Trauriger Spitzenplatz
Schulische Gewaltvorfälle sind besonders in Marzahn-Hellersdorf ein Problem
Die Zahl der schulischen Gewaltvorfälle ist in den zurückliegenden Jahren angestiegen. Dabei nimmt der Bezirk seit Jahren einen traurigen Spitzenplatz ein.
Nirgendwo in Berlin werden so viele Vorfälle gemeldet wie in Marzahn-Hellersdorf. Das geht aus dem Berliner Monitoring zur Jugendgewalt von 2017 der Berliner Landeskommission „Berlin gegen Gewalt“ hervor. Danach kamen 2016 im Bezirk auf 100 Schüler rund 0,9 Fälle von Jugendgewalt. Im Jahr davor waren es rund 0,85. Zum Vergleich: In ganz Berlin lag der Wert im Jahr 2016 bei 0,3.
Inzwischen hat die Senatsinnenverwaltung auf Druck der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus auch erstmals Zahlen vorlegen müssen, wie viele Gewaltdelikte an einzelnen Schulen gemeldet wurden. Bei den Vorfällen handelt es sich um Körperverletzung, Sachbeschädigung, Raub oder Taschendiebstahl, die von der Polizei mit der entsprechenden Schuladresse genannt werden. Unter den Grundschulen in Marzahn-Hellersdorf lag die Kolibri-Grundschule, Schönewalder Straße 6, im vergangenen Jahr mit 26 gemeldeten Vorfällen an der Spitze. Insgesamt hatte die Gretel-Bergmann-Gemeinschaftsschule (73), Liebensteiner Straße 2, und die Rudolf-Virchow-Oberschule (43), Glambecker Ring 90, die meisten Gewaltvorfälle gemeldet.
Nun ist das Meldeverhalten der Schulen laut dem Monitoring unterschiedlich und es gebe eine hohe Dunkelziffer. Die Senatsbildungsverwaltung stellt sogar die Zahlen der Innenverwaltung infrage. Die gemeldeten Strafanzeigen bezögen sich ja auf Delikte in und um Schulen herum, erklärt Pressesprecherin Beate Stoffers auf Anfrage der Berliner Woche. „Die Fallzahlen können daher nicht vollständig übertragen werden auf Gewaltmeldungen innerhalb der Schule“, sagt sie. Die Antwort stößt beim FDP-Abgeordneten Marcel Luthe auf Unverständnis. „Die Bildungsverwaltung versucht die Häufung von Gewalt an einzelnen Schulen herunterzuspielen“, sagt Luthe. Die Zahlen bestätigten auch, was schon das Monitoring festgestellt hatte: die meisten Gewaltdelikte werden in den Großsiedlungen gemeldet.
An der Statistik kann man auch positive Entwicklungen ablesen – etwa an der Mozart-Schule, Cottbusser Straße 23. Die Gemeinschaftsschule war 2015 durch Gewalt und Disziplinlosigkeit in die Schlagzeilen geraten. Die Vorfälle sind in einem Jahr von 57 auf zwölf Fälle geschrumpft.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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