Beratungsnetz ausbauen
Hohe vorzeitige Sterblichkeitsrate wegen Alkoholsucht im Bezirk
Es sollten neue Mittel und Wege gefunden werden, damit Alkoholabhängige die bezirkliche Suchtberatungsstelle und andere Angebote aufsuchen, wenn sie dies nicht aus eigener Kraft schaffen können.
Das schlägt die SPD-Fraktion in der BVV nach Beantwortung einer Großen Anfrage zu diesem Thema durch das Bezirksamt vor. Der Bezirk weist laut Berliner Gesundheits- und Strukturatlas 2022 eine „hohe vorzeitige Sterblichkeit“ von 200 Menschen bei 100 000 Einwohnern auf. Damit liege Lichtenberg deutlich über dem Durchschnitt, so die SPD-Fraktion. Eine Ursache ist übermäßiger Alkoholkonsum.
Um sich einen Überblick zu verschaffen und Lösungsvorschläge entwickeln zu können, richtete die Fraktion eine Große Anfrage an das Bezirksamt. Unter anderem wollte sie wissen, wie viele Alkoholabhängige es in Lichtenberg gibt, ob Schwerpunktregionen erfasst wurden und ob gezielte Hilfsangeboten in diesen Regionen bestehen. Die Antwort war, dass „keine Statistik verfügbar“ sei, die „derartige Angaben zusammenführt“. Dies sei der Art der Erkrankung und dem Umgang mit ihr hinsichtlich Datenschutz, Schweigepflicht, Dunkelziffer etc. geschuldet. So verständlich die Begründung scheint, so fatal sei es, sich damit zu begnügen, so das Fazit der Fraktion. Denn die Menschen sterben weiter an einer vermeidbaren und heilbaren Sucht. Daher plädiert sie dafür, neue Wege und Lösungen zu finden, mit denen auch jene Betroffene unterstützt werden, die den Weg zu Suchtberatungsstellen und anderen Hilfsangeboten nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen können.
Gerade um die bekannten Schwerpunktgebiete wie die Bahnhöfe Lichtenberg und Frankfurter Allee und das Neubaugebiet Hohenschönhausens muss das Netz aus Hilfsangeboten bis hin zur individuellen, wiederholten Ansprache durch Betreuerinnen und Betreuer enger gezogen werden. „Die Zahl der zu Beratenden und zu Betreuenden in Lichtenberg aufgrund mangelnder psychischer Gesundheit und von Suchtmittelkonsum steigt“, erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sandy Kliemann. „Daher müssen wir neue Wege für die Betroffenen aufzeigen. Parallel kann und darf es aber nicht sein, dass Suchtberatungsstellen, die über 20 Jahre wertvolle Arbeit leisten, geschlossen werden sollen. Aus diesem Grund setzen wir uns vehement für den Erhalt der Suchtberatung Hohenschönhausen ein.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.