Bauliche Mängel und klammer Haushalt
Das Bezirksamt will sich von drei Kulturstandorten trennen

Die Zukunft des Kunsthauses Flora ist ungewiss. Das Kulturamt möchte das Gebäude aufgeben.  | Foto: hari
  • Die Zukunft des Kunsthauses Flora ist ungewiss. Das Kulturamt möchte das Gebäude aufgeben.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Christian Sell

Die kulturelle Landschaft in Marzahn-Hellersdorf droht zu verarmen. 2020 und 2021 müssen laut dem Bezirksamt Angebote gestrichen werden. Im Gespräch sind das Kunsthaus Flora in Mahlsdorf, die Galerie M in Marzahn und die Jugendkunstschule in Kaulsdorf.

Bevor diese Informationen bekannt wurden, hatte Kulturstadträtin Juliane Witt (Die Linke) auf der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung bereits die Missstände benannt: Viele Standorte haben gravierende bauliche Mängel, Angebote seien weder personell noch hinsichtlich der Sachmittel finanziell dauerhaft gesichert. Mit der Entscheidung, die Kulturstandorte im Bezirk fast zu 100 Prozent mithilfe von Arbeitsmarktmaßnahmen am Leben zu halten, sei der Bezirk vor vielen Jahren ein hohes Risiko eingegangen. Noch gravierender sei, dass es den Kulturakteuren nicht gelungen sei, bei den Bürgern die Bereitschaft zu entwickeln, für eine Lesung oder einen Kaffee Preise zu zahlen, die dem Betreiber ein auskömmliches Wirtschaften ermöglichten.

Diese Haltung und das damit einhergehende Finanzloch sei stets Thema, wenn ein Trägerwechsel anstehe. Witt: „Neue Träger sagen, so machen wir es nicht, wir brauchen mehr Geld!“ Oftmals habe der Bezirk die Kultureinrichtung dann wieder in Eigenregie weitergeführt, wie zuletzt beim Schloss Biesdorf. Diese Strategie stoße an ihre Grenzen – beim Personal und bei der nervlichen Belastung, sagte Witt. Da rolle noch etwas auf den Bezirk zu, da bei einigen privaten Betreibern von Kulturstandorten in Marzahn-Hellersdorf die Führungskräfte kurz vor der Rente stünden.

Wenige Tage nach dieser Sitzung wurde bekannt, dass sich das Amt für Kultur und Weiterbildung einige Kulturstandorte nicht mehr leisten kann. Die SPD-Fraktion zeigt sich davon nicht überrascht. Der Kulturbereich sei in den jüngsten Haushaltsverhandlungen „leer ausgegangen“ und deshalb gebe es schlichtweg keine Gelder für Personal, Honorare und die Bewirtschaftung. Das Bezirksamt müsse die kulturellen Einrichtungen fachgerecht ausstatten und den Fachbereich Kultur finanziell stärken. Man wolle das sang- und klanglose Einstampfen von Kulturangeboten wegen fehlender finanzieller Mittel so nicht akzeptieren, kündigte die Partei an.

Ein Sorgenkind ist das Gebäude der Jugendkunstschule am Kummerower Ring. Es müsste dringend saniert werden. Die Arbeiten sollen 2020 beginnen. Damit verliert nicht nur die Jugendkunstschule ihren Standort, auch die Volkshochschule nutzt das Gebäude für einen Teil ihrer Angebote. Jennifer Hübner, Vorsitzende und kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, fordert nun, für die Volkshochschule Container aufstellen zu lassen: „Die Volkshochschule ist kein Bildungsort zweiter Klasse. Bei anderen Bildungseinrichtungen ist das Aufstellen von Containern ebenfalls selbstverständlich. Warum nicht bei der Volkshochschule?“

Autor:

Corina Niebuhr aus Kreuzberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 574× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 859× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 834× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.215× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.