Ein fleißiger Erbauer Marzahns
Burkhard Peters montierte die meisten Plattenwohnungen
Der 40. Geburtstag des Bezirks ist auch eine Erinnerung an die Bauarbeiter wert, die die Häuser in den neuen Großsiedlungen gebaut haben. Einer von ihnen ist ist Burkhard Peters, dessen Brigade die ersten Sechsgeschosser an der Luise-Zietz-Straße montierte.
„Hier haben wir die ersten Platten in Marzahn für die Sechsgeschosser zusammengesetzt“, sagt Burkhard Peters, als er vor dem Haus Luise-Zietz-Straße 95 steht. Darin klingt verhaltender Stolz und eine gewisse Nachdenklichkeit mit.
Als offizieller Beginn des Baus der Großsiedlung Marzahn gilt der 8. Juli 1977. Nur wenige hundert Meter entfernt an der Marchwitzastraße setzte an diesem Tag die Brigade Zeise die ersten Platte überhaupt für einen Elfgeschosser. Nicht weit davon entfernt steht das Denkmal, das seit 1979 an dieses historische Datum erinnert.
Zwei Wochen später begann damals die Brigade Peters dicht am Biesdorfer Siedlungsgebiet mit ihrem ersten Sechsgeschosser. Diese Brigade errichtete in den folgenden Jahrzehnten auch die meisten Sechsgeschosser in Marzahn und später einen Teil der Sechsgeschosser in Hellersdorf. Die letzen Platten setzte sie am Bauerwitzer Weg 33, wo sich heute die Best-Sabel-Grundschule Kaulsdorf befindet.
Burkhard Peters war damals erst 25 Jahre alt. Mit 17 bereits hatte er die Maurerlehre beendet. „Ich wollte immer Bauarbeiter werden“, erklärt er. Die Lust am Bauen hat er vermutlich von seinem Vater Günter Peters geerbt. Auch er lernte zunächst Maurer, studierte und stieg später zum Baudirektor von Ostberlin auf. Unter seiner Leitung wurde Marzahn geplant. Zum Entsetzen seines Vaters brach Sohn Burkhard aber ein Bauingenieurstudium ab. Er wollte lieber wieder in die Praxis und Geld verdienen.
Wenige Jahre nach dem Beginn der Arbeiten in Marzahn, 1979, wurde Burkhard Peters zum Leiter seiner Hochbaubrigade ernannt. Sie galt wegen ihrer monatlichen Zahl von fertigen Wohnungen als eine Vorzeigebrigade und häufig genug hatte der Brigadier mehr Gehalt auf seinem monatlichen Lohnstreifen als selbst der Kombinatsdirektor.
Seinen Vater sah Burkhard auf dem Bau nur, wenn dieser wieder einmal einen hohen Parteifunktionär durch das Neubaugebiet zu begleiten hatte. Zu Hause, am Familientisch wurde wie bei fast allen Familien in der DDR Tacheles geredet. Probleme wie Mangelwirtschaft, mit der Zulieferung und der Technik waren bei Familie Peters häufig ein Thema. „Das hörte mein Vater damals nicht gern. Er hätte auch wohl kaum daran etwas ändern können“, erklärt der Sohn.
„Wir wurden nach Leistung bezahlt und alle waren entsprechend motiviert“, sagt er. Umso ärgerlicher für alle war, wenn die Arbeit wegen nicht rechtzeitig gelieferter Platten oder anderer Probleme ins Stocken geriet. Dann wurde eben eine Pause eingelegt. In der Luise-Zietz-Straße erinnert er sich, dass einmal ein Nachbar aus einem Haus im anliegenden Siedlungsgebiet mit einem Kasten Bier kam. Er wollte, dass die Brigade die Arbeit für eine halbe Stunde einstellt, weil er wegen des rotierenden Baukranes ein Fußballspiel nicht in Ruhe sehen konnte. „Auch das hat es gegeben“, erklärt Peters schmunzelnd.
Nach der Auflösung des Baukombinats hat Burkhard Peters 1990 bei Holzmann in Westberlin weitergemacht. Unter anderem baute er im Märkischen Viertel und in Russland. Nach einem Arbeitsunfall im Jahr 1997 musste er die Arbeit aufgeben.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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