"Nach zehn Jahren BVV war das der nächste Schritt"
Camilla Schuler ist als neue Stadträtin für Familie, Jugend und Gesundheit zuständig
Auch wenn das Bezirksamt erst spät gewählt wurde: Bürgermeister Michael Grunst (Die Linke) und die vier bisher feststehenden Mitglieder sind inzwischen zum politischen Alltagsgeschäft übergegangen.
Während den Lichtenbergern der Bürgermeister und die Stadträte Kevin Hönicke (SPD, Stadtentwicklung, Bürgerdienste und Arbeit sowie derzeit auch Soziales) und Martin Schaefer (CDU, Öffentliche Ordnung, Umwelt und Verkehr) bereits bekannt sind, kamen nach der Wahl zwei neue Stadträtinnen ins Rathaus. Camilla Schuler (Die Linke) ist für Familie, Jugend und Gesundheit zuständig, Filiz Keküllüoğlu (Bündnis 90/Die Grünen) für Schule, Sport und Facility Management. In dieser und in der nächsten Ausgabe stellen wir sie näher vor.
Camilla Schuler war bereits zehn Jahre Bezirksverordnete, ehe sie zur Stadträtin gewählt wurde. Die Hamburgerin schloss 1990 eine Ausbildung zur Bürokauffrau ab. Danach war sie beruflich in München. Nach dem familienbedingten Umzug nach Berlin machte sie sich 2003 selbstständig. Zuletzt arbeitete sie als Bewerbungs- und Entspannungscoach sowie als freiberufliche Dozentin für die Alphabetisierung von geflüchteten Menschen in Hohenschönhausen.
Doch was bewog sie, kommunalpolitisch aktiv zu werden? „Hier war der Rummelsburger See ausschlaggebend. Da gab es verschiedene Nutzungsvorstellungen. Wichtig waren ein Steg und ein Uferkonzept. Das war der Punkt, der mich aktiv werden ließ. Damals war ich noch über die Grünen in der BVV. Wir hatten schnell einen Runden Tisch einberufen, aus dem am Ende der Wahlperiode das Steg- und Uferkonzept hervorging.“
"Wir müssen uns um das Personal kümmern"
In der vergangenen Wahlperiode war Camilla Schuler, die vor fünf Jahren zu den Linken wechselte, Vorsitzende des Kulturausschusses. Was motivierte sie, sich der Wahl als Stadträtin zu stellen? „Ich habe zehn Jahre in der BVV Kommunalpolitik gemacht. Da war es für mich der nächste Schritt. Als Stadträtin bekomme ich die Möglichkeit, den Bezirk noch mal aus einer ganz anderen Perspektive mitzugestalten“, sagt sie. In Lichtenberg sei sie inzwischen verwurzelt. „Ich denke, ich bekam und bekomme viel von dem mit, was die Menschen, hier bewegt.“
Dass sie für Familie und Jugend verantwortlich ist, komme ihr entgegen, sagt Camilla Schuler. „Als Vorsitzende des Kulturausschusses hatte ich bereits viel mit Jugendthemen zu tun“, erklärt sie. Relativ neu sei für sie das Gesundheitsamt. „Dieses Thema ist zurzeit sehr pandemiebelastet und herausfordernd. Aber das war mir klar.“ Was für eine Herausforderung die Pandemie jeden Tag mit sich bringt, spürt Camilla Schuler seit ihrem ersten Tag. „Immer wenn ich abends denke: Jetzt ist eine neue Regelung da, die einige Zeit Bestand hat, kommt schon die nächste Information, dass wieder etwas geändert wurde“, fasst sie ihren Eindruck zusammen. „Aber ich gehe nicht resigniert nach Hause. Im Gegenteil: ich nehme diese Herausforderung an.“ Schwerpunkt sei für sie, sich um das Personal zu kümmern. „Wir haben Mitarbeiterinnen, die in diesem Amt seit zwei Jahren alles geben. Für mich ist wichtig, ihnen Rückhalt zu geben, zu signalisieren, dass wir für sie da sind und sie unterstützen.“
Kinderarmut ist ein Schwerpunktthema
Im Bereich Familie kann die Stadträtin auf konzeptionelle Vorarbeit aufbauen. Schließlich ist Lichtenberg als „Familienfreundlicher Bezirk“ zertifiziert. „Kinderarmut ist für mich ein Schwerpunktthema“, sagt Camilla Schuler, Mutter zweier fast erwachsener Kinder. „Wir haben ein immer größer werdendes Netzwerk im Bezirk und eine tolle Kinderschutz-Koordinatorin. In dieser Wahlperiode wollen wir hier etwas in Bewegung setzen.“
Im Bereich Jugend sieht die neue Stadträtin ihre größte Herausforderung darin, alle Angebote zu erhalten. Noch ist der neue Haushalt nicht beschlossen. Und vor der Verabschiedung schwingt die Angst vor Einschnitten mit.
Das Abschalten muss sie noch lernen
„Aber hier schließt ich der Kreis“, sagt die Stadträtin. „Die Angebote im Jugendbereich sind nötig, wenn es darum geht, etwas gegen Kinderarmut zu unternehmen. Ich würde es fatal finden, wenn es hier zu Kürzungen kommt. Es wäre schön, wenn wir es in dieser Wahlperiode schaffen, wieder eine neue Jugendfreizeiteinrichtung zu eröffnen.“
Mit Blick aufs Private sagt Camilla Schuler: „Mein Mann unterstützt mich voll und ganz. Ich muss aber noch lernen, am Wochenende auch abzuschalten. Aber das wird sich einspielen.“ Umso mehr genießt sie es, nach Feierabend mit ihrem Labrador Border Collie noch eine Runde zu drehen. Und wenn es wieder lockerer wird, ist sie gern mit Freunden zusammen. „Wir kochen dann gemeinsam“, sagt sie.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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