Interview mit Sandy Mattes
„Chancengleichheit in der Bildung an oberster Stelle“
Sandy Mattes (SPD) ist die neue Stadträtin für die Ressorts Schule und Sport. Sie löst Kevin Hönicke (SPD) ab. Ulrike Martin hat sie für die Berliner Woche zu ihren neuen Aufgaben und Zielen befragt.
Ihre Ressorts sind Schule und Sport. Wo gibt es Missstände beziehungsweise Bedarfe? Hat der Bezirk genug Schulplätze, sind neue Schulbauten in Sicht?
Sandy Mattes: Ich bin gerade im Schul- und Sportamt gestartet und freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben. Das Wichtigste ist mir hierbei, dass die Versorgung mit Schulplätzen im Bezirk konsequent angegangen wird.
Im Bereich der weiterführenden Schulen ist das Schulnetz in Lichtenberg derzeit ausreichend. Für das kommende Schuljahr 2024/25 konnten wir alle Lichtenberger Übergängerinnen und Übergänger in die Jahrgangsstufe 7 mit einem Schulplatz im Bezirk versorgen. Das freut mich sehr.
Im Bereich der Grundschulen sowie im Förderzentrum „Geistige Entwicklung“ bestehen jedoch weiterhin Herausforderungen bei der Anzahl der Schulplätze. Aufgrund von Zuzügen (aus anderen Bezirken, Bundesländern, dem In- und Ausland) sowie zunehmenden Schulplatzbedarfen aufgrund von Wohnungsbau ist das Schulnetz weiter auszubauen. Mein Ziel ist es, die Erfüllung der Schulpflicht in der notwendigen Qualität für alle Kinder und Jugendliche im Bezirk sicherzustellen.
Wir haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um diese Herausforderungen anzugehen. Zur Erweiterung der Schulnetzkapazitäten werden pünktlich zum kommenden Schuljahr 2024/25 neue Schulgebäude in Betrieb gehen. So startet am Blockdammweg 60 die Seepark-Grundschule mit einer Kapazität von 432 Grundschulplätzen und am Doppelschulstandort Allee der Kosmonauten die 15. Integrierte Sekundarschule mit einer Kapazität von 900 Oberschulplätzen sowie das 12. Gymnasium mit einer Schulplatzkapazität von 664 Gymnasialschulplätzen.
Eine weitere Fertigstellung eines Schulgebäudes wird im April 2025 Am Breiten Luch 3 erwartet. Hier befindet sich derzeit die 16. Integrierte Sekundarschule im Bau mit einer Kapazität von 725 Oberschulplätzen. Darüber hinaus werden im Laufe des Schuljahres diverse Schulneubaumaßnahmen beginnen. Die Obersee-Schule und die Matibi-Schule erhalten Modulare Ergänzungsbauten mit einer Kapazität von jeweils 216 Schulplätzen und an der Hauptstraße in Rummelsburg ist eine weitere Grundschule mit 432 Schulplätzen geplant.
Weitere Maßnahmen werden folgen. Dass die Bildungsinfrastruktur in Lichtenberg zukunftssicher gestaltet wird, ist mir ein absolutes Herzensanliegen. Mein Ziel ist es, dass die Kinder und Jugendlichen in unserem Bezirk die bestmögliche Bildung erhalten und sich in einer modernen und gut ausgestatteten Lernumgebung entfalten können.
Wie sieht es in dieser Hinsicht mit Sportanlagen aus? Gibt es genug Sportmöglichkeiten für Kinder und auch für Vereine?
Sandy Mattes: Im Bereich des Schulsports stehen wir vor Herausforderungen, die durch das Wachstum der Schulklassen verstärkt werden. Der Bezirk Lichtenberg ist aktuell nicht durchweg in der Lage, den bestehenden gesetzlichen Bedarf an Schulwochenstunden zu decken. Dies bedaure ich sehr.
Gerade an Bestandsschulen sind die meisten Sporthallen nur für eine Klasse nutzbar, in weit weniger Fällen weisen die Sporthallen an Bestandsschulen zwei Hallenteile auf. Selten sind die Sporthallen durch einen Trennvorhang teilbar, sodass der Sportunterricht in adäquater Qualität ausgeführt werden kann. Der aktuelle Versorgungsgrad beträgt bei den Grundschulen 93 Prozent bei den Oberschulen 106 Prozent (bei einer Nutzung der Sporthallen über 16 Uhr hinaus) und bei den Förderzentren 86 Prozent. In diesem Bereich müssen wir besser werden.
Auch beim Vereinssport gibt es durch die wachsende Stadt und den damit einhergehenden Bevölkerungszuwachs im Bezirk steigende Bedarfe, sich sportlich zu betätigen. Diese erfreuliche Entwicklung begrüße ich ausdrücklich. Hier wird aber auch leider ein Zielkonflikt deutlich. Denn zum gleichzeitigen erhöhten Bedarf der Lichtenberginnen und Lichtenberger steht konträr der steigende Bedarf in Bezug auf die Nutzung der Sporthallen durch, wie soeben erwähnt, die Schulen. Gerade Oberschulen melden oftmals Bedarfe über 16 Uhr hinaus. Die Zeiten für die Vereine werden also eingeschränkt. Wir arbeiten aktuell im Amt verstärkt daran, für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösungen zu finden.
Hinsichtlich des Sportangebotes braucht sich Lichtenberg nicht zu verstecken. Der Bezirk verfügt über eine große Vielfalt von sportlichen Angeboten über den Schul-, Leistungs-, Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport hinweg. Unser Bezirk bietet eine ausgesprochen breite Palette toller Sportarten wie Fußball, Eishockey, Volleyball, Basketball, Tischtennis, Bogenschießen, Cricket, Gymnastik, Tanz und vieles mehr. Hinzu kommen nämlich noch diverse Kampfsportarten und Sportarten, die man wahrscheinlich eher selten hört, wie zum Beispiel Casting (das Trockenangeln).
Was wird voraussichtlich ihr erstes Projekt sein, das Sie angehen möchten? Oder gibt es gleich mehrere?
Sandy Mattes: Ich möchte, dass unsere Schulen Orte sind, die den Kindern und Jugendlichen bestmögliche und verlässliche Unterstützung bieten, um ihre Interessen und Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Neben dem Vorantreiben von Schul- und Sportstätten-Neubauten ist es für mich ebenso wichtig, den Sanierungsrückstau von Schulgebäuden und Sportstätten konsequent abzubauen.
Wir brauchen attraktive Schulplätze und Sportstätten in ganz Lichtenberg, um wohnortnah qualitativ hochwertige Angebote für alle sicherzustellen. Die Chancengleichheit in der Bildung steht für mich an oberster Stelle.
Folglich gibt es zahlreiche Projekte. Besonders am Herzen liegt mir auch die Kiezschule – die Öffnung von Schulen in ihre Kieze. Die Zusammenarbeit von Schule mit der Anwohnerschaft, den Vereinen und Trägern vor Ort, ist mir ein großes Anliegen. Für mein Dafürhalten bereichert dies sowohl die Schulen als auch die Kieze und stärkt den Zusammenhalt im Kiez. Kiezschulen sind ein Gewinn für den gesamten Bezirk.
Was ist für Sie die größte Herausforderung bei Ihren neuen Aufgaben?
Sandy Mattes: Ich bin überzeugt, dass Herausforderungen einem auch immer die Chance bieten, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Im Laufe meiner Amtszeit werden sicherlich verschiedene Herausforderungen auf mich zukommen, doch ich sehe dies als Möglichkeit, gemeinsam Ziele zu erreichen.
Ich erfahre bereits nach kurzer Zeit im Amt viel Unterstützung von verschiedensten Seiten, und diese Zusammenarbeit ist von großem Wert für mich. Nur gemeinsam können wir das bestmögliche erreichen. Diese Gewissheit und das Vertrauen in unser aller gemeinsames Potenzial geben mir neben meiner eigenen Motivation viel Kraft, um zukünftigen Herausforderungen mit Zuversicht zu begegnen.
Ihr in den SPD-Beiträgen im Netz erwähntes Engagement für Frauen – wie geht es damit weiter, bleibt dafür noch Zeit?
Sandy Mattes: Ich habe mich schon vor der Ernennung zur Bezirksstadträtin neben dem Vollzeitjob und dem Mandat als Bezirksverordnete in der Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg für die Rechte von Frauen sowie die Gleichstellung und Gleichbehandlung von Frauen in der Gesellschaft eingesetzt und werde dieses Engagement selbstverständlich fortsetzen. Es gibt noch viel zu tun.
Sie leben mir Ihrer Familie in Alt-Hohenschönhausen. Was gefällt Ihnen dort besonders? Haben Sie Lieblingsplätze, auch in anderen Ortsteilen Lichtenbergs?
Sandy Mattes: Alt-Hohenschönhausen ist für mich verbunden mit einem Großteil meiner Kindheit und Jugendzeit. Ich habe hier die Kita und Schule besucht. Und mit meinen Freunden viel Zeit in den Innenhöfen der Elfgeschosser an der Landsberger Allee und am Orankesee verbracht. Es ist mein Zuhause, ich bin hier verwurzelt. Ich liebe Lichtenberg und seine Vielseitigkeit. Wenn man sich die Zeit nimmt und durch Lichtenberg streift, kann man so viele wundervolle Orte entdecken mit ganz unterschiedlichen Impulsen.
Wenn ich über meine Lieblingsplätze in Alt-Hohenschönhausen oder anderen Ortsteilen Lichtenbergs nachdenke, bin ich sofort in der Natur. Man findet mich oft an den Lichtenberger Seen, der Rummelsburger Bucht, aber auch gern im Landschaftspark Herzberge sowie bei einer entspannten Runde im Tierpark.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.