Die Museums-Liebe bleibt
Die Leiterin des Bezirksmuseums Marzahn-Hellersdorf Dorothée Ifland geht nach 32 Jahren in den Ruhestand

Dorothée Ifland vor dem Eingang „ihres“ Bezirksmuseums am Dorfanger, der sich derzeit in voller Blütenpracht zeigt. | Foto:  Ulrike Martin
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  • Dorothée Ifland vor dem Eingang „ihres“ Bezirksmuseums am Dorfanger, der sich derzeit in voller Blütenpracht zeigt.
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Ein etwas melancholischer Blick zurück, aber auch ein erwartungsvoller nach vorne: Dorothée Ifland geht in den Ruhestand. Am Montag, 25. März, ist nach 32 Jahren ihr letzter Arbeitstag als Leiterin des Bezirksmuseums Marzahn-Hellersdorf.

Dorothée Ifland wurde 1961 in Stuttgart geboren, studierte zunächst in Tübingen und ab 1983 in Berlin Politikwissenschaft. Ihren ersten Job hatte sie 1987 in einer Einrichtung für politische Erwachsenenbildung, war dort Geschäftsführerin. 1991 sah sie in einer Anzeige, dass für das Heimatmuseum Marzahn, so hieß das heutige Bezirksmuseum damals, eine Leitung gesucht wurde, bewarb sich und erhielt die Stelle.

Dorothée Ifland vor dem Museumseingang. | Foto: Ulrike Martin
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„Ich habe nicht unbedingt daran geglaubt, den Job zu kriegen“, sagt sie. Aber Anfang der 1990er-Jahre sei eine gute Zeit gewesen, viel Neues wurde ausprobiert, vieles sei ausbaufähig gewesen. Leute aus dem Westen waren in Ämtern in Ost-Berlin willkommen, da sie sich in der Verwaltung auskannten. Und in ihrer vorigen Tätigkeit habe sie ja sozusagen Leiterin gelernt. „Ich bin mit einer gewissen Naivität an die neue Aufgabe herangegangen, hatte weder Ahnung von Marzahn noch von Museumsarbeit“, erzählt Ifland. „Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut, mich zu bewerben.“

Schwierige Anfänge

Die Entscheidung hat sie aber nie bereut, ist schnell in die neue Aufgabe hereingewachsen. Dabei war nicht immer alles einfach. Zunächst war das Museum für kurze in einer ehemaligen Kita, dann sehr beengt im Dachgeschoss des heutigen KulturGuts in Alt-Marzahn 23 untergebracht. „Der Platz genügte den Ansprüchen an Museumsarbeit überhaupt nicht“. Eine entscheidende Etappe begann 1997 mit der Gründung eines Fördervereins, initiiert von Günter Peters, dem ehemaligen Stadtbaudirektor Ostberlins. Mit seiner Hilfe gelang es, 1999 in die ehemalige Dorfschule am Dorfanger umzuziehen, dem heutigen Haus 1 des Museums in Alt-Marzahn 51. Das Thema der ersten Ausstellung war das 20-jährige Jubiläum Marzahns. Aktuell läuft übrigens zum 45-jährigen Bezirksjubiläum eine Schau über den Architekten Marzahns Wolf R. Eisentraut.

Dorothée Ifland vor einer Karte des Bezirks. Rechts ist der Dorfanger zu sehen.  | Foto:  Ulrike Martin
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„Dann kam vom Förderverein der Ruf nach einer Dauerausstellung“, erinnert sich Ifland. „Aber dafür reichte wieder mal der Platz nicht". Ein langwieriger Prozess begann, bis schließlich 2012 in der ehemaligen Heinz-Lüdecke-Bibliothek in Alt-Marzahn 55 die Dauerausstellung eröffnet werden konnte. Und die hat es in sich, nämlich 11 000 Jahre Zeitgeschehen der Region, von der Ur- und Frühgeschichte bis zu Beginn der 2000er-Jahre. Der Besucher erfährt unter anderem auch, dass die heutigen Ortsteile Marzahn, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Biesdorf bereits im 13. Jahrhundert gegründet wurden.

NS-Zwangsarbeit in Marzahn-Hellersdorf

Neben der Organisation von Ausstellungen hat Ifland an Publikationen mitgearbeitet, museumspädagogische Angebote und Gesprächsreihen entwickelt. Die inhaltliche Arbeit gemeinsam mit ihrem Team aus drei Kolleginnern, Honorarkräften und Historikern hat ihr immer sehr viel Spaß gemacht. Bei der Themensuche sollte es vorwiegend um den Bezirk, um die Ortsteile gehen. Besonders wichtig war der Leiterin eine Ausstellung zur NS-Zwangsarbeit im Marzahn-Hellersdorf, die 1995, 50 Jahre nach Kriegsende gezeigt wurde. „Das ist ein Thema, das mich immer noch begleitet.“

Das Profil eines Korbgeflechtbrunnens aus der Eisenzeit ist in der Dauerausstellung zu sehen.  | Foto: Ulrike Martin
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„Unglaublich, wir mussten verlängern“

In besonderer Erinnerung ist Dorothée Ifland eine Ausstellung über Graffiti im Jahr 2022 geblieben. Eine ehemalige Praktikantin hatte dazu die Idee. Dass es in den 1990er-Jahren eine Graffiti-Szene im Bezirk gegeben hatte, war bis dahin kaum bekannt. „Die Ausstellung fiel total aus dem Rahmen.“ Junge Menschen aus ganz Berlin besuchten die Schau. „Das hat sich dermaßen rumgesprochen, unglaublich, wir mussten verlängern.“ Normalerweise sei das Publikum im Bezirksmuseum eher älter, jüngere Besucher zu gewinnen, sei eine Aufgabe für die Zukunft.

Endlich wochentags ins Museum

Ihrer eigenen Zukunft sieht Ifland gelassen entgegen. „Klar, ich muss erst mal loslassen“, sagt sie. „Aber ich freue mich auf die Freizeit, dann kann ich auch mal mittwochs oder donnerstags in Ausstellungen gehen, nicht nur am Wochenende.“ Denn Museumsbesuche stehen definitiv auf der To-do-Liste. Worauf sie sich schon sehr freut, sind Touren mit dem Rad in Ecken Berlins, die sie noch nicht kennt und Ausflüge ins Umland. „Oder ich fahre mit irgendeiner Buslinie bis zur Endstation.“

Auf jeden Fall sei es gut, dass jetzt der Frühling beginne. „Hätte mein letzter Arbeitstag im November gelegen, wäre meine Stimmung vielleicht nicht so gut.“

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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