fünf Jahren 14 neue Schulen und weitere sieben bestehende Schulgebäude sollen reaktiviert werden. Es müssen aber auch genug Lehrkräfte da sein. Doch daran mangelt es.
„Der Versorgungsgrad mit Lehrkräften an den Schulen soll generell bei 100 Prozent liegen“, erklärt Martin Klesmann, Pressesprecher der Senatsbildungsverwaltung auf Anfrage der Berliner Woche. Hinzu komme eine Personalkostenbudgetierung (PKB), um zusätzlich drei Prozent Vertretungslehrkräfte einstellen zu können. „Insgesamt sind es also rechnerisch 103 Prozent. Auf diese Weise kann Berlin Lehrkräfte, die krank, schwanger oder in Elternzeit sind, gut ersetzen.“ In Lichtenberg liegt der Versorgungsgrad derzeit bei 97 Prozent, informiert Klesmann. Durch die PKB könne das Defizit aufgefangen werden, schätzt die Senatsverwaltung ein.
Allerdings sei die Situation von Schule zu Schule unterschiedlich, berichtet Steffen Reinecke, Vorsitzender des Bezirkselternausschusses (BEA). „Zum Schulstart gab es in Lichtenberg noch einige unbesetzte Stellen. Nach bisherigen Rückmeldungen von Eltern gibt es an einzelnen Schulen Engpässe und auch Unterrichtsausfall. Von dramatischen Situationen wurde uns jedoch bisher nicht berichtet“, sagt er.
Der Senat versuche, stetig weitere neue Lehrkräfte zu gewinnen, so Martin Klesmann. Allein zu Beginn dieses Schuljahrs gelang es, berlinweit 2700 neue Lehrkräfte einzustellen, davon sind 792 Quereinsteiger. Diese sind nach Beobachtung des BEA vor allem im Grundschulbereich und an Integrierten Sekundarschulen eingesetzt. Erfahrungsgemäß sind Stellen an Gymnasien leichter mit voll ausgebildeten Lehrern zu besetzen, berichtet Steffen Reinecke.
Diese Beobachtung bestätigt Dirk Stettner, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Auf eine entsprechende Anfrage teilte ihm die Senatsverwaltung mit, dass etwa 60 Prozent der Quereinsteiger an Grundschulen eingesetzt werden. An Sekundar- und Gemeinschaftsschulen sind es knapp 25 Prozent und an Gymnasien nur etwas über fünf Prozent. Weitere Quereinsteiger wurden an Förderschulen (knapp vier Prozent) und beruflichen Schulen (knapp sechs Prozent) eingestellt.
Abzusehen ist, dass in den nächsten Jahren viele Lehrkräfte in den Ruhestand gehen. „Und es wandern über 700 Lehrkräfte jedes Jahr in andere Bundesländer ab“, berichtet Stettner. Fehlen Lehrer, muss Unterricht vertreten werden oder fällt aus. In Lichtenberg lag die Quote für den Unterrichtsausfall im zurückliegenden Schuljahr bei gut zwei Prozent und war damit, auf die letzten zehn Jahre rückblickend, relativ hoch, erklärt Steffen Reinecke. „Wobei einzelne Schulen deutlich mehr, andere Schulen weniger Ausfall verzeichneten. Gleiches gilt für Vertretungsstunden. An einzelnen Schulen musste mehr als jede fünfte Stunde vertreten werden, an anderen deutlich weniger.“
Damit künftig ausreichend Lehrkräfte vorhanden sind, fordern zahlreiche Elternvertreter und auch die Berliner CDU nicht nur eine 103-, sondern eine 110-prozentige Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften, berichtet Stettner. Um das zu erreichen, sollten mehrere Maßnahmen, wie zum Beispiel Willkommensprämien für Lehrkräfte aus anderen Bundesländern oder auch Stipendien auf den Weg gebracht werden.
Was Lichtenberg betrifft, schätzt der BEA-Vorsitzende ein: „Ich glaube, die Lichtenberger Schulaufsicht ist bei der Lehrkräfteakquise bereits sehr aktiv.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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