Sie lieben vor allem die Dunkelheit
Was an nachtaktiven Tieren Interessantes zu entdecken ist

Doreen Hantuschke mit ihrem letzten Umweltkalender-Exemplar. Auf dem Februar-Blatt wird das nachtaktive Wildkaninchen in einen Scheinwerferspot gerückt.  | Foto:  Bernd Wähner
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Sie sind für viele Menschen „unsichtbar“, weil sie tagsüber selten oder nie zu sehen sind: nachtaktive Tiere.

Dass es davon etliche in Lichtenberg gibt, stellte Doreen Hantuschke im zurückliegenden Jahr fest. Die Leiterin des Umweltbüros arbeitete gemeinsam mit ihren Kolleginnen am Umweltkalender 2022 mit dem Titel „Lichtenberger Nachtleben“. „Wir nahmen uns vor, die Tiere ins Scheinwerferlicht zu holen, die sonst nur bei Dämmerung oder in der Nacht aktiv sind“, berichtet Doreen Hantuschke. Zunächst waren alle unsicher, ob denn genug Arten zusammenkommen würden, um einen Kalender zu füllen. Denn es sollten nur Tiere aufgenommen werden, die tatsächlich auch im Bezirk Lichtenberg vorkommen. Doch je mehr das Team recherchierte, umso länger wurde die Liste. Schließlich kamen 25 in die engere Auswahl. Dass Tiere vor allem im Dunklen unterwegs sind, habe Gründe, berichtet Doreen Hantuschke. Einige haben ihr Leben an die Dunkelheit angepasst, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Andere haben sich auf das Jagen in der Nacht spezialisiert.

Außerdem gibt es Tiere, die sich von Pflanzen ernähren, die nachts blühen, beispielsweise die Gammaeule. Das ist allerdings keine Eulen-Art, sondern einen Nachtfalter, der auch im Naturschutzgebiete Biesenhorster Sand vorkommt. Dort blüht das Seifenkraut, von dem sich diese Nachtfalterart hauptsächlich ernährt.

Ein anderes nachtaktives Tier, diesmal eine echte Eule, ist der Waldkauz. Dieser jagt Kleinsäuger, wie Feldmäuse. Außerdem liebt er es, in alten Bäumen zu leben. Aktuell kommt der Waldkauz zum Beispiel im Bereich von Kleingärten in der Margaretenhöhe vor. „Von dort bekamen wir sogar eine Meldung aus der Bevölkerung“, sagt die Umweltbüro-Leiterin.

In der Priesterkute im Norden des Bezirks lebt die Knoblauchkröte. Sie hält sich vor allem in Kleingewässern auf. Ihre Besonderheit ist, dass ihre Paarungsrufe, anders als bei anderen Froscharten, kaum zu hören sind. Die werden nämlich nachts unter Wasser abgesetzt, berichtet Doreen Hantuschke. Eine vielleicht besser bekannte Tierart ist der Rotfuchs. Er kommt in etlichen Grünanlagen vor. „Was die wenigsten wissen: Bei Rotfüchsen gibt es die unterschiedlichsten Formen von Partnerschaften und des Zusammenlebens, bis hin zu Patchworkfamilien“, erklärt Doreen Hantuschke. Auch tagsüber hin und wieder zu sehen sind Wildkaninchen. Sie leben unterirdisch in weit verzweigten Höhlensystemen mit mehreren Ein- und Ausgängen, die sie in weichen Boden graben. Allerdings begeben sie sich überwiegend nachts auf Nahrungssuche. Eine der wohl umfangreichsten Wildkaninchenansiedlungen ist auf dem Gelände des Verwaltungsstandorts Alt-Friedrichsfelde zu finden. Dort leben inzwischen um die 100 Tiere.

Wer mehr über in der Stadt lebende Tierarten wissen oder Tierarten melden möchte, findet mit https://naturgucker.de/ eine Plattform, die sehr hilfreich ist. „Bei unseren Recherchen haben wir selbst noch viel neues erfahren“, sagt die Leiterin des Umweltbüros. Dass dieses Thema viele Lichtenberger interessant finden, war auch daran zu merken, dass die 3000er-Kalenderauflage weg ging, wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Doch ab und an bietet das Umweltbüro auch Führungen zu nachaktiven Tieren an. So finden zum Beispiel Fledermaus-Führungen in den Falkenberger Krugwiesen statt. Zu erreichen ist das Umweltbüro an der Passower Straße 35 unter Telefon 92 90 18 66.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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