Von Eierbechern und Schiffskatastrophen
In Marzahn-Hellersdorf lebt eine Vielzahl an begeisterten Sammlern
Menschen aus ganz Berlin mit einer außergewöhnlichen Sammelleidenschaft standen kürzlich in der Berliner Woche im Mittelpunkt. Aus Marzahn-Hellersdorf haben sich neben der Posamentenknöpfe-Sammlerin Andrea Kühn viele weitere Sammler gemeldet. Hier wollen wir einige kurz vorstellen.
Lutz Kretzschmar aus Mahlsdorf verweist zum Beispiel auf seine Biergläser-Sammlung. „Angefangen hat es schon in meiner Kindheit, da meine Eltern von ihren Urlaubsreisen Biergläser mitbrachten. Das habe ich dann über einige Jahrzehnte weiter betrieben“, erklärt er. Aus Platzgründen habe er mit dem Sammeln bei etwa 150 Gläsern aufgehört und ist überzeugt: „Nichts schmeckt so gut wie ein Bier aus dem dazu passenden Glas.“
Gisela Nicolai aus Kaulsdorf sammelt seit 13 Jahren Puppen. Bei 150 habe sie aufgehört zu zählen. „Es wird in der 2-Raum-Wohnung schon etwas eng. Ich finde aber immer noch Platz“, schreibt sie. Bei Frank Luleich aus Biesdorf liegt der Fokus dagegen auf Streichholzschachteln. In seinem Arbeitszimmer bewahrt er seine Sammlung auf, die inzwischen auf ungefähr 1000 angewachsen ist.
Noch deutlich größer ist die Sammlung von Hans-Joachim Heinrich aus Marzahn. Der 74-Jährige trägt seit rund vier Jahrzehnten Eierbecher aus aller Welt zusammen, die er in Setzkästen aufbewahrt. Stückzahl laut eigener Angabe: circa 2900. Eine weitere Eierbecher-Sammlerin ist Brigitte Meitzner-Birkholz aus Marzahn. Bei ihr sind es 730, darunter Exemplare aus Holz, Keramik, Glas und Plastik. „Meine Enkelkinder und Kinder freuen sich immer, wenn sie bei uns übernachten und es ein Frühstücksei gibt. Jeder kann sich sein Motiv aussuchen“, so die 74-Jährige.
Monika Todt aus Hellersdorf ist hingegen auf den Teddybären gekommen. Etwa 100 hat sie in allen möglichen Größen aus dem In- und Ausland gesammelt und überall in ihrer Wohnung verteilt. „Ungewöhnlich ist vielleicht, dass die beiden kleinsten (aus Glas) auf einem Teelicht sitzen“, teilt sie mit. Der größte Bär sei 60 Zentimeter groß, stamme noch aus den 50er-Jahren, habe Glasaugen, eine Stimme und eine Füllung mit Holzwolle. Auch Korinna Nawrotzky und Jörg Schmieder aus Marzahn sind begeisterte Sammler. Schon als Kind habe sie Briefmarken gesammelt, heute meist Mokkatassen und Gläser, schreibt Korinna Nawrotzky. Ihr Partner sammle Streichholzschachteln und Bierdeckel. Ihre größte Sammlung bestehe aus Theaterprogrammen wie Tanz, Musical und Kino. Dafür seien sie seit 33 Jahren trotz Behinderung alle zwei Tage mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs.
Seit mehr als sechs Jahrzehnten sammelt Frank Gizyki (75) aus Marzahn Zündholzetiketten. Inzwischen hat er laut eigener Schätzung etwa 11 000 zusammen.
Eine außergewöhnliche Sammelleidenschaft hat auch Fritz Claus Rothe. Der 74 Jahre alte Marzahner hat in verschiedenen Berufen gearbeitet, war unter anderem 20 Jahre Werbeleiter der „Weißen Flotte“ in Stralsund. Dort entstand seine Vorliebe zum Fotografieren von Schiffen und zur Recherche nach deren Herkunft. Er verfüge über mehr als 10 000 Bilder und Bücher über die Geschichte und Katastrophen von Schiffen. Zudem habe er selbst zahlreiche Bücher über die Schifffahrt geschrieben. Darüber hinaus besitze er eine sehr große Briefmarkensammlung sowie ein umfangreiches Bildarchiv über Berlin und andere Städte.
In einer ausführlichen E-Mail schreibt Frau Engling aus Marzahn: „Mein Mann behauptet immer, dass ich einen Sammeltick habe.“ Mit dieser Einschätzung dürfte er nicht falsch liegen. „Ich habe schon immer so manches gesammelt. Begonnen hat es mit allen Karten des Sandmännchens, die ich noch heute habe – egal, ob in Schwarz-Weiß oder in Farbe“, erläutert die Sammlerin. Inzwischen habe sie auch Sandmännchen-Kalender, -Magnete und -Figuren. Danach habe sie zunächst mit ihrer Tochter, später allein Diddl-Maus-Figuren, außerdem Karten, Briefpapiere und Blöcke, Spieluhren und Sparbüchsen, Werbeaufsteller und Fahnen mit Diddl-Motiv gesammelt. Als die Diddl-Zeit zu Ende ging, sammelte sie Hunderte von Artikeln mit Minions-Motiv. Darüber hinaus stieß sie auf ein altes Hobby. So habe sie als Kind Lackbilder gesammelt. „Seit einigen Monaten versuche ich, diese zu vervollständigen. Gerade die DDR-Bilder sind heute besonders wertvoll, weil nach der Wende alle die ‚schickeren‘ Westbilder haben wollten und die DDR-Bilder weggeschmissen haben“, erklärt sie. Durch das Erbe ihres Vaters verfüge sie auch noch über eine Briefmarkensammlung, darunter alle DDR-Briefmarken seit Anfang der 60er-Jahre und einige Sondermünzen. Inzwischen seien alle Regale und Schränke an allen Wänden ihrer Wohnung vollgestopft.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.