Willkommen sind Dinge mit Geschichte
In der Villa Kuriosum entsteht die Alltagskammer Lichtenberg

Kinay Olcaytu (links) und Friedericke Bérat sammeln in der Villa Kuriosum Objekte, zu denen Kiezbewohner eine Geschichte zu erzählen haben | Foto: Bernd Wähner
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  • Kinay Olcaytu (links) und Friedericke Bérat sammeln in der Villa Kuriosum Objekte, zu denen Kiezbewohner eine Geschichte zu erzählen haben
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Die Villa Kuriosum an der Scheffelstraße 21 ist wohl eine eher ungewöhnliche Kultureinrichtung.

In einem Raum soll in den nächsten Monaten die „Alltagskammer Lichtenberg“ entstehen. Dabei handelt es sich um eine Kunstausstellung der ganz besonderen Art, berichtet Leiterin Friedericke Bérat. Die Alltagskammer lehnt sich frei an die „Wunderkammern“ an, die in der späten Renaissance in Mode kamen, ein Sammlungskonzept unspezifischer und bizarrer Gegenstände, die auf Raritäten oder Kuriositäten früherer Zeiten beruhen.

„Wir haben in der Villa bereits ein kleines Kuriositätenkabinett“, berichtet Friedericke Bérat. „Hinter jedem Objekt steckt auch eine Geschichte. Das brachte uns auf die Idee, eine Alltagskammer Lichtenberg einzurichten. Die wird sich vom Kuriositätenkabinett unterscheiden. Denn wir meinen, dass echte Geschichten im Alltag entstehen. Und echte Wunder können nur im täglichen Leben gefunden werden.“ Deshalb sammelt das Projektteam Objekte und Geschichten dazu, die mit dem Bezirk, mit dem Ortsteil, mit der Scheffelstraße oder gar mit Haus und Grundstück zusammenhängen.

Garten voller Obstbäume

Die Immobilie war, so der bisherige Kenntnisstand, mal ein Stützpunkt des Lichtenberger Gartenamts. In dem Flachbau mit einer geschätzten Gesamtfläche von 200 Quadratmetern soll sich auch die Wohnung eines Mitarbeiters befunden haben. Der hat wohl auch sein gärtnerisches Wissen in Schulungen vermittelt. Und das Tolle ist, dass sich im Garten 17 Obstbäume befinden: Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen und anderes mehr. Das inspirierte die heutigen Nutzer, auch ein Gartenprojekt zu initiieren. Einmal in der Woche kommt eine Gruppe von Menschen mit Handicap, um unter Anleitung zu gärtnern.

Irgendwann wurde der Standort nicht mehr vom Gartenamt benötigt und leergezogen. Auf das Gebäude sind dann Ende des vergangenen Jahrzehnts Mitglieder des Vereins S.C.E.N.E.5 aufmerksam geworden. „Unser Verein wurde 1998 in Friedrichshain gegründet. Wir hatten ein Haus in der Schreinerstraße besetzt und dort ein Atelierhaus eingerichtet“, berichtet Friedericke Bérat. „Wir wurden aber raussaniert.“

Mit dem Bezirksamt konnte ein Mietvertrag abgeschossen werden. Seitdem nutzen Künstler unterschiedlicher Richtungen die Villa Kuriosum und ihren Garten für ihre Arbeit, Projekte und sogar Festivals. Im Gebäude gibt es eine Druckwerkstatt. Hier arbeiten Zeichnerinnen und Fotografen. Es findet Theater statt. Und auch Zirkusleute sind vor Ort. „Wir sind eine bunte Mischung aus darstellenden und bildenden Künstlern“, fasst Friedericke Bérat zusammen. Die Regisseurin ist Vorsitzende des Trägervereins. „Außerdem findet bei uns ein reger Austausch mit Künstlern aus Teheran, vom Balkan, aus Frankreich, Spanien und anderen Ländern statt.“

Mit der „Alltagskammer Lichtenberg“ möchte das Team nun einen Ort schaffen, an dem Kiezgeschichte bewahrt und dokumentiert wird. Bis zum 18. Oktober kann jeder sonntags von 14 bis 16 Uhr Objekte vorbeibringen, die Geschichte dazu erzählen oder aufschreiben. Auch Leihgaben sind willkommen. Alle Objekte werden professionell fotografiert. Bis zum Ende des Jahres sollen eine Abschlussausstellung sowie ein Katalog mit Fotos und den Geschichten gestaltet werden. Gefördert wird dieses Projekt vom Bezirkskulturfonds.

Friedericke Bérat ist guter Dinge, dass viele Nachbarn mitmachen. Seit 2012 öffnete sich der Garten nach und nach für Publikum. Sonntags gibt es meist ein Kinderprogramm.

Weitere Informationen unter Telefon 0176/32 34 09 86, villakuriosum@googlemail.com sowie www.villakuriosum.net.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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