Bauliche Mängel und klammer Haushalt
Das Bezirksamt will sich von drei Kulturstandorten trennen
Die kulturelle Landschaft in Marzahn-Hellersdorf droht zu verarmen. 2020 und 2021 müssen laut dem Bezirksamt Angebote gestrichen werden. Im Gespräch sind das Kunsthaus Flora in Mahlsdorf, die Galerie M in Marzahn und die Jugendkunstschule in Kaulsdorf.
Bevor diese Informationen bekannt wurden, hatte Kulturstadträtin Juliane Witt (Die Linke) auf der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung bereits die Missstände benannt: Viele Standorte haben gravierende bauliche Mängel, Angebote seien weder personell noch hinsichtlich der Sachmittel finanziell dauerhaft gesichert. Mit der Entscheidung, die Kulturstandorte im Bezirk fast zu 100 Prozent mithilfe von Arbeitsmarktmaßnahmen am Leben zu halten, sei der Bezirk vor vielen Jahren ein hohes Risiko eingegangen. Noch gravierender sei, dass es den Kulturakteuren nicht gelungen sei, bei den Bürgern die Bereitschaft zu entwickeln, für eine Lesung oder einen Kaffee Preise zu zahlen, die dem Betreiber ein auskömmliches Wirtschaften ermöglichten.
Diese Haltung und das damit einhergehende Finanzloch sei stets Thema, wenn ein Trägerwechsel anstehe. Witt: „Neue Träger sagen, so machen wir es nicht, wir brauchen mehr Geld!“ Oftmals habe der Bezirk die Kultureinrichtung dann wieder in Eigenregie weitergeführt, wie zuletzt beim Schloss Biesdorf. Diese Strategie stoße an ihre Grenzen – beim Personal und bei der nervlichen Belastung, sagte Witt. Da rolle noch etwas auf den Bezirk zu, da bei einigen privaten Betreibern von Kulturstandorten in Marzahn-Hellersdorf die Führungskräfte kurz vor der Rente stünden.
Wenige Tage nach dieser Sitzung wurde bekannt, dass sich das Amt für Kultur und Weiterbildung einige Kulturstandorte nicht mehr leisten kann. Die SPD-Fraktion zeigt sich davon nicht überrascht. Der Kulturbereich sei in den jüngsten Haushaltsverhandlungen „leer ausgegangen“ und deshalb gebe es schlichtweg keine Gelder für Personal, Honorare und die Bewirtschaftung. Das Bezirksamt müsse die kulturellen Einrichtungen fachgerecht ausstatten und den Fachbereich Kultur finanziell stärken. Man wolle das sang- und klanglose Einstampfen von Kulturangeboten wegen fehlender finanzieller Mittel so nicht akzeptieren, kündigte die Partei an.
Ein Sorgenkind ist das Gebäude der Jugendkunstschule am Kummerower Ring. Es müsste dringend saniert werden. Die Arbeiten sollen 2020 beginnen. Damit verliert nicht nur die Jugendkunstschule ihren Standort, auch die Volkshochschule nutzt das Gebäude für einen Teil ihrer Angebote. Jennifer Hübner, Vorsitzende und kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, fordert nun, für die Volkshochschule Container aufstellen zu lassen: „Die Volkshochschule ist kein Bildungsort zweiter Klasse. Bei anderen Bildungseinrichtungen ist das Aufstellen von Containern ebenfalls selbstverständlich. Warum nicht bei der Volkshochschule?“
Autor:Corina Niebuhr aus Kreuzberg |
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