Fünf Kameras für mehr Sicherheit
Wohnungsbaugenossenschaft macht positive Erfahrungen mit Videoüberwachung
Brände in Kellern, Vandalismus auf Fluren, Herumlungernde in den Hauseingängen: Vor allem in Plattenbausiedlungen sorgen solche Probleme für Verärgerung oder gar Angst.
In Hochhäusern mit 100 oder mehr Mietparteien ist nicht zu überblicken: Wer gehört zum Haus? Wer ist zu Besuch? Wer hat hier eigentlich nichts zu suchen? Und wer führt gar Arges im Schilde? Die Polizei kann in der Regel erst alarmiert werden, wenn ein Brand oder ein Sachschaden festgestellt wird. Trifft sie ein, sind die Täter meist über alle Berge. Könnte eine Videoüberwachung helfen? Die Berliner Abgeordneten Martin Pätzold und Danny Freymark (beide CDU) führten dazu in ihren Wahlkreisen in Hohenschönhausen eine Umfrage durch. Von 600 Befragten sprachen sich 95 Prozent für eine Videoüberwachung aus.
Kontrovers diskutiert
Das Thema wird in Berlin seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Die Befürworter versprechen sich davon vor allem mehr Sicherheit und eine raschere Aufklärung von Straftaten, die Gegner argumentieren mit möglichen Verstößen gegen den Datenschutz und einem möglichen Eingriff in die Privatsphäre.
Martin Pätzold wandte sich nach dem sehr eindeutigen Votum der Umfrage an die Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften, die in Lichtenberg über einen Wohnungsbestand Verfügung. Er wollte wissen, wo es bereits Beispiele für Videoüberwachung in einem Wohnhaus gibt.
Experiment im Hochhaus
Die Wohnungsbaugenossenschaft DPF eG führte im Hochhaus in der Rummelsburger Straße 37 auf Wunsch vieler Mieter eine Videoüberwachung ein. Dort gibt es 240 Wohnungen. Vor allem in den vergangenen drei, vier Jahren gab es Vandalismus. „In der Corona-Zeit, als die Schulen geschlossen waren, trafen sich außerdem Jugendliche im Haus. Sie feierten. Es floss reichlich Alkohol und es gab Beschädigungen“, berichtet Andreas Böhm vom Vorstand der Genossenschaft.
Deshalb beauftragte die Genossenschaft zunächst einen Wachschutz. Dieser war aber nur zu bestimmten Zeiten verfügbar. Außerhalb dieser Zeiten mussten Hausmeister nach dem Rechten sehen. So richtig zufrieden war man mit dieser Lösung nicht. Nach Gesprächen mit den Mietern entschied sich die Genossenschaft, in sensiblen Bereichen eine Videoüberwachung vorzunehmen. Eine Fachfirma installierte die Anlage gemäß aller gesetzlichen Datenschutzbestimmungen.
Vor unbefugtem Zugriff geschützt
So werden nun der Hauseingang und der Bereich der Fahrstühle mit insgesamt fünf Kameras überwacht. Nicht erfasst werde das Geschehen auf den Etagen oder vor Wohnungstüren, erklärt Andreas Kirsch, der Teamleiter Verwaltung der DPF. Im Blick behält das Geschehen Hausmeister Sylvio Rust. Er sorgt auch dafür, dass kein Unbefugter einen Blick oder gar Zugriff auf die Aufnahmen hat. Die Überwachungsbilder werden nur einen Tag beziehungsweise übers Wochenende 72 Stunden gespeichert und dann gelöscht. Sollte Verdächtiges zu sehen sein, wird die Polizei verständigt. Dass das Haus videoüberwacht wird, darauf wird am Eingang mit einem unübersehbaren Schild hingewiesen. Auch im Schaukasten im Haus sowie im Fahrstuhl wird darauf aufmerksam gemacht. Und bislang gab es auch keine Beschwerden. Durch die Videotechnik konnte ein Mieter identifiziert werden, der für schweren Vandalismus im Fahrstuhl verantwortlich war. Ihm sei gekündigt worden, berichtet Andreas Böhm. Und generell sei Vandalismus, wie es ihn vorher gab, nicht mehr zu verzeichnen.
Der positive Effekt habe dazu geführt, dass sich die Mieter in einem weiteren Haus der DPF an der Schwarzmeerstraße für eine Videoüberwachungsanlage aussprach, berichtet Vorstand Andreas Böhm. „Dieses Beispiel zeigt mir, dass der Einsatz von Videotechnik in einem Mietshaus möglich ist, wenn die Regeln des Datenschutzes eingehalten werden. Außerdem müssen natürlich die Mieter zustimmen“, fasst Martin Pätzold zusammen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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