Mit Engagement und Entdeckergeist
Der Podcast „Denk mal an den Osten“ erzählt und zeigt Wissenswertes über den Bezirk
Wussten Sie, dass Marzahn-Hellersdorf über das größte zusammenhängende Gebiet von Ein- und Zwei-Familien-Häusern in Deutschland verfügt und das Wuhletal die längste Grünfläche der Hauptstadt ist? Oder dass es die 5. Stoßarmee von Nikolai Bersarin, Berlins erster sowjetischer Stadtkommandant, die erste war, die am 21. April 1945 bei Marzahn ins Berliner Stadtgebiet vorrückte?
Heike Schlasse war all dies nicht bekannt. „Ich wusste so vieles nicht, muss ich zugegeben“, sagt die Geschäftsführerin von „Denk mal an Berlin“. Der Charlottenburger Verein will das Bewusstsein der Berliner für die Denkmalpflege fördern. Im Frühjahr war ein Rundgang durch Marzahn-Hellersdorf mit Restauratoren und Architekten geplant. Eric Keller (19) aus Hellersdorf, der beim Verein seinen Bundesfreiwilligendienst absolvierte, sollte die Führung konzipieren. Doch dann kam Corona, der Lockdown und die Absage aller Veranstaltungen. Was konnte man den knapp 350 Vereinsmitgliedern alternativ anbieten? Da hatte der 19-Jährige die Idee, einen Podcast über seinen Heimatbezirk zu erstellen. Heike Schlasse unterstützte ihn und betreute das Projekt über mehrere Monate redaktionell. Am 17. Juli dieses Jahres veröffentlichte der Verein schließlich die drei Folgen auf YouTube.
Der Podcast mit dem an den Verein angelehnten Namen „Denk mal an den Osten“ besteht aus den Teilen „Alt-Marzahn“, „Wissenswertes über Marzahn“ und „Die alten Dorfkerne“. Jeder Teil für sich hat eine Länge von rund vier Minuten. Dafür hat der 19-Jährige, der im August eine Ausbildung im Handel begonnen hat, Spaziergänge durch den Bezirk unternommen. Erwähnung finden zum Beispiel die Bockwindmühle, das Schloss Biesdorf und der Tierhof Alt-Marzahn. Für Sprachaufnahmen hatte er einen Audiorecorder dabei, mit dem Handy knipste er zahlreiche Fotos, die den Podcast begleiten. Bild und Ton wurden anschließend mit einer Software zusammengefügt. Recherchiert wurde im Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf, das für das Projekt auch einige historische Aufnahmen und Postkarten zur Verfügung stellte, sowie im Internet und in der Fachliteratur. Heike Schlasse, die sich selbst als „bekennenden Hörspielfan“ bezeichnet, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
„Eric hat da sehr viel Engagement und auch Entdeckergeist hineingesteckt“, sagt sie. Wichtig sei auch die „erfrischende, persönliche Art“ des Podcasts, fern jeglichen Wissenschaftsjargons. So erzählt Eric Keller an einer Stelle beispielsweise über die Gärten der Welt: „Als ich noch kleiner war, waren die Besuche dort immer unglaublich toll und aufregend. Und auch heute besuche ich die Parkanlage mit ihren vielen Gärten aus verschiedenen Ländern und Kulturen sehr gerne.“
Außerdem kommt Eric Keller im Podcast auch auf das Image des Bezirks zu sprechen: „Für viele ist das, was Marzahn ausmacht, die Großsiedlung. Dabei hat mein Bezirk so viel mehr zu bieten als die vielen Plattenbauten, die sich großflächig über das Gebiet von Marzahn-Hellersdorf erstrecken. Den Platten – und somit dem Bezirk – haftet auch teils ein deutlich schlechterer Ruf an, als sie es verdienen. So verzeichnete man 2018 eine der niedrigsten Kriminalitätsraten Berlins. Nur Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf vermeldeten weniger Straftaten.“
„Denk mal an den Osten“ ist zu hören und zu sehen auf www.youtube.com/user/denkmalanberlin/videos.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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