Gießen, bis das Laub gefallen ist
Flachwurzler haben es in der Stadt schwer
In den zurückliegenden Wochen bekam das Amt für Umwelt- und Naturschutz immer wieder Anfragen zum Zustand von Stadtbäumen in Lichtenberg.
Sei es, dass die Blätter von Linden rasch vergilbt waren oder dass in manchen Bäumen sichtbar viel Totholz entdeckt wurde, berichtet die für Umwelt- und Naturschutz zuständige Stadträtin Filiz Keküllüoğlu (Bündnis 90/ Die Grünen). „Das zeigt uns, wieviel Interesse es in der Bevölkerung am Zustand unserer Bäume und an der Baumpflege gibt.“ Bei vielen habe sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass Bäume in der Stadt wichtig für das Mikroklima sind, meint die Biologin Beate Kitzmann, Geschäftsführerin des Vereins Naturschutz Berlin-Malchow. „Sie wirken durch Verdunstung kühlend auf ihre Umgebung, sie spenden Schatten, binden Staub. Sie wandeln auch Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um, bieten Lebensraum für Eichhörnchen, Grünspecht und Co. und wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus.“
Bäume in der Stadt sind andererseits aber einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt. Zu den Schadstoffen, den verdichteten Böden und der Nährstoffarmut gesellt sich im Winter an den Hauptverkehrsstraßen das Streusalz und in den Sommermonaten auch noch die Hitze. Oft kommen Stadtbäume schlecht an Wasser und Nährstoffe. Grund hierfür sei die hohe Verdichtung des Bodens in der Stadt und das sinkende Grundwasser, so Beate Kitzmann. Bei einer länger anhaltenden Trockenperiode brauchen vor allem junge Bäume Unterstützung, da sie sich noch nicht über tiefe Wurzeln mit Wasser versorgen können, erklärt die Biologin weiter. Ältere Bäume müssen indes nur in Ausnahmefällen gegossen werden.
Bei längerer Trockenheit und Hitze greifen inzwischen viele Nachbarn zur Gießkanne, um Bäume zu wässern. Aber wie lange soll man eigentlich gießen? Kann man jetzt im Herbst damit aufhören? Beate Kitzmann erklärt, dass die Bäume so lange gegossen werden sollten, bis sie kein Laub mehr tragen. Gegossen werden sollten vor allem Bäume in den ersten 15 Standjahren. Aber Achtung: In den ersten Jahren nach der Pflanzung werden die Berliner Stadtbäume von Pflegefirmen versorgt. Das erkennt man daran, dass die Pflanzstäbe noch stehen. Bäume sollten übrigens nicht jeden Tag gegossen werden. Bei Trockenheit sollten regelmäßig etwa einmal die Woche zehn Gießkannen oder Wassereimer, also insgesamt 100 Liter an einen Baum gegossen werden. Beate Kitzmann empfiehlt: „Gießen Sie lieber nur einen Baum regelmäßig, als viele Bäume unregelmäßig.“
In Lichtenberg sind nach Stand des jüngsten Baumzustandsberichts mehr als 78 000 Bäume registriert. Davon sind mehr als 31 000 Straßen- und fast 47 000 sogenannte Anlagenbäume, die in Parks oder anderen Grünanlagen stehen. Wie viele Lichtenberger Bäume aufgrund der Trockenheit der zurückliegenden Monate in diesem Jahr abgängig sind, lasse sich derzeit noch nicht sagen, informiert Stadträtin Keküllüoğlu. In den vergangenen Jahren gab es aber vermehrt Abgänge von Flachwurzlern wie Birken, Kiefern und Pappeln. In diesem Jahr sind aber bereits 200 neue Bäume im Bezirk gepflanzt worden. Weitere sollen noch im Herbst folgen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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