Schätze aus aller Welt
Geologe Herbert Schlegel möchte seine Stein-Sammlung abgeben

Herbert Schlegel ist stolz auf seine Sammlung, die der Diplom-Geologe gern weitergeben würde. In der Hand hält er einen Malachit aus dem Kongo, ein grüner Schmuckstein, den er einst gekauft hat. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Herbert Schlegel ist stolz auf seine Sammlung, die der Diplom-Geologe gern weitergeben würde. In der Hand hält er einen Malachit aus dem Kongo, ein grüner Schmuckstein, den er einst gekauft hat.
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Orange-bräunlich schimmert er in der Hand und hat eine beachtliche Größe. „Das ist einer meiner schönsten Steine“, sagt Herbert Schlegel beim Blick auf den Bernstein, der in den 90er-Jahren bei Baggerarbeiten vom Grund des Elsensees in Mahlsdorf hochgeholt wurde. Er ist nur einer von zahlreichen Schätzen in der Sammlung des Diplom-Geologen, der in Hellersdorf wohnt.

Jahrzehntelang hat der mittlerweile hochbetagte Rentner Edelsteine, Minerale, Fossilien, Gesteine und sogenannte Klimazeugen – das können zum Beispiel Bernsteine, Korallen oder Kohlen sein – aus aller Welt gesammelt. Auch Schmucksteine wie ein für seine grüne Farbe bekannter Malachit aus der Demokratischen Republik Kongo gehören dazu. Dafür ist Herbert Schlegel, der aus dem Ruppiner Land stammt und bereits in seiner Kindheit das Interesse für Gesteine entdeckte, in verschiedene Länder gereist. Er hat im Laufe seines Berufslebens zahlreiche Bohrungen begleitet und Fachmessen wie die Mineralienbörse unter dem Berliner Funkturm besucht. Einen Teil seiner Sammlung kaufte er sich zusammen, zum Beispiel einen Aquamarin aus Pakistan, für den er einst seine persönliche Rekordsumme von 450 D-Mark hinblätterte. Erweitern konnte er seine Sammlung auch, als die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ein Depot in Spandau teilweise auflöste. Viele Steine fand er allerdings selbst.

Dieser Bernstein wurde in den 90er-Jahren bei Baggerarbeiten aus dem Elsensee in Mahlsdorf hochgeholt. Er ist einer der schönsten Steine in der Sammlung von Herbert Schlegel. | Foto: Philipp Hartmann
  • Dieser Bernstein wurde in den 90er-Jahren bei Baggerarbeiten aus dem Elsensee in Mahlsdorf hochgeholt. Er ist einer der schönsten Steine in der Sammlung von Herbert Schlegel.
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Nahe Karstädt in der Prignitz habe er einmal den größten Granat Deutschlands entdeckt, erzählt er. Bei einer Bohrprobe wurden aus etwa einem Kilometer Tiefe Edelsteine aus der Erde geholt. Auch Kalkkristalle und Eisenerz wurden dabei im Bohrer mit an die Erdoberfläche gebracht. „Ich bin dann im Wald um die Bohrung rumgestromert und habe einen Findling gesehen. Da waren Granate dran. Dann habe ich den mit dem Vorschlaghammer von dem Block abgeschlagen“, erinnert sich Herbert Schlegel an den Fund, den er in den 60er-Jahren machte. Besonders in Norddeutschland wimmle es vor verschiedenen Steinen, erzählt er. Aber auch in der Eifel, im Harz, Erzgebirge, Schwarzwald, Fichtelgebirge und Frankenwald sieht der Geologe spannende Gebiete. In einem Bergwerk in Thüringen, in dem er einst ein Jahr gearbeitet hat, habe er viele bunte Steine entdeckt. Darunter war auch einer seiner Lieblingssteine, der Fluorit, und der wegen seiner verschiedenen Farben als „Stein des Regenbogens“ bezeichnete Turmalin.

Eine Auswahl der Sammlung, zu der Edelsteine, Minerale, Fossilien, Gesteine und sogenannte Klimazeugen aus aller Welt gehören. | Foto: Philipp Hartmann
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Doch nicht immer musste Herbert Schlegel für große Entdeckungen weit wegfahren. Auch in unmittelbarer Umgebung stieß er auf interessante Funde. Durch die nach der Eiszeit geschmolzenen Gletscher seien beispielsweise noch heute viele Fossilien aus Skandinavien in Berlin und dem Umland auffindbar, berichtet er. Von einem Freund habe er mal einen Backenzahn eines Mammuts erworben, der nach der Wende in Niederlehme südlich von Berlin gefunden wurde – genau wie ein Nashornwirbel, den ihm ein Freund vermachte.

Diesen Nashornwirbel, der in Niederlehme südlich von Berlin gefunden wurde, hat ein Freund Herbert Schlegel vermacht. | Foto: Philipp Hartmann
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Tagelang könnte der Experte spannende Geschichten über sein Fachgebiet erzählen, zum Beispiel, dass es am Müggelsee eine Uferstelle gab, wo Gold geschürft werden konnte. Sein Wissen hat er über Jahrzehnte bei Workshops in verschiedenen Einrichtungen an Kinder weitergeben. Noch heute ist er jeden Mittwoch im Haus Babylon anzutreffen, wo er von 16 bis 20 Uhr ein paar seiner Gesteine auspackt und darüber referiert. Das Interesse bei den Kindern sei heute jedoch kaum noch vorhanden.

Herbert Schlegel ist stolz auf seine Sammlung, die der Diplom-Geologe gern weitergeben würde. In der Hand hält er einen Malachit aus dem Kongo, ein grüner Schmuckstein, den er einst gekauft hat. | Foto: Philipp Hartmann
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Den Großteil seiner Sammlung bewahrt er in seiner Wohnung auf. Auch im Grünen Haus in Hellersdorf, wo früher mal regelmäßig im „Geomuseo“ Hunderte Exponate begutachtet werden konnten, sind noch viele Steine gelagert. Schon bald dürfte das alles jedoch aufgelöst werden, weil niemand seiner Mitstreiter, mit denen er sich in einem Verein engagiert, mehr die Miete für die dortigen Räume aufbringen kann. Herbert Schlegel ist deshalb besorgt um das Fortbestehen seiner Sammlung. „Entweder wir retten die Steine oder wir kippen sie auf den Müll“, sagt er. Seine Tochter könne damit als Erbin nichts anfangen. Deshalb würde er seine Sammlung auch verschenken. Am liebsten wäre ihm aber eine Ausstellungsfläche von etwa 100 Quadratmetern, wo die Steine öffentlich besichtigt werden könnten.

Kontakt zu Herbert Schlegel gibt es unter Telefon 99 27 43 82.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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