Bibliothekshelfer müssen gehen
Jobcenter genehmigt keine neuen Stellen
Für einige Schulbibliotheken im Bezirk hat das Jahr nicht gut begonnen. Sie werden wohl spätestens zum Schuljahresende ihre Bibliothekshelfer verlieren.
Bibliothekshelfer unterstützen seit 2012 Schulen im Bezirk beim Aufbau und Betrieb ihrer Büchereien. Dabei handelt es sich in der Regel um Langzeitarbeitslose, die in vom Jobcenter geförderten Projekten arbeiten. Damit wird zu Ende des laufenden Schuljahrs Schluss sein. Das Jobcenter fördert ohnehin, unter anderem wegen der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt, immer weniger sogenannte Arbeitsgelegenheiten. Nun sind vom Schrumpfen der MAE-Stellen zwölf Schulen mit ihren Bibliotheken betroffen.
Ein Beispiel ist das Victor-Klemperer-Kolleg. An der Bildungseinrichtung an der Martha-Arendsee-Straße können junge Erwachsene das Abitur ablegen. Dort wurde während der zurückliegenden acht Jahre eine leistungsfähige Bibliothek aufgebaut. Sie umfasst 55 000 Bücher, mehr als manche öffentliche Bibliothek hat. Die Arbeit wird von zwei Bibliothekshelferinnen gemacht. Eine davon finanziert die Schule über das Bonusprogramm des Senats. Damit fördert das Land Schulen an sozialen Brennpunkten. Diese Helferin darf vorerst bleiben. „Das ist unser Glück, sonst müssten wir die Bibliothek schließen“, sagt Victor Wolter. Der Physiklehrer war für den Aufbau der Bibliothek fachlich verantwortlich. Nun sieht er die Früchte dieser Arbeit bedroht.
Die andere Bibliothekshelferin ist Eva Schmidt. Die Russlanddeutsche ist eigentlich Hebamme. Ihr Abschluss wurde in Deutschland nicht anerkannt. Sie ist seit sieben Jahren arbeitslos und seit Mai 2019 an der Schule. Schmidt muss sogar schon Ende Januar gehen, ein halbes Jahr früher als die anderen Bibliothekshelfer im Bezirk. „Arbeit hat das Jobcenter für mich auch nicht, sondern wahrscheinlich nur weiter eine neue Bildungsmaßnahme“, erzählt sie. Die Arbeit habe ihr Freude gemacht, sie habe Kontakt mit Menschen gehabt, neue Technik kennen gelernt und auch ihr Deutsch verbessern können. „Wir müssen auf alle Fälle die Öffnungszeiten merklich verkürzen, wenn Frau Schmidt geht“, erklärt Wolter.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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