Ehrengrabstätte noch nicht beantragt
Begründung des Bezirksamts: Zuständigkeit war bisher unklar

Oskar Ziethen war Lichtenbergs erster Bürgermeister. Nach dem Willen der BVV soll sein Grab eine Ehrengrabstätte werden. | Foto:  Museum Lichtenberg/Sammlung Erna Kritzinger
  • Oskar Ziethen war Lichtenbergs erster Bürgermeister. Nach dem Willen der BVV soll sein Grab eine Ehrengrabstätte werden.
  • Foto: Museum Lichtenberg/Sammlung Erna Kritzinger
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Am 16. Juni 2022 beschloss die BVV, dass sich das Bezirksamt gegenüber dem Senat dafür einzusetzen soll, dass das Grab des ersten Lichtenberger Bürgermeisters Oskar Ziethen (1858-1932) auf dem ehemaligen Friedhof an der Gotlindestraße als Ehrengrabstätte des Landes Berlin gewidmet wird.

Was hat das Bezirksamt bisher in dieser Richtung unternommen? Das wollte der Verordnete Henning Wolff (SPD) nun erfahren. „Leider hat das Bezirksamt bisher keine Schritte unternommen. Dies lag an unklaren Zuordnungen“, berichtet Stadträtin Catrin Gocksch (CDU).

Auf der Grundlage des Friedhofsgesetzes beziehungsweise der ergänzenden Ausführungsverordnung zu Ehrengrabstätten werde man in diesem Jahr ein Schreiben zur Anregung der Anerkennung als Ehrengrabstätte inklusive Begründung vorbereiten, so Gocksch weiter. Dieses werde dann, um die besondere bezirkliche Bedeutung hervorzuheben, an die Senatskanzlei gerichtet.

Oskar Ziethen wurde 1858 als Offizierssohn in Stettin geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, Leipzig, Berlin und Greifswald. Bevor er nach Lichtenberg kam, war er Magistrat in Greifswald und Bürgermeister der Stadt Naugard in Pommern.

Oskar Ziethen war langjähriger Ortsvorsteher und erster Bürgermeister Lichtenbergs. Unter seiner Ägide wurde Lichtenberg 1907 mit seinen 69 000 Einwohnern eine Stadt. Ziethen war 1896 zum Amts- und Gemeindevorsteher Lichtenbergs berufen worden. Während seiner Amtszeit entstanden zahlreiche städtische Einrichtungen, Verkehrswege und Industrieansiedlungen. Er engagierte sich seit 1912 außerdem für einen Zweckverband Groß-Berlin und nahm für Lichtenberg Verhandlungen über eine entsprechende Vereinigung auf. Die Bildung von Groß-Berlin aus acht Stadt- und 59 Landgemeinden sowie 27 Gutsbezirken ist auch ihm zu verdanken. 1920 wurde Lichtenberg ein Berliner Bezirk.

Im Jahr 1921 ging Oskar Ziethen in den Ruhestand, ließ sich aber für die konservative Deutschnationale Volkspartei von 1925 bis 1929 zum Stadtverordneten wählen. Als er am 26. Januar 1932 starb, wurde ihm aufgrund seiner Integrität aus allen politischen Parteien Würdigung entgegengebracht, auch gedachte man seiner Vermittlung 1919 in den Tagen der Märzkämpfe in Lichtenberg.

Dass das Bezirksamt noch nichts unternommen hat, um Ziethens Grab als Ehrengrabstätte des Landes Berlin widmen zu lassen, kommentiert Henning Wolff: „Die Antwort des Bezirksamts ist ein Armutszeugnis.“ Unklare Zuständigkeiten will er nicht gelten lassen. „Angesichts der Bedeutung Oskar Ziethens für den Bezirk hätte der Bürgermeister das Anliegen zur Chefsache machen müssen, wenn seine Ämter sich nicht einig sind.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende Kevin Einenkel ergänzt: „Dass ein Anliegen der BVV einfach so für anderthalb Jahre liegen bleibt, wirft ein schlechtes Licht auf das Bezirksamt. Leider ist das kein Einzelfall."

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

90 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 214× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 174× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 561× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.154× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.