Wenn nur der Hausarzt als Kontakt bleibt
Verein soziale Gesundheit unterstützt isoliert lebende Senioren

Dr. Martyna Voß (links) und Stephanie Falk unterstützen mit der Sozialberatung betagte Menschen im Bezirk. | Foto:  Bernd Wähner
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Menschen im hohen Lebensalter haben häufig nicht nur gesundheitliche Probleme, sie leiden auch unter Einsamkeit. Unterstützung können sie vom Projekt „Arztpraxisinterne Sozialberatung“ erhalten.

Die Idee hatte Stephanie Falk vor zehn Jahren. „Ich studierte soziale Arbeit und half in einer Arztpraxis aus“, berichtet sie. „Im Gespräch der Ärztin mit Patienten kamen auch soziale Themen zur Sprache. Um sich mit diesen auseinanderzusetzen, blieb gar keine Zeit.“ So entwickelte sich die Idee, soziale Beratung direkt in Arztpraxen anzubieten. Eine Praxis an der Elli-Voigt-Straße erklärte sich bereit, mitzumachen. Als Träger wurde der Verein soziale Gesundheit gegründet und ein Raum in der Praxis angemietet.

Das Besondere ist, dass es sich um ein Case und Care Management handelt, das Stephanie Falk und ihre Kollegin Robina Buff anbieten. Während sich das Care Management auf das „Care“, also die Gesundheit fokussiert, umfasst das Case Management Verfahren zur koordinierten Bearbeitung komplexer Fragestellungen im Sozial-, Gesundheits- und Versicherungsbereich. Nach dem Start im Ortsteil Fennpfuhl findet die „Arztpraxisinterne Sozialberatung“ inzwischen in neun Hausarztpraxen statt, berichtet Dr. Martyna Voß, die sich um die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit des Projekts kümmert.

Manche betagten Menschen leben so isoliert, dass das Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt der letzte soziale Kontakt ist, den sie noch haben. Sie würden nie von sich aus in eine Beratungsstelle gehen.

Die „Arztpraxisinterne Sozialberatung“ ist bisher einzigartig in Deutschland und findet über die Grenzen des Bezirks hinaus großen Anklang. Denn der Verein „unterstützt dort, wo die Kapazität der Arztpraxis endet,“ sagt Dr. Martyna Voß, „bei bedrückenden sozialen Fragen beim Älterwerden, nach einem Krankenhausaufenthalt, bei Familienkonflikten, bei sozial bedingten körperlichen und psychischen Beschwerden. Die Hilfe kommt bei uns direkt und auf kurzem Weg. Wenn die sozialen Probleme gelöst sind, öffnen sich auch Wege zur Genesung.“

Die Patienten schätzen es, dass sie eine Anlaufstelle haben, in der ihre gesundheitlichen und ihre sozialen Probleme gebündelt und im besten Fall komplett gelöst werden. Die Hausärzte schätzen es indes, dass es Kümmerer um soziale Fragen gibt. Deren Rückmeldung können sie auch in Therapieentscheidungen einfließen lassen. Aber nicht nur in den Praxen steht das Team Patienten zur Verfügung. Es finden bei Bedarf auch Hausbesuche statt, die durch die Hausärzte initiierte werden. „Wir erkennen insbesondere bei psychisch kranken und immobilen Patienten Defizite in der Versorgung mit Lebensmitteln, Gesundheitsversorgung, Pflege, Haushaltshilfe und Betreuung“, so Voß.

Lotteriestiftung fördert Projekt

Pro Jahr wurden und werden etwa 600 Seniorinnen und Senioren beraten und unterstützt. Dass das Projekt zunächst bis Ende 2022 mit ganzer Kraft weiterarbeiten kann, ist der Stiftung Deutsche Klassenlotterie zu verdanken. Der Verein hat aber bereits ein Verlängerungsantrag gestellt und hofft auf eine Fortsetzung der Förderung.

Daneben unterstützt er präventive Angebote, zum Beispiel Spaziergangstandems. Manche Senioren trauen sich nicht vor die Tür, weil sie nicht mehr gut zu Fuß sind. An sie vermittelt der Verein Partner. Wer Partner werden möchte, kann sich bei Dr. Martyna Voß melden: Telefon 0173/566 57 01.

Mehr zum Projekt auf www.sozialegesundheit.de, unter kontakt@sozialegesundheit.de sowie Telefon 972 01 02

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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